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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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»Ich glaube dir.«
    »Du glaubst mir?« Unglauben und Erleichterung machten sich in ihr breit. »Obwohl ich eine völlig Fremde für dich bin?« Allein diese Tatsache hätte Juliane dazu bewogen, im umgekehrten Fall ihr Gegenüber für eine durchgeknallte Irre oder eine dreiste Lügnerin zu halten.
    »Ich kann es dir nicht erklären, aber ich fühle mich dir mehr zugetan als den meisten meiner Freunde. Als würden wir uns bereits eine Ewigkeit lang kennen und vertrauen.« Kalira schwieg eine Weile. »Kann ich es sehen?«
    Juliane wickelte schweigend die Binden ab und streckte Kalira ihre rechte Hand entgegen. Kalira, eben noch die pure Selbstbeherrschung, beugte sich aufgeregt über die Handfläche.
    »Du bist es wirklich«, stieß Kalira hervor. »Ihr Götter habt Dank, endlich!«
    Juliane blickte sie entschuldigend an. Kaliras Augen funkelten aufgeregt. »Ich … ich tauge nicht zur Retterin deines Volkes. Ich habe keine Ahnung, warum ich die Auserwählte sein soll.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, kam sie sich töricht vor. Was hatte sie erwartet? Dass Kalira sie auslachte und erklärte, sie sei nicht mit dem Mal Goryydons gekennzeichnet? Natürlich hatte sie das gehofft. Sie hatte gewünscht, dass Kalira darauf blickte, abwinkte und erklärte, das sei kein Symbol, keine Markierung der Götter und alles ein großer Irrtum.
    Kalira schüttelte den Kopf. »Du bist die Auserwählte. Es ist dein Schicksal! Du wirst Kloob besiegen und damit seine Herrschaft beenden.« Kaliras Augen leuchteten, als hätte jemand dahinter ein Licht eingeschaltet.
    Angst stieg in ihr auf. Sie hatte gedacht, alles wäre in Ordnung, wenn sie bei den Rebellen Obdach fand, stattdessen wurde sie tatsächlich zur Retterin eines Volkes erkoren. Sie, die in dieser Welt vor Furcht beinahe verrückt wurde. Und nun erklärte Kalira ihr obendrein, dass sie diesen gigantisch gefährlichen Tyrannen besiegen sollte. Wie dieser Sieg aussehen sollte, darüber machte sie sich keine Illusionen. Es hatte mit Waffen und Kampf und viel Blut zu tun. Sie unterdrückte ein Würgen.
    Unwillkürlich erinnerte sich Juliane an den Geruch und den Anblick der Leichen, die wie zerstörtes Spielzeug auf dem Hof des Bauernhofs gelegen hatten, und sie sank in ihr Bett zurück. Weitere Bilder stiegen in ihrer Erinnerung empor. Sie sah die Augen des Todesreiters, die Panik in seinem Blick, als sie ihm die Kehle durchschnitt. Den Moment, als ihm klar wurde, dass er sterben würde. Eiseskälte breitete sich in ihr aus. Kalira erwartete Überragendes, das erkannte Juliane schlagartig. Dabei fühlte sie sich schon vom Alltag hier gefordert. Sie setzte sich auf.
    »Ich kann nicht eure Auserwählte sein. Ich bin nur ich, Juliane! Ich bin keine Kriegerin, keine Heldin, oder was auch immer ihr sonst brauchen mögt«, flüsterte sie mit aufsteigenden Tränen. »Was um Himmels willen erwartet ihr von der Auserwählten? Ständig erzählt man mir, wie fabelhaft es sei, dass ich diese Eine sein soll und wieviel Hoffnungen sie in mich setzen. Doch nicht einer hielt es bisher für nötig, mich über die Erwartungen an mich aufzuklären.«
    Kalira faltete ihre Hände sittsam, doch Juliane spürte auch ohne ihre rudimentären, telepathischen Fähigkeiten die Aufregung, die Kalira erfüllte. Sie beugte sich vor und drückte Julianes Hände. Erst jetzt merkte Juliane, dass sie zitterte. »Ich weiß auch nichts Genaues«, gestand Kalira. »Es heißt, allein die Auserwählte habe die Macht, Kloobs Zauber zu widerstehen. Die Auserwählte wird ihn herausfordern und besiegen. Sein Tod befreit Goryydon.«
    Juliane stieß einige Schluchzer aus. »Ihr erwartet eine heldenhafte Amazone. Ich bin nur ein einfaches Mädchen!« Sie biss sich auf die Lippen. Kalira wirkte hilflos und unschlüssig und Juliane sank auf das Bett zurück und rollte sich zusammen wie ein verwundeter Igel. Sie vergrub ihr Gesicht in den Kissen, sog den Duft nach Gans und Seife ein und drängte vergebens die Tränen zurück. Sie fühlte Wärme und Feuchtigkeit auf ihrem Gesicht. Kalira beugte sich über Juliane und deckte sie fürsorglich zu.
    »Nichts, was du mir anvertraut hast, verlässt diesen Raum. Darauf gebe ich dir mein Wort«, versprach Kalira. Sie berührte ihre Wange tröstend. »Wir brauchen keine Heldin, Juliane. Wir benötigen nur dich, denn du bist unsere Hoffnung«, flüsterte Kalira, ehe sie den Raum verließ.
     
    Juliane erreichte das Dorf. Ihr Blick richtete sich nicht auf die Weite des Himmels, das Offene,

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