Der Zauberlehrling
Sie kinästhetisch vorgehen, also eine Problemsituation oder eine ressourcenvolle Erfahrung Ihres Gesprächspartners mit einem Berührungsreiz verbinden. Kinästhetische Anker dieser Art können Sie an verschiedenen Stellen des Körpers einrichten: u.a. an den Knien, den Händen, den Schultern, am Arm oder an den Fingerknöcheln. Wichtig ist beim Ankern, daß Sie den Druck Ihrer Berührung der Intensität der Reaktion Ihres Gesprächspartners anpassen und bei einem Wechsel in der Intensität dieser Reaktion auch den Druck Ihrer Berührung parallel verändern. Ein guter Anker beispielsweise für eine Ressource hängt darüber hinaus von der Intensität und der Reinheit der zu ankernden Erfahrung ab. Deshalb ist es wichtig, beim Ankern genauestens auf die Ressourcenphysiologie zu achten oder schon bei Vorab-Informationen zu erfragen, ob eine ressourcenvolle Erfahrung nicht doch Elemente anderer Reaktionen enthält, die sich beim Arbeiten mit der Ressource als störend erweisen könnten. Wenn nur Ressourcen geringer Intensität verfügbar sind, gibt es die Möglichkeit, mit mehreren Ressourcen, die an verschiedenen Stellen geankert werden können, zu arbeiten. Man kann aber auch verschiedene Ressourcen mit ein und demselben externen Reiz verbinden, also z.B. kinästhetisch an derselben Stelle ankern. Dieses Vorgehen nennt NLP „Anker stapeln“. Durch die Arbeit mit mehreren Ankern oder mit einem Ankerstapel können Sie Problemsituationen, die zu verändern eine einzige Ressource nicht wirksam genug wäre, dennoch bewältigen.
Kinästhetisch zu ankern ist jedoch in der Praxis manchmal nicht unproblematisch. Die Erfahrung zeigt, daß nicht wenige Menschen in unserem Kulturkreis Berührung nicht mögen. Und es gibt auch unter Beratern Personen, die Berührungen eher scheuen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, daß Sie auch auditiv und visuell zu ankern lernen, also verschiedene Momente Ihrer Stimme und Ihres Sprachverhaltens und beispielsweise Gesten als Anker einsetzen lernen. Auditiv ankern können Sie mit Lautstärke, Stimmhöhe, Betonung und Sprechrichtung. Sie können aber z.B. Ressourcen auch durch bestimmte Töne, Laute, Geräusche, spezifische Worte oder auch z.B. Räuspern ankern. Allerdings drängt sich bei letzteren Ankermethoden der negative Bewertungshorizont klassischer Konditionierung wieder sehr stark auf. Berichte von NLP-Beratern, die die Ressourcen ihrer Klienten durch Pfiffe ankern und darüber in Problemsituationen mobilisieren, rufen bei ihren Lesern Assoziationen wach, die den Zugang zu den wertvollen Möglichkeiten, die Arbeiten mit NLP bietet, eher verbauen. Arbeiten mit Ankern sollte meines Erachtens im Wesentlichen auf die Beratungssituation beschränkt sein. Wenn ein gezieltes Abrufen von Ressourcen über Anker in der Handlungssituation direkt nötig ist, sollte man um der individuellen Selbstbestimmung willen versuchen, den Betreffenden selber zu befähigen, sich die Ressourcen über Selbstanker verfügbar zu machen. Einen Klienten in der Verfügung über Ressourcen von auditiven oder visuellen Signalen des anwesenden Beraters abhängig zu machen kann nur ein Muster allerletzter Zuflucht sein.
1. Ankern üben
Die Fähigkeit des Ankerns 24 wird in NLP-Ausbildungen meines Wissens immer erstmals an einem Thema vermittelt, das „Moment of Excellence“ genannt wird. Der Moment of Excellence ist eine besonders ressourcenvolle Situation im Leben eines jeden Menschen, eine Situation, wo der oder die Betreffende in hervorragender Verfassung, im Vollbesitz aller Kräfte oder einfach „gut drauf“ war. Es gibt verschiedene sprachliche Ausdrucksformen, wie Menschen eine solche Verfassung benennen, immer aber geht es dabei um einen Zustand, den sich gezielt verfügbar machen zu können für viele Alltagssituationen von großem Nutzen sein kann. Den Moment of Excellence zu ankern ist deshalb für jede Beratung sinnvoll. Den Moment of Excellence selbst zu ankern und über den Selbstanker abrufen zu können ist deshalb für jedes Individuum von Vorteil.
1.1 Moment of Excellence
Für die erste Übung, den Moment of Excellence zu ankern, bitten Sie wieder einen Partner oder eine Partnerin als A, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Es geht hierbei zunächst um einen kinästhetischen Anker. Später haben Sie die Möglichkeit, sich im auditiven Ankern zu üben. Wichtig ist, als ersten Schritt dieses Übungsmusters, die Stelle am Körper, an der Sie ankern wollen, vorher zu testen, ob es dort nicht schon andere
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