Der zehnte Richter
gesehen, als ich dir von seinem Plan mit den Jahrbüchern erzählt habe.«
»Glaub, was du willst«, erklärte Rick. »Aber du solltest wissen, daß ich mich bloß an dich gewandt habe, weil Ben zu wankelmütig wurde. Wenn es darauf angekommen wäre, hätte er mir das Urteil wahrscheinlich nicht verraten.«
»Da könntest du recht haben.« Ricks Gast zog das Grinnell-Votum aus einer Papiertüte. »Zum Glück für dich ...«
Als das dreißig Seiten starke Schriftstück auf dem gläsernen Couchtisch landete, beugte Rick sich vor und ergriff den Stapel. Dann blätterte er das Urteil rasch durch. »Unglaublich. Der Gerichtshof hat tatsächlich entschieden, daß das Vorgehen einer Enteignung gleichkommt. Ich hätte nicht gedacht, daß Richter Veidt dem zustimmt.« Als er auf der letzten Seite angekommen war, fügte er hinzu: »Zu schade für Grinnell, daß er nicht weiß, auf was für einer Goldmine er sitzt. Sonst wäre er nicht so begeistert über seine neuen Teilhaber.«
»Also, wann wollen wir uns das nächste Mal treffen?«
Rick ließ den Schriftsatz in seiner Aktentasche verschwinden. »Ich melde mich.« Er erhob sich, ging zur Tür und öffnete sie. Als er mit seinem Gast im Flur stand, sagte Rick: »Wenn es dir nichts ausmacht, nehme ich den Aufzug am anderen Ende des Gebäudes.«
»Wie du willst.«
Rick war den Flur schon ein Stück hinuntergegangen, als er sich noch einmal umdrehte. »Glückwunsch übrigens. Du bist jetzt Millionär.«
DREIZEHNTES KAPITEL
Washington National Airport, Konferenzzentrum. Was kann ich für Sie tun?« fragte eine Frauenstimme.
»Ja, ich hab' da ein Problem, bei dem Sie mir vielleicht helfen können«, erklärte Ben in seinem charmantesten Tonfall. »Ich soll am kommenden Samstag an einer Besprechung in einem der Konferenzräume des Flughafens teilnehmen, aber ich hab' meinen Terminkalender verloren und deshalb keine Ahnung, wo die Besprechung stattfindet.«
»Tut mir leid, aber für die Belegung der Konferenzräume sind die Fluggesellschaften zuständig. Wissen Sie, um welche Gesellschaft es sich handelt?«
»Wie gesagt, ich hab' keine Ahnung. Das stand alles in meinem Terminkalender.«
»Wie steht es mit dem Namen der Firma? Vielleicht kann ich den finden.«
»Die Firma ist ganz neu«, erklärte Ben und hoffte, seine Gesprächspartnerin davon überzeugen zu können, daß sie seine einzige Hoffnung war. »Sie wird gerade erst gegründet, deshalb läuft alles unter dem Namen des Geschäftsführers - an den ich mich um nichts auf der Welt erinnern kann. Glauben Sie mir, ich hab' schon alles versucht.«
»Tut mir leid, aber dann glaube ich nicht, daß ich etwas für Sie tun kann.«
»Bitte legen Sie nicht auf«, flehte Ben. »Sie müssen mir einfach helfen. Wenn ich zu diesem Vorstellungsgespräch nicht erscheine, bin ich erledigt. Gibt es nicht irgendwo einen Belegungsplan? Alles, was Sie haben, könnte mir schlicht und ergreifend das Leben retten.«
»Tut mir leid«, wiederholte die Stimme am anderen Ende. »Ich bin nicht berechtigt, solche Informationen weiterzugeben.«
»Bitte!« Ben versuchte, noch sympathischer zu klingen. »Ich bin bestimmt kein Verrückter. Ich kann Ihnen meinen Namen, meine Adresse und meine Telefonnummer geben. Ich geb' Ihnen sogar die Nummer meiner Mutter, dann können Sie sie anrufen und fragen, ob ich ein guter Junge bin. Ich will bloß nicht, daß mir wegen so einer blöden Sache dieser Job verlorengeht.«
»Also ...«
»Bitte. Wenn Sie mir helfen, werde ich ewig in Ihrer Schuld stehen. Ich schicke Ihnen Blumen. Und Pralinen. Eine speziell für Sie verpackte Räucherwurst von Hickory Farms. Alles.«
»Was ich für Sie tun kann, ist folgendes«, sagte seine Gesprächspartnerin schließlich. »Ich kann Ihnen eine Aufstellung der Firmen geben, die vom Flughafen selbst betriebene Konferenzräume gebucht haben. Das sind zwar nur sechs, aber vielleicht finden Sie Ihre Firma darunter. Wenn nicht, müssen Sie bei sämtlichen Fluggesellschaften anrufen und um die entsprechenden Informationen betteln.«
»Sie sind phantastisch«, rief Ben. »Wie kann ich Ihnen danken? Nennen Sie mir Ihren Wunsch. Diamanten? Perlen?«
»Wie wär's, wenn Sie mich einfach in Ruhe lassen.«
»Einverstanden.«
»Dies sind die Firmen, die gebucht haben«, sagte Bens Gesprächspartnerin. »Texaco hat einen Raum. Und Brennan, Leit and Zareh haben einen weiteren.«
»Ist das nicht eine Anwaltskanzlei?« fragte Ben, während er einen Stern neben den Namen der Firma
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