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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schurken?«
    Metall schabte über Metall, als die vier Wächter mit geübtem Geschick ihre Säbel zogen.
    Nijels Klinge wurde zu einem umherwirbelnden Schemen. Sie beschrieb mehrere weite Bogen, die eine verdrehte Acht ergaben, tanzte über den Arm des jungen Mannes, sauste hinter ihm von einer Hand zur anderen, drehte sich zweimal um die Brust und sprang wie ein nervöser Lachs.
    Einige Haremsdamen ließen sich zu einem spontanen Applaus hinreißen. Selbst die Soldaten wirkten beeindruckt.
    »Das ist ein Dreifacher Fatalstoß Mit Zusätzlichem Flickflack«, verkündete Nijel stolz. »Ich habe viele Spiegel zerbrochen, als ich ihn lernte. Sieh nur, die Wächter bleiben stehen.«
    »Vermutlich haben sie so etwas noch nie gesehen«, entgegnete Rincewind betroffen und schätzte die Entfernung zur Tür ab. »Kann ich mir denken.«
    »Sicher waren sie besonders überrascht, als sich das Schwert in die Decke bohrte.«
Nijel sah nach oben.
»Komisch«, sagte er. »Auch zu Hause passierte das ständig. Ich frage mich, was ich falsch mache.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Ach, es tut mir leid«, stöhnte der junge Mann kummervoll, als die Soldaten zu dem Schluß gelangten, daß die kleine Vorstellung zu Ende ging. Sie kamen entschlossen näher.
    »Mach dir keine Vorwürfe…«, sagte Rincewind und beobachtete, wie Nijel die Hand hob und vergeblich versuchte, sein Schwert aus der Decke zu ziehen.
    »Danke.«
    »… das erledige ich für dich.«
    Rincewind überlegte seinen nächsten Schritt. Um ganz genau zu sein: Er erwog gleich mehrere. Aber die Distanz zur Tür erschien ihm zu groß, und einige bestimmte Geräusche wiesen darauf hin, daß sich die Lage im Korridor ebenfalls zuspitzte – die Betonung lag auf spitz.
    Damit blieb nur eine Möglichkeit: Er mußte Magie einsetzen. Er streckte die rechte Hand aus, und zwei Wächter stürzten zu Boden. Er hob die linke Hand, und daraufhin fielen auch die anderen beiden.
    Als sich Rincewind darüber zu wundern begann, trat Conina elegant über die vier reglosen Gestalten hinweg und rieb sich geistesabwesend die Handkanten.
    »Ich dachte schon, du kämst nicht mehr«, sagte sie. »Wer ist dein Begleiter?«
     

    E s wurde bereits darauf hingewiesen, daß Truhe nur selten Gefühle zeigt (abgesehen vielleicht von blindem Zorn und brodelndem Haß), und deshalb ist es schwer, ihre Empfindungen zu erahnen, als sie einige Meilen außerhalb von Al Khali erwachte. Wie würde es Ihnen gefallen, in einem Trockental zu sich zu kommen und festzustellen, daß Sie auf der Klappe liegen und Ihre Beine nach oben zeigen?
    Schon einige Minuten nach dem Sonnenaufgang war die Luft so heiß wie in einem Backofen. Truhe zappelte hingebungsvoll, neigte sich hin und her und schaffte es schließlich, die meisten Füße auf den Boden zurückkehren zu lassen. Anschließend begann sie mit einem zeitlupenartigen Tanz, bei dem es darum ging, den glühenden Sand mit so wenigen Gliedmaßen wie möglich zu berühren.
    Truhe hatte sich nicht verirrt. Sie wußte genau, wo sie sich befand. Sie war immer hier.
Allerdings schien alles andere den Ort gewechselt zu haben. Einige Minuten lang dachte sie gründlich nach, drehte sich um und wankte langsam gegen einen Felsen.
    Sie wich zurück und nahm verwirrt Platz. Truhe fühlte sich so, als habe sie jemand mit heißen Federn gefüllt, und sie erinnerte sich vage an die Vorzüge von Schatten und kühlen Getränken.
    Nach einigen zögernden Versuchen erklomm sie eine nahe Düne, von deren Kuppe aus sie Hunderte von anderen, ähnlich beschaffenen Dünen betrachtete.
    Tief in Truhes hölzernem Herzen regte sich Besorgnis. Man hatte sie verschmäht, ihr einen Tritt gegeben und sie aufgefordert, zu verschwinden. Außerdem befand sich in ihrem multidimensionalen Magen genug Orakh, um die Bevölkerung eines kleines Königreichs zu vergiften.
    Reiseutensilien brauchen vor allen Dingen jemanden, dem sie gehören. Als Truhe zu dieser Erkenntnis gelangte, trippelte sie unsicher über den brennenden Sand und schöpfte neue Hoffnung.

    » I ch bezweifle, ob uns genug Zeit für förmliche Vorstellungen bleibt«, sagte Rincewind, als ein abgelegener Teil des Palastes einstürzte. Der Boden erbebte. »Ich halte es für besser, wir machen uns sofort auf und…«
    Er begriff plötzlich, daß ihm niemand zuhörte.
Nijel ließ sein Schwert los.
Conina trat einen Schritt vor.
    »O nein«, ächzte Rincewind, aber es war bereits zu spät. Die Welt teilte sich: Die eine Hälfte

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