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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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zu.
    Unsicher, wie sie reagieren sollte, warf Juliane Kalira einen flehenden Blick zu. Kalira legte die Hand auf ihren Rücken.
    »Juliane ist noch nicht vollständig genesen. Wir wollten nur kurz nach draußen.« Energisch schob sie Juliane Richtung Ausgang. Wenige Minuten später standen sie im Freien.
    Das Versteck der Rebellen befand sich viel höher in den Bergen, als Juliane vermutet hatte.
    Verschiedene Felsvorsprünge und Dornengestrüppe sorgten dafür, dass man vom Berg bis zum Tal hinunter zwar alles sah, umgekehrt aber einen zuverlässigen Sichtschutz genoss.
    Der Himmel hing bleigrau und von dicken Wolken verdeckt über dem Gebirge. Von Norden her wehte ein eisiger Wind, der den Geruch von Schnee mit sich trug. Die kalte Luft kroch langsam durch die Schichten ihrer Kleidung und drang bis in ihre Knochen. Sie verharrte bewegungslos und hieß den Kälteschmerz willkommen, wartete, bis die Kälte ihre Glieder steif gefror. Sie begrüßte die Pein, als Zeichen dafür, lebendig zu sein.
    Am Leben und gesund, während dort unten im Tal Leute dafür gestorben waren, dass sie in Sicherheit blieb. Eine einzelne Träne kullerte über ihre Wange. Juliane machte sich nicht die Mühe sie fortzuwischen. Sie wusste, dass Yorim und seine Leute sich nicht dafür geopfert hatten, dass sie sich aus ihrer Verantwortung stahl. Denn das war es. Juliane hatte der Wunsch, gebraucht zu werden, nach Goryydon gelockt. Sie durfte sich nicht nur die Rosinen herauspicken. Sie hatte eine Wahl getroffen und andere hatten dafür gebüßt. Diese Schuld konnte sie nie zurückzahlen.
    »Komm«, sagte Kalira nach einer Weile und riss Juliane aus ihren Überlegungen. »Wir sollten hineingehen.« Juliane hielt sie zurück.
    »Gleich. Ich habe gestern über das, was du sagtest, nachgedacht und du hast recht. Ich bin vielleicht die Auserwählte. Es war meine Neugier, die mich herbrachte und den Tod der Bauern verursachte, das muss ich wieder gutmachen.«
    Kalira nickte. Ich werde alles tun, damit du es nicht bereust.
    Sie war dankbar, dass Kalira so dachte. Ihre Unterstützung gab ihr Mut. Vor allem, da sie sich ihr so verbunden fühlte.
    Zusammen gingen sie in die Höhlen zurück. Warme, muffige Luft schlug ihnen entgegen. Wenig später befanden sie sich wieder in Julianes Kammer. Als sie sich entkleidete, zitterte sie vor Erschöpfung. Kalira musterte sie mit einem Anflug von Besorgnis und half ihr schließlich, sich auszuziehen und ins Bett zu gehen.
     
    Am nächsten Morgen betraten Rael, Elyna, Torus und Kalira Julianes Kammer. Erstaunt über den unangemeldeten Besuch und zugleich neugierig, was das zu bedeuten hatte, musterte sie die Erwachsenen. Sie warf Kalira einen fragenden Blick zu, doch diese zuckte nur mit den Achseln.
    Dieses Mädchen ist die Auserwählte! Ich weiß es!
    Darum ging es also. Mal wieder. Sie seufzte kaum hörbar. Elyna hatte das Zeichen offenbar gesehen und den anderen davon berichtet.
    »Wir müssen mit dir reden.« Elyna wirkte nervös.
    Juliane nickte und löste die Verbände um ihre Hände. Wenn dieses Gespräch unvermeidlich war, dann wollte sie sich ihm freiwillig stellen. Sie hob ihre rechte Hand, um den drei Erwachsenen die Innenfläche zu zeigen. »Ich habe von einer weißhaarigen Kriegerin geträumt, die mich mit diesem Mal gezeichnet hat. Sie sagte, daran würdet ihr erkennen, dass das Versprechen eingelöst wurde.«
    Rael berührte das Zeichen vorsichtig. »Es scheint echt zu sein.«
    »Natürlich, meint ihr etwa, ich lüge? Wozu sollte das gut sein?«
    Raels Mundwinkel zuckten. »Nun gut, woher kommst du?«
    Juliane sah sich unsicher um. »Ich komme von weiter her, als ihr euch vorstellen könnt. Ein magischer Spiegel hat mich hergebracht.«
    »Und warum kamst du?«, fragte Torus forschend.
    »Weil mir der Spiegel sagte, ich würde hier gebraucht«, erwiderte Juliane.
    »Das war alles? Kein Ruhm, kein Reichtum?« Rael klang skeptisch.
    Juliane fühlte Wut in sich aufsteigen. Das widerborstige Mädchen, das Juliane dachte, abgeschüttelt zu haben, erhob sich in ihrem Inneren. Hielten die Männer sie für so einfältig? So dumm? So bedürftig? Am liebsten hätte sie gelacht. Sie hatten keine Ahnung. Ihre Familie war reich. Geld war nun wirklich das Letzte, mit dem man Juliane locken konnte.
    Hätte sie sich ein Fantasy-Abenteuer gewünscht, dann doch eher etwas in der Art Einhorn-Pflegerin oder Elfen-Babysitterin. Vielleicht noch Köchin für Zwerge oder Trolle. Nein, sie hatte gedacht, mit etwas

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