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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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verkehrt.
    Die Planke war auf einmal weder sicher noch breit; sie war alt und morsch und schmal, der Schacht versuchte mich zu verschlingen, und diese Augen warteten nur darauf.»
    «Aber wie kannst du wissen, dass da Augen waren?
    Vielleicht waren das nur Lichtreflexe auf Glasscherben oder dieses weiße Schimmelzeugs.»
    «Nein, das war’s nicht! Sie blinzelten und bewegten sich. So habe ich mich noch nie gefürchtet; nicht einmal, als Grimnir uns gefangen nahm. Und als ich die Lampe fallen ließ, wurde es noch schlimmer. Aber jetzt habe ich gar keine Angst mehr.
    Ist das nicht seltsam? Sobald wir von der Planke runter waren, hab ich mich völlig anders gefühlt. Nein, nicht etwa, weil wir in Sicherheit waren, sondern als ob aus dem Schacht eine besondere Art von Angst nach mir gegriffen und versucht hätte, mich zu Fall zu bringen. Meinst du, das da unten könnten Svarts gewesen sein?»
    «Keine Ahnung, aber wer das auch war, wir sollten wohl besser von hier verschwinden. Bist du so weit?»
    Sie gingen den Weg zurück und kamen schon bald zu einer Öffnung in der Wand, hinter der eine in den Fels gehauene Treppe in eine Höhle hinabführte.
    «Sollen wir?»
    «Ja, alles ist besser, als denselben Weg zurückzugehen.»
    Doch bald stellten sie fest, dass sie hier ganz und gar kein Neuland betraten. Sie gingen am Fuß eines Felsens entlang, auf dem sich ein Sandbett türmte, das fast bis ans Deckengewölbe reichte.
    «Hätten wir bloß gewusst, dass es einen leichteren Weg zu diesem Tunnel gibt», sagte Colin. «Hier ist’s schon schlimm genug, ohne dass man sich alles so schwer wie möglich macht.»
    Sie gewöhnten sich allmählich an die Bedingungen unter Tage, und die Luftverhältnisse machten ihnen nicht mehr so zu schaffen – solange sie in Bewegung waren. Aber der Verlust der Lampe beeinträchtigte sie erheblich. Wo immer es möglich war, gingen sie Hand in Hand und Colin hielt die Lampe, außer wenn sie in einem Tunnel waren; dann übernahm Susan die Führung, während Colin hinter ihr blieb und in dem tückischen Halbdunkel herumtappte. Sie machten jetzt öfter Ruhepausen, in denen Colin dann immer die Lampe ausschaltete. Die Batterie war nicht neu, und sie hatten weder Streichhölzer noch Kerzen bei sich; ohne Licht hätten sie nichts mehr zu hoffen gehabt.
    Die Kinder versuchten zwar, sich auf aufwärts führenden Pfaden zu halten, doch verwirrten sie die Biegungen der Zickzacktunnel ständig aufs Neue.
    «Wenn wir das nächste Mal anhalten, würd ich gern was essen», sagte Susan.
    «Gut, aber wir müssen mit Essen und Trinken vorsichtig sein.
    War dumm von uns, fast die ganze Limonade so schnell auszutrinken, denn ich glaube nicht, dass dieses Wasser hier unten zum Trinken geeignet ist.»
    «Iii, sicher nicht!»
    «Im nächsten kleinen Tunnel, den wir finden, werden wir uns ausruhen und etwas essen. Jeder bekommt ein Butterbrot, aber trinken dürfen wir auf keinen Fall was.»
    «Oh, Colin, ich bin ganz ausgetrocknet! Ich hab ein Gefühl im Mund, als ob er voller Leim wäre, und mir ist so heiß.»
    «Mir auch. Aber wir müssen streng mit uns sein, sonst kommen wir hier womöglich nie mehr raus.»
    Colin machte sich große Sorgen wegen des Lichts. Noch war es kräftig, aber früher oder später würde der helle Strahl erst gelb werden, dann flackern und langsam verlöschen. Er sagte seiner Schwester zwar nichts davon, aber auch sie wusste um dieses Problem.
    «Ah, hier ist ein guter Platz», sagte Colin.
    Sie krochen hinein und sahen sich um. Ja, das war genau richtig. Der Tunnel endete schon nach wenigen Metern, und der Eingang war fast ganz von Sand verdeckt. Eine recht behagliche kleine Höhle, schien es ihnen – bis sie merkten, dass dies genau derselbe Tunnel war, in dem sie beim ersten Mal Rast gemacht hatten. Der ganze Weg – völlig umsonst.

    «Und ich fing schon an zu denken, wir kämen allmählich höher!», sagte Colin. «Wir sind wie Hamster in einem Laufrad! Oh, ich könnte platzen!» – Sie packten das Essen aus.
    «Hier, bitte», sagte Colin. «Lass es dir schmecken.»
    «Weißt du, vielleicht sind wir doch ein bisschen weiter nach oben gelangt», sagte Susan. «Kann doch sein, dass dieser Tunnel dicht unter der Oberfläche liegt.»
    «Phh», machte Colin in der Dunkelheit. Er wusste, dass sie nur versuchte ihn aufzumuntern.
    Susan hustete ein bisschen und keuchte.
    «Was ist los? Hast du ‘nen Krümel im Hals? Kommt davon, wenn man so gierig ist! Soll wohl heißen, du musst jetzt was

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