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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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untertauchen – mit dem Stein. Wir müssen ungesehen an ihnen vorbei.»
    Durathror senkte widerwillig den Arm, und sein Gesicht zeigte einen angewiderten Ausdruck.
    «Bei der Kuh von Orgelmir!», knurrte er. «Dein Rat ist gar bitter! Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Nie zuvor ist einer aus dem Hause derer von Gondemar einem Kampf ausgewichen – und dazu noch einem gegen solches Geschmeiß. Wenn in Fundindelve alles erledigt ist, muss ich unbedingt hierher zurück und dieses Versäumnis nachholen.»
    Bumm, bumm. Bumm. Bumm, bumm. Bumm. Bumm, bumm. Bumm. Bumm, bumm. Bumm.

    «Vielleicht ist dein Arm schon müde, ehe du das Licht siehst», sagte Fenodyree. «Dies ist der Ruf zur Svart-Versammlung. Wir müssen uns sputen.»
    Sie kletterten auf die Schulter des Löwen und von dort aus eine glitschige Wand hinauf, bis sie zu einem schmalen Sims gelangten, der zu einem Stollen führte, von dem aus man den Löwenkopf überblicken konnte. Jetzt wurden Schritte hörbar, es musste eine ganze Horde sein. Fenodyree drängte die Kinder in einen Gang. «Los, schnell jetzt! Sie kommen auch hier vorbei, und wir müssen vorher ein Versteck finden.»
    Der Tunnel war zu Ende, und sie befanden sich nun auf einer breiten Plattform: Tief unten lag die große Höhle. In der Wand hinter ihnen war eine Nische.
    «Hier hinein! Und das Licht aus.»
    Colin schaltete die Lampe aus und spürte, wie sich die Zwerge an ihn pressten, als sie sich so weit wie möglich vom Eingang entfernt zusammendrängten. Susan, die gegen die Rückwand gepresst war, konnte kaum noch atmen.
    Keine Sekunde zu früh. Kaum waren sie zur Ruhe gekommen, da waren die Svarts auch schon auf ihrer Höhe.
    Wie ein reißender Fluss wogten sie an der Öffnung vorbei.
    Eine ganze Minute lang hörten Colin und Susan das Fußgetrappel und zischelndes Atmen. Und dann war die unsichtbare Menge vorüber, und ihr Lärm ging unter in dem allgemeinen Chaos von Rascheln, Krächzen, Zirpen und Winseln, das ständig lauter wurde, je mehr Svarts sich von allen Seiten in die Höhle ergossen und deren Gegenwart die Luft verpestete.
    Wie auf ein Zeichen hin erstarb der Tumult, und eine gespannte Stille legte sich über die versammelte Menge. Die Svart-Versammlung hatte begonnen.

Zwölftes Kapitel
    In der Höhle der Svart-Versammlung
    Rührt euch nicht», flüsterte Fenodyree. «Durathror und ich werden jetzt die Versammlung beobachten gehen. Wir kommen wieder, sobald wir wissen, was sie vorhaben.»
    Die Zwerge entfernten sich so leise, dass Colin und Susan selbst in dieser Stille keine Bewegung hörten.
    Einige Minuten später begann unter ihnen mit rauen, hohen Tönen eine Stimme zu sprechen. Die Sprache war unverständlich, voller Kehl-und Nasallaute, und die
    flatternden und huschenden Worte klangen schrill. Der Sprecher steigerte sich in einen Zustand der Erregung oder Wut, und die Masse wurde von ihm mitgerissen. Es begann mit einem dumpfen Murmeln, das bald in jeder Pause der Ansprache zu einem ohrenbetäubenden Heulen anschwoll.
    Colin spürte eine Hand auf seinem Arm. «Komm mit», sagte Fenodyree. «Gleich siehst du was, aber halt dich geduckt.»
    Colin tastete sich auf allen vieren voran, bis er zu Durathror kam, der am Rand der Plattform lag und in seinen Bart hineinmurmelte. Kurz darauf stieß Susan zu ihnen. Unter ihnen riss der Lärm nun nicht mehr ab.
    «Es sind Feiglinge», sagte Fenodyree, «die man in Raserei versetzen muss, damit sie unsern Schwertern entgegentreten.
    Doch macht er seine Arbeit gut. Ha, dacht ich’s mir doch!
    Gegen plötzliches Licht sind sie machtlos, daher müssen sie sich mit dem Blut des Feuerdrachen wappnen; dort kommt der Wächter!»

    Das hysterische Stimmengewirr flaute zu einem gespannten, erregten Murmeln ab. Dann war es einen Moment lang vollkommen still in der Höhle.
    «Runter!», flüsterte Fenodyree. «Er zieht die Hülle ab!»
    Eine Feuerwand flammte an dem Sims vorbei nach oben und brauste an die Decke.
    «Iiiih – ooh – huuu!», tosten tausend Kehlen.
    Die Flamme verkürzte sich zu einer sieben Meter hohen Säule, die die Höhle mit grellrotem Licht erhellte. Ein ähnliches Licht hatte früher an diesem Tag in St. Mary’s Clyffe gebrannt.
    «Jetzt könnt ihr wieder hinsehen», sagte Fenodyree.
    Colin und Susan hoben die Köpfe, und an das, was sie nun sahen, sollten sie sich ihr ganzes Leben lang erinnern.
    Boden und Wände der Höhle waren übersät mit Svarts. Sie wimmelten umher wie die Ameisen. Die ersten beiden Galerien

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