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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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ein dünner Schrei ertönte.
    «Lauft! Sie hat unsere Spur entdeckt!»
    Sie überquerten den Pfad, auf dem Fenodyree zurückgekommen war, und drängten sich ins Gebüsch, als die Mara ein zweites Mal rief, und diesmal kam es aus der Nähe.

    «Immer mit der Ruhe!», schnaufte Gowther. «Wir dürfen uns hier drin nicht verlieren!»
    Das Dickicht war zwar nicht undurchdringlich, aber es war dicht genug, um fünf Leute nur unter Schwierigkeiten schnell hindurchlaufen zu lassen. Kein Schnee fiel mehr. Es war fast Nacht.
    Wieder die Stimme.
    «Halt!», befahl Durathror.
    Sie hatten es alle gehört. Das war kein Echo. Es war ein Antwortruf – der von vorne kam! Gleich darauf ertönte von rechts ein weiterer Schrei, und man hörte das Geräusch von brechenden Ästen und raschelndem Unterholz. Von drei Seiten eingeschlossen, blieb ihnen fürs Erste die Qual der Wahl erspart. Fast verrückt vor Angst stürzten sie nach links. Die Stimmen brachen jetzt nicht mehr ab.
    Durathror lief den anderen voran. Susan war unmittelbar hinter ihm und versuchte in seiner Spur zu bleiben. Als sie an eine dichte Barriere aus Büschen kamen, hob Durathror die Arme, um seine Augen zu schützen, und zwängte sich hindurch. Eben als Susan ihm nachstürzen wollte, ließ sie ein erstickter Schrei Durathrors, dem ein Platschen folgte, anhalten.
    «Was ist passiert?»
    «Wo sind wir?»
    «Was ist los?»
    «Hast du dich verletzt?»
    Susan steckte ihren Kopf durch die Lücke – und blickte auf eine scheinbar grenzenlose Wasserfläche. In der zunehmenden Dunkelheit konnte sie nirgends Land erkennen.
    Unter ihr, bis zur Hüfte im Wasser, mühte Durathror sich ab, durch Wasserpflanzen und abgestorbenes Gebüsch wieder an Land zu klettern. Inzwischen waren auch die anderen alle an der Stelle angelangt.

    «Redesmere!», sagte Gowther grimmig. «Daran hätte ich denken müssen!»
    «Zurück!», spuckte Durathror.
    «Aber das geht nicht!»
    «Uns bleibt keine Wahl», sagte Fenodyree, «und sehr wenig Zeit. Vielleicht können wir ja durch das Netz schlüpfen: vielleicht.»
    Ohne ein Wort zu sagen, machte Colin kehrt, und die anderen eilten ihm nach.
    «Colin, warte! Lass mich vorangehen!», rief Fenodyree leise.
    «Ist gut… oh!»
    «Colin!!»
    «Alles stehen bleiben!», rief Colin. «Hier ist auch Wasser!!»
    «Was? Das kann nicht sein! Wartet mal’n Moment!»
    Gowther wandte sich nach links und tauchte ins Gebüsch.
    Zehn Sekunden später war er zurück, nur um wortlos in der entgegengesetzten Richtung zu verschwinden Als er wiederkam, ging er ganz langsam.
    «Ich verlang von keinem, dass er’s glaubt», seufzte er, «aber wir sind auf einer Insel.»

Achtzehntes Kapitel
    Angharad Goldenhand
    Und besonders groß ist sie auch nicht», sagte Gowther.
    «Aber… aber… es kann doch keine Insel sein!», sagte Susan.
    «Ich weiß. Kann es nicht sein, ist es aber.»
    «Das ist unmöglich!», sagte Colin.
    «Stimmt.»
    «Aber…»
    Gelächter unterbrach ihren bestürzten Wortwechsel, und sie sahen die beiden Zwerge im Schnee sitzen, entspannt an einen Baum gelehnt und offensichtlich erfreut.
    «Es ist tatsächlich eine Insel», sagte Durathror. «Und, bei der Klinge Oslas, mit einem solch günstigen Ende dieser heutigen Quälerei hab ich nicht gerechnet!»
    «Pscht!», rief Fenodyree. «Und legt euch flach hin!»
    An dem am nächsten gelegenen Ufer, ungefähr fünfzig Meter entfernt, stöberten drei Maras herum, um die verlorene Witterung wieder aufzunehmen. Sie jammerten und heulten und untersuchten, Büsche entwurzelnd und Bäume knickend, den Boden.
    Gowther drückte sich tiefer in den Schnee. Er war ungeschützt und deutlich sichtbar, es konnte nicht lange dauern, bis die Maras zwei und zwei zusammenzählten und zu der Insel hinauswateten, und dann…
    Nachdem sie im Umkreis von mehreren Metern alles platt gewalzt hatten, standen die drei grotesken Gestalten am Ufer des Sees und spähten über das Wasser hin.

    Jetzt ist es so weit, dachte Susan. Wie weit werde ich in diesen Kleidern schwimmen können?
    Aber die Maras regten sich nicht: ihre Körper verschmolzen mit den Schatten. Alles war still. Und dann drehten sie sich um und verschwanden im Wald. Wieder brach das Heulen an und setzte sich fort, bis sich alle Geräusche in der Entfernung verloren. Stille senkte sich über den Weiher.
    Gowther stand auf und schüttelte sich den Schnee aus den Kleidern.
    «Die müssen ganz schön schwer von Begriff sein!», sagte Colin. «Warum haben sie uns nicht

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