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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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treten.«
    Eine Stunde später waren Ben und Lisa schweigend damit beschäftigt, die dritte Version von Ostermans Grinnell-Votum zu lesen, als Bens Telefon sie hochschreckte. »Hallo?« meldete sich Ben. »Hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis.« »Hallo, Ben. Wie geht's dir heute?«
    Ben erkannte Ricks Stimme und schloß die Faust um den Telefonhörer. »Was willst du?«
    »Ich wollte mit dir über unser Treffen am Samstag sprechen«, sagte Rick.
    »Dann ist es ja gut, daß du anrufst. Die Sache mit dem Flughafen gefällt mir nämlich gar nicht. Ich will -«
    »Es ist mir absolut egal, was du willst«, unterbrach Rick ihn. »Ich wollte dir bloß sagen, daß unser Treffen ausfällt. Ich hab' keinen Bedarf mehr für das, was du anzubieten hast.«
    »Aber ich dachte -«
    »Wie die meisten deiner Theorien war auch diese falsch«, erklärte Rick in selbstgefälligem Ton. »Dann sieh mal schön deine kleinen Jahrbücher durch, und viel Glück bei deinem Lügendetektortest. Ich glaube nicht, daß wir noch einmal miteinander sprechen werden - obwohl ich das Ergebnis ganz bestimmt erfahren werde.«
    »Warte, ich -« Bevor Ben die Worte herausgebracht hatte, war die Leitung schon tot.
    »Wer war das?« fragte Lisa, als sie die Panik in Bens Gesicht sah.
    Ben schwieg. Er stieß sich von seinem Schreibtisch ab, stürmte zur Tür, riß seinen Mantel aus dem Garderobenschrank und verließ das Büro. Er nahm die große Freitreppe und ging auf die nächste Telefonzelle an der First Street zu. Ben nahm den Hörer ab, warf ein paar Münzen ein und wählte Nathans Büronummer. »Andrew Lukens. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Entschuldigen Sie.« Ben erkannte weder die Stimme noch den Namen. »Ich wollte mit Nathan sprechen.«
    »Nathan ist in ein anderes Büro umgezogen. Kann ich an seiner Stelle etwas für Sie tun?«
    »Ich bin sein Mitbewohner, Ben. Können Sie mir seine neue Durchwahl sagen?«
    »Ach, Ben.« Andrews Stimme nahm einen freundlicheren Ton an. »Ich hab' schon viel von Ihnen gehört. Wie steht's am Obersten Gerichtshof? Habt ihr heute schon irgendein Gesetz verändert?«
    »Nein, heute nicht«, erklärte Ben. »Gesetze ändern wir nur mittwochs. Montags versuchen wir bloß, mit unseren Mitbewohnern zu sprechen.«
    »Ja, Nathan hat schon gesagt, daß Sie eine sarkastische Ader haben.« Andrew machte keine Anstalten, Bens Anruf weiterzuleiten. »Übrigens, das hab' ich schon Nathan fragen wollen - was ist aus der Geschichte geworden, die ihr mit eurem anderen Mitbewohner vorhattet?«
    »Was meinen Sie?«
    »Na, Sie wissen schon, die Sache, für die Sie die Mikrophone und Kameras gebraucht haben. Nathan sagte, ihr würdet versuchen, euren Freund in flagranti zu ertappen.«
    »Ach ja.« Ben wurde schlagartig klar, wie Nathan die Sachen beim State Department losgeeist hatte. »Es ist phantastisch gelaufen. Ich muß Nathan daran erinnern, daß er Ihnen ein paar von den Fotos mit- bringt. Sie sind ein bißchen unscharf, aber ziemlich lustig.«
    »Ach, wenn die Fotos nichts taugen, sagen Sie ihm doch, er soll die Kassette bringen. Ich bin sicher, daß die Aktentaschenmikros jedes Stöhnen aufgefangen haben.«
    Ben zuckte zusammen. »Wie funktionieren die Dinger eigentlich, Andrew?«
    »Genau wie die drahtlosen. Der einzige Unterschied ist der, daß sie in der Aktentasche eingebaut sind. Wir verwenden sie, wenn ein Agent vermutet, daß die normalen Mikrophone entdeckt werden könnten. Von allen unseren Sachen sind sie das, was dem Zeug in einem James-Bond-Film am nächsten kommt. Die Tasche ist zwar nur ein Prototyp, aber Nathan war überzeugt, daß sie für euren Plan das einzig Richtige sei.«
    »Ja, das Ding war tatsächlich phantastisch.« Auf Bens Stirn breitete sich kalter Schweiß aus. »Wie haben alles gehört, was wir hören wollten.«
    »Also, dann stell' ich jetzt mal zu Nathan durch«, sagte Andrew.
    »Wissen Sie«, erwiderte Ben hastig, »jetzt ist mir die Zeit davongelaufen. Ich versuche es später noch mal.«
    »Soll ich ihm sagen, daß Sie angerufen haben?«
    »Nein, nein«, wehrte Ben ab. »Ich hab' den Tag über zuviel zu tun. Ich treffe ihn ja jedenfalls zu Hause.«
    Ben hängte den Hörer ein und legte seinen Kopf an die Wand der Telefonzelle. Er schloß die Augen und suchte fieberhaft nach einer vernünftigen Erklärung. Als ihm keine einfiel, wurde sein Atem heftiger. Die Augen noch immer geschlossen, schlug er seinen Kopf gegen den Metallrahmen der Zelle. »Das ist doch nicht zu fassen!« brüllte er

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