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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein gewaltiger, prächtiger Pilz auf, der zu jener Gattung gehörte, die man in Fachbüchern mit hübschen Totenkopf- und Knochensymbolen kennzeichnet.
    Die Soldaten des Serifs setzten sich tapfer zur Wehr, zumindest eine Zeitlang, aber Frösche und Molche können verständlicherweise nur schlecht mit Schwertern und Säbeln umgehen. Die entsprechend verwandelten Wächter waren noch recht gut dran, denn wenigstens befanden sich ihre wichtigsten Organe im Innern des Körpers.
    Kreative Magie regierte die Stadt; es herrschte thaumaturgisches Kriegsrecht.
Bei einigen Gebäuden in unmittelbarer Nähe des Turms glänzte bereits der weiße Marmor, den die Zauberer bevorzugten.
Rincewind, Conina und Nijel sahen durch ein Loch in der Palastmauer. »Sehr beeindruckend«, kommentierte Cohens Tochter. »Deine Zauberer haben mehr Macht, als ich bisher dachte.«
    »Es sind nicht meine Zauberer«, erwiderte Rincewind. »Es ist mir ein Rätsel, wer oder was sie sind. Die Zauberer, die ich kannte, waren nicht einmal imstande, zwei Steine aufeinanderzusetzen.«
    »Die Vorstellung, daß Zauberer über alle anderen Leute herrschen, gefällt mir nicht sonderlich«, sagte Nijel. »Als Held muß ich natürlich ohnehin philosophische Einwände gegen die Zauberei erheben. Eines Tages…« Sein Blick trübte sich ein wenig, so als versuche er, sich an etwas zu erinnern. »Eines Tages wird die Zauberei endgültig aus der Welt verschwinden, und dann können die Söhne der… der…« Er räusperte sich und fügte unsicher hinzu: »Nun, wir sollten alle etwas praktischer sein.«
    »Das hast du in einem Buch gelesen, nicht wahr?« fragte Rincewind verdrießlich. »Wurden darin auch Bökke erwähnt?«
    »Er hat recht«, warf Conina ein. »Ich habe nichts gegen Zauberer, aber eigentlich nützen sie kaum etwas. Ich hielt sie immer für einen Teil der allgemeinen, äh, Dekoration. Bis jetzt.«
Rincewind nahm seinen Hut ab. Er war zerbeult, fleckig und verstaubt; hier und dort zeigten sich ausgefranste Stellen, und vom Stern an der krummen Spitze lösten sich weitere kleine Pailletten. Doch unter all dem Schmutz konnte man noch immer das Wort ›Zaubberer‹ lesen. »Seht ihr das?« fragte Rincewind. Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen. »Erkennt ihr die Buchstaben? Was teilen sie euch mit?«
    »Daß deine Orthographiekenntnisse beschränkt sind?« vermutete Nijel. »Wie? Nein! Hier steht, daß ich Zauberer bin, jawohl! Seit zwanzig Jahren beschäftige ich mich voller Stolz mit der magischen Kunst und hatte dabei Gelegenheit, viele Erfahrungen zu sammeln! Ich habe Dutzende von Prüfungen best… Ich meine, ich habe an Dutzenden von Prüfungen teilgenommen und viele Zauberformeln gelesen. Wenn man sie aufeinanderstapelte, ergäben sie, äh, viele Zauberformeln!«
    »Ja, aber …«, begann Conina.
»Aber was?«
»Du kannst nicht sehr gut damit umgehen, oder?«
Rincewind bedachte die junge Frau mit einem finsteren Blick und suchte nach den richtigen Worten für eine angemessene Erwiderung. Er suchte so verzweifelt danach, daß sich ein kleiner Empfangsbereich in seinem Gehirn öffnete – genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein bereits erwähntes Inspirationspartikel, das eine viele hundert Lichtjahre weite Reise hinter sich und den aus Myriaden Zufallsereignissen bestehenden kosmischen Filter durchdrungen hatte, raste heran und bewirkte intellektuelle Stimulation.
»Talent und Begabung bestimmen nur die Leistungsfähigkeit, nicht aber die Identität«, behauptete Rincewind kühn. »Ich meine, sie bleiben ohne Einfluß auf das, was man tief in seinem Innern zu sein glaubt.
Wenn man fest genug vom eigenen Ich überzeugt ist, gibt es keine Beschränkungen mehr.«
Er dachte kurz nach und fügte hinzu. »Deshalb sind kreative Magier so mächtig. Es kommt darauf an zu wissen, was man ist.«
Bedeutungsvolle philosophische Stille schloß sich an.
»Rincewind?« fragte Conina leise.
»Hmm?« entgegnete Rincewind und überlegte, wie ihm derartige Worte in den Sinn gekommen waren.
»Ist dir eigentlich klar, daß du ein Vollidiot bist?«
»Keiner rührt sich von der Stelle.«
Der Großwesir Abrim trat durch einen nahen Torbogen. Er trug den Hut des Erzkanzlers.
     

    D ie Wüste briet unter der lodernden Sonne. Es bewegte sich nur flimmernde Luft, so heiß wie ein gestohlener Vulkan, so trocken wie ein Totenschädel.
    Ein Basilisk hockte im siedenden Schatten eines Felsens und geiferte gelben, ätzenden Schleim. Seit einigen Minuten hörte er ein leises, von

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