Der Zauberlehrling
kreativer Prozesse zurückzugreifen, in denen den Menschen im Wachen wie im Träumen Bilder, Worte oder Ideen eingegeben werden oder in denen spontan Gefühle auftauchen, die zu Problemlösungen führen. Einstein beispielsweise hatte einen Traum von einem Ritt auf einem Sonnenstrahl, der ihn zur Konzeption der Relativitätstheorie führte. Der Erfinder des Benzolrings sah im Traum eine Schlange, die sich in den Schwanz biß, und hatte damit die Lösung für seine offenen Fragen. Wenn Sie einen Six-Step in der von den Begründern des NLP konzipierten Form durchführen wollen, müssen Ihre Gesprächspartner/innen etwas damit anfangen können und dazu bereit sein, wenn Sie sie bitten, „nach innen zu gehen und Kontakt aufzunehmen mit dem Teil, der sie zu dem problematischen Verhalten veranlaßt“.
2.3 Six-Step-Reframing, Grundform
Das NLP-Grundmodell des Six-Step-Reframing enthält folgende sechs Schritte:
Problemverhalten x bestimmen.
Kontakt mit dem Teil X der Persönlichkeit aufnehmen, der das Problemverhalten x erzeugt.
Positive Funktion Y des Problemverhaltens x erfragen.
(Dieser Schritt wird manchmal als Unterscheidung zwischen Absicht und Verhalten oder als Trennung von Bewußtem [Verhalten] und Unbewußtem [Absicht] bezeichnet.)
Kontakt mit dem kreativen Teil der Persönlichkeit aufnehmen und Verhaltensalternativen erbitten, die die positive Funktion Y ebenfalls erfüllen können.
Den Teil X ersuchen, die Verantwortung für die Umsetzung der Verhaltensalternativen zu übernehmen (Future-Pace).
Einwände gegen die neuen Verhaltensalternativen überprüfen (Ökologie-Check).
Ich persönlich ziehe es vor, den sechsten Schritt (Ökologie-Check) vor dem fünften (Future-Pace) zu tun, weil es m. E. sinnvoll ist, die Veränderungsarbeit abgeschlossen zu haben, bevor der Transfer in eine zukünftige Situation stattfindet. In dieser Form werde ich deshalb im Folgenden auch den Six-Step in seiner NLP-Grundform darstellen.
Ein Muster des Six-Step-Reframing, das sprachliche Formulierungen vorgibt, wird wegen der alternativen Reaktionsmöglichkeiten der unbewußten Teile notwendigerweise einigen Raum beanspruchen. Ausbildungserfahrungen zeigen jedoch, daß die Aneignung der Gesprächsmuster sehr viel leichter möglich ist, wenn Lernende beim ersten Versuch auf einen sprachlich vorformulierten Text zurückgreifen können, um die Anweisungen an A dann im zweiten Schritt in eigene Worte zu kleiden.
Bevor Sie ein Six-Step-Reframing der Grundform beginnen, klären Sie mit A begriffliche Grundlagen, die in der Vorgehensweise auftauchen. Einigen Sie sich mit A über ein gemeinsames Verständnis „unbewußter“ Strukturen und Prozesse. Wirken Sie darauf hin, daß A die Vorstellung von einer „positiven Absicht“ unbewußter Prozesse (auch des Symptoms) akzeptiert. Klären Sie, wie eine dem Bewußtsein „überlegene Macht des Unbewußten“ aufgefaßt werden könnte. Und einigen Sie sich darüber, ob, und wenn ja wie, jene Instanz benannt werden sollte, die nach der Auffassung von NLP Verhalten organisiert, um wichtige Funktionen im Leben von A aufrechtzuerhalten. Stellen Sie sicher, daß A etwas damit anfangen kann und bereit ist, dem zu folgen, wenn Sie ihn oder sie auffordern, „Verbindung mit dem Unbewußten aufzunehmen“, „nach innen zu gehen“ und „Kontakt mit einem unbewußten Teil oder einer unbewußten Instanz aufzunehmen“, wie immer A das nennen will.
Wenn Sie Six-Steps der NLP-Grundform bereits als Anwender praktizieren, also nicht mehr in einem umfassenden Lernzusammenhang mit vertrauten Partner/innen NLP-Vorgehensweisen ständig üben, überlegen Sie, ob Sie, bevor Sie den eigentlichen Six-Step durchführen, eine Problemsituation aus dem angebotenen Problemzusammenhang „auf der Situationsebene“ bearbeiten oder eine „Integration zweier dissoziierter Physiologien“ nach dem Modell von Thies Stahl vornehmen. Sie erinnern sich, daß Sie mit dieser Vorarbeit die Chance vergrößern, daß die positive Absicht (der Sekundärgewinn) eines Problemverhaltens bewußt wird.
Schritt 1: Problemverhalten genau bestimmen
Wenn Sie mit einem Partner oder einer Partnerin als A zusammen üben, bitten Sie, bevor Sie beginnen, um die Suche nach einem Verhalten oder einer Gewohnheit, die A ändern möchte. Danach lassen Sie, wie Ihnen bereits geläufig ist, das Problemverhalten genau bestimmen. Abweichungen von der einfachen Form beginnen erst beim zweiten Schritt.
Schritt 2: Kontakt mit dem unbewußten Teil
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