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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehreren Dutzend Beinen stammendes Pochen. Es schien darauf hinzudeuten, daß sich das Abendessen näherte.
    Der Basilisk öffnete seine legendären Augen, entrollte einen sechs Meter langen, hungrigen Leib und glitt wie flüssiger Tod aus dem Sand.
    Truhe verharrte und hob drohend die Klappe. Das Ungeheuer – an dieser Stelle ist der Basilisk gemeint – zischte ein wenig unsicher, denn es hatte noch nie eine wandelnde Kiste gesehen, in deren Holz Krokodilzähne steckten. Darüber hinaus bemerkte es einige ledrige Fetzen, die erbitterte Auseinandersetzungen in einer Handtaschenfabrik vermuten ließen. Nun, der Basilisk konnte natürlich nicht sprechen, aber selbst wenn er dazu in der Lage gewesen wäre: Ihm fehlten geeignete Ausdrücke, um den durchdringenden Scharnierblick zu beschreiben.
    In Ordnung, dachte er entschlossen. Wenn du mich unbedingt zu einem Wettkampf im Starren herausfordern willst, hast du es nicht besser verdient.
    Er drehte sich langsam um und sah Truhe an. Seine Augen wurden zu metaphorischen Diamantbohrern, die für gewöhnlich selbst den härtesten Willen brachen, ins Gehirn vorstießen und die zarten Netzgardinen vor dem Fenster der Seele zerrissen…
    Der Basilisk begriff, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Hinter seinen untertassengroßen Pupillen entstand ein ebenso seltsames wie unangenehmes Gefühl. Es begann wie ein Prickeln an jenen wenigen Quadratzentimetern des Rückens, die selbst mit noch so akrobatischen Verrenkungen unerreichbar bleiben. Das Brennen nahm immer mehr zu, bis es so heiß glühte wie eine zweite, innere Sonne.
    Der Basilisk spürte die schreckliche, unwiderstehliche Versuchung zu zwinkern.
Er traf eine sehr unkluge Entscheidung.
    Er zwinkerte.
     

    » E r spricht durch den Hut«, sagte Rincewind.
    »Was?« fragte Nijel. Er kam allmählich zu dem Schluß, daß die Welt eines barbarischen Helden nicht so einfach und übersichtlich war, wie er zunächst angenommen hatte. Ein Teil seines Selbst sehnte sich plötzlich danach, im Lebensmittelladen seines Vaters Pastinaken zu sortieren.
    »Er meint, der Hut spricht durch ihn«, sagte Conina und folgte dem üblichen Verhaltensmuster von Menschen, die sich mit gestaltgewordenem Entsetzen konfrontiert sehen: Sie wich einen Schritt zurück.
    »Wie?«
    »Ich will euch nichts zuleide tun«, sagte Abrim, streckte die Hände aus und trat vor. »Immerhin habt ihr mir gewisse Dienste erwiesen. Wie dem auch sei: Eure Vermutungen treffen zu. Der Großwesir glaubte, er könne Macht erringen, indem er mich aufsetzte. Natürlich ist genau das Gegenteil der Fall. Was für ein verschlagenes, heimtückisches und intelligentes Bewußtsein!«
    »Aha«, machte Rincewind. »Deshalb hast du seinen Kopf ausprobiert.« Er schauderte, als er sich daran erinnerte, daß er den Hut ebenfalls getragen hatte. Offenbar fehlte es ihm an Verschlagenheit und Heimtücke, und dafür dankte er dem Schicksal. Abrim zeichnete sich durch genau die richtige Art Verstand aus, und nun waren seine Augen trüb und farblos. Die Haut wirkte blaß, und der Körper bewegte sich so, als hinge er vom Kopf herab.
    Nijel holte sein Buch hervor und blätterte nervös.
»Bei allen Göttern, was machst du da?« fragte Conina und wandte den Blick nicht von der gespenstischen Gestalt ab.
»Ich sehe im Verzeichnis Monströser Monster nach«, erklärte Nijel.
    »Hältst du ihn für einen Untoten? Untote sind nur schwer zu töten. Man braucht Knoblauch und…«
    »Ich bin sicher, dieses Etwas fehlt im Verzeichnis grausiger Grausigkeiten«, sagte Rincewind langsam. »Es ist ein… ein Vampirhut.«
    »Natürlich könnte es auch ein Zombie sein«, murmelte Nijel. Sein Zeigefinger strich über eine zerknitterte Seite. »Hier heißt es, man müsse sich schwarzen Pfeffer und Meeressalz besorgen, aber…«
    »Man soll Ungeheuer nicht verspeisen, sondern gegen sie kämpfen«, zischte Conina.
    »Diesen Verstand kann ich verwenden«, verkündete der Hut. »Jetzt bin ich endlich imstande, mich zur Wehr zu setzen. Ich werde die Heere der Zauberei aufs Schlachtfeld führen. In dieser Welt gibt es nur Platz für eine Art von Magie – für meine. Kreativer Magus, jetzt geht es dir an den thaumaturgischen Kragen!«
    »O nein«, hauchte Rincewind.
»In den vergangenen zwanzig Jahrhunderten hat die Zauberei viel gelernt. Die magischen Emporkömmlinge sind nicht unbesiegbar. Ihr drei… Folgt mir.«
    Es handelte sich nicht um eine Bitte. Es war nicht einmal ein Befehl. Statt dessen

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