Der Zauberlehrling
Deshalb wird der Begriff des Unbewußten bei der praktischen Arbeit von den meisten Gesprächspartnern akzeptiert. Dabei ist es beim NLP in der Tat ohne Belang, was für eine Vorstellung vom Unbewußten Gesprächspartner/innen sich machen. Sie können diese Vorstellung an das Phänomen des Träumens binden oder an kreative Prozesse, das Vergessen und spontane Wiedererinnern von Dingen u. a. mehr. NLP selber geht davon aus, daß die meisten physischen und geistigen Lebensprozesse unbewußt ablaufen. Dabei nimmt NLP keine einschneidende Barriere an zwischen unbewußten und bewußten Prozessen, sondern eher graduelle Unterschiede 36 .
Wichtig für die Arbeit mit NLP ist lediglich, auf einen positiven Begriff vom Wirken unbewußter Prozesse hinzuwirken als etwas, das für das Individuum wichtige Funktionen des Lebens und Wohlergehens ausübt. In diesem Zusammenhang gibt es auch die Vorstellung, daß das Unbewußte zuweilen den Menschen davor schützt, bestimmte Zusammenhänge seiner Lebenspraxis zu wissen, und insofern Widerstand gegen Bemühungen leistet, solche Dinge bewußt werden zu lassen.
Daß das Unbewußte mehr Macht über menschliche Lebenspraxis besitzt als das Bewußtsein, ist eine weitere Annahme, mit der NLP arbeitet. Diese überlegene Macht geht nach NLP einmal davon aus, daß die meisten Lebensprozesse unbewußt gesteuert werden, und zum anderen, daß auch die meisten Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben macht, seinem Bewußtsein nicht unmittelbar zugänglich sind. Damit wird das Unbewußte im NLP zu einer Instanz, zu der eine gute Beziehung herzustellen von Vorteil ist, genauso wie es vorteilhaft sein kann, gute Freunde zu besitzen, die über Macht verfügen.
Eine für das Arbeiten mit NLP wichtige Annahme besteht darin, daß das Seelenleben des Menschen strukturiert ist. Ähnlich wie Freud für den von ihm konzipierten psychischen Apparat Instanzen annahm, die inzwischen zum Bestand des Allgemeinwissens gezählt werden können: „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“, Instanzen, die Verhalten organisieren, um Ziele zu erreichen, geht auch NLP davon aus, daß die Persönlichkeit des Menschen so aufzufassen ist, daß „Teile“ der Persönlichkeitsstruktur „Verhalten“ organisieren, um für das Leben des Menschen „positive Absichten“ oder „positive Funktionen“ zu erfüllen. Bei der praktischen Arbeit mit dieser Vorstellung wird so verfahren, daß, wo immer es um eine menschliche Lebensfunktion geht, die durch Verhalten aufrechterhalten wird, auch ein Teil angenommen wird, der dieses Verhalten organisiert, um die Funktion sicherzustellen. Dieses Konzept weist Ähnlichkeiten auf mit der Theorie des Multimind von Robert Ornstein 37 .
Diese Annahme liegt fast allen Reframingmodellen zugrunde, ist aber in der Praxis manchmal nur schwer zu vermitteln, weil die Vorstellung, aus Teilen zusammengesetzt zu sein, oftmals negative mechanische Assoziationen auslöst, obwohl NLP einen systemischen Zusammenhang der Teile annimmt. Allerdings ist es auch hier für NLP nicht weiter von Bedeutung, ob der Begriff „Teile“ vom Gesprächspartner akzeptiert wird. Man kann an seiner Stelle auch mit Begriffen wie „Instanz“, „Persönlichkeitsanteil“ oder „Bestrebung“ arbeiten. Bei sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten können Sie auf den Begriff „Teile“ auch völlig verzichten, denn positive Absichten können Sie auch erfragen, ohne einen „Teil“ anzusprechen, ebenso wie Sie Einwände ohne die Identifizierung des entsprechenden „Teils“ überprüfen lassen können. Letztlich bleibt für erfolgreiches Arbeiten mit NLP die Empathie und Kreativität des Beraters verantwortlich, die sich auch und vor allem darin ausdrückt, die angemessene Sprache zu finden, die den individuellen Gesprächspartner zur Lösung individueller Probleme befähigen kann.
Für das Vorgehen von Reframing-Modellen ist darüber hinaus von Bedeutung, die Vorstellung zu akzeptieren, daß man mit dem Unbewußten Verbindung aufnehmen, mit ihm reden, es um etwas bitten und mit ihm verhandeln kann. Solche Vorstellungen werden in der Beratungspraxis manchmal nicht akzeptiert. Dann ist der Berater darauf angewiesen, den Six-Step in der obigen einfachen Form durchzuführen, die in der Sprache auf diese Kontaktaufnahme mit dem unbewußten Teil verzichtet. Dem Erfolg scheint dieser Verzicht nicht abträglich zu sein. Wenn man darauf jedoch nicht verzichten will, hat man noch die Möglichkeit, auf die Erfahrung
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