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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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nicht das Schlimmste«, ergänzte Ben. »Wenn das mit dem Sparbuch bekannt wird, wander' ich ins Gefängnis.«
    »Wenn das so ist, mußt du endlich versuchen, Rick festzunageln.« Eric zog endlich seinen Mantel aus.
    »Spiel hier bloß nicht den Coolen«, sagte Nathan verärgert. »Du hast am wenigsten zu verlieren.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Wenn dein Brief ankommt, wird man es dir wahrscheinlich als Verdienst anrechnen, daß du die Sache publik gemacht hast«, erläuterte Nathan. »Und das heißt, es ist eindeutig in deinem Interesse, Ben weiter anzustacheln.«
    »Das meinst du doch nicht ernst«, sagte Eric kopfschüttelnd. »Glaubst du wirklich, daß ich so ein mieser Kerl bin?«
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß dein Egoismus deine Urteilsfähigkeit behindert.« »Ach, leck mich doch«, schnauzte Eric zurück.
    Ben sah Ober an. »Du bist die ganze Zeit schon viel zu still. Was geht dir im Kopf herum?«
    »Ich glaube, ich stehe eher auf Nathans Seite«, antwortete Ober. »Tut mir leid.«
    »Das ist doch vollkommen verrückt -« legte Eric los.
    »Es ist Blödsinn, wenn wir uns jetzt streiten«, unterbrach Ben ihn in der Hoffnung, das Gespräch beenden zu können. »Ich kann ohnehin nichts unternehmen, bevor ich was von Rick höre.«
    »Aber -«
    »Tut mir leid, aber das ist meine Entscheidung«, sagte Ben. »Ich kann euch bloß bitten, mir zu vertrauen. Ich würde nie etwas tun, was euch in Gefahr bringt.«
    »Hast du etwa schon einen Plan laufen?« fragte Nathan argwöhnisch. »Wenn das nämlich so was wird wie die Grinnell-Sache -«
    »Es gibt keinen Plan«, unterbrach Ben ihn. »Ich habe auch keinen. Aber ihr sollt wissen, daß ich nichts tun würde, was euch schadet. Das schwöre ich.«
    »Schön.« Nathan riß seinen Mantel aus dem Schrank und ging zur Haustür.
    »Wo willst du hin?« fragte Ben.
    »Raus. Ich hab' Hunger.«
    Als die Tür zugefallen war, sah Ober Ben an. »Du bist dir doch selbst nicht im klaren, was richtig ist. Du solltest mit ihm reden, wenn er zurückkommt.« »Aber wenn du mit ihm redest, paß gut darauf auf, was du sagst«, warnte Eric.
    »Was soll denn das wieder heißen?« fragte Ober.
    »Das heißt, wenn ich an Bens Stelle wäre, würde ich niemandem vertrauen.«
    »Verdächtigst du Nathan denn immer noch?«
    »Keineswegs«, erwiderte Eric. »Ich finde bloß, ein wirklicher Freund hätte ein wenig mehr Unterstützung angeboten.«
    »Manchmal bist du ein richtiges Arschloch.« Ober stand vom Sofa auf. »Gerade du solltest nie darüber reden, was ein wirklicher Freund tun würde.« Bevor Eric etwas erwidern konnte, war Ober schon auf der Treppe verschwunden.
    »Laß ihn.« Ben holte seinen Mantel aus dem Schrank.
    »Und wo willst du jetzt hin?« fragte Eric.
    »Ich brauch' ein bißchen frische Luft.« Ben schloß die Haustür hinter sich.
    Während er langsam an den Häusern entlangging, warf Ben wiederholt einen Blick über seine Schulter und musterte jeden ausführlich, der ihm entgegenkam. Er überlegte, wo DeRosas Leute sich versteckten, falls sie überhaupt schon Stellung bezogen hatten. Als er die Einkaufsgegend des Viertels erreichte, verschwand er im Jumbo's, wo man um diese Zeit am besten essen konnte. Er setzte sich an die Theke und bestellte eines der Tagesgerichte, dann stand er wieder auf und ging zu dem Münzfernsprecher an der Rückwand des Lokals. Ben warf die Münzen ein und wählte Lisas Nummer. »Komm, sei zu Hause. Zu Hause, zu Hause, zu Hause.«
    Während das Telefon klingelte, dachte Ben an alles, was er Lisa sagen wollte: wieviel Angst er wegen Ricks Briefen hatte; wie schlecht es ihm ging, weil er seine Freunde angelogen hatte, und wie sehr er sich um ihre Sicherheit sorgte; wie sehr er es nötig hatte, mit jemand zu reden, dem er vertrauen konnte. Doch als sich der Anrufbeantworter einschaltete, war Ben klar, daß Lisa nicht zu Hause war. Er war allein.
    Während er angestrengt die Gäste des Lokals musterte, legte Ben den Hörer auf. Er griff in seine Hosentasche und zog die Telefonnummer heraus, die auf DeRosas Brief gestanden hatte. Vielleicht sollte ich anrufen, dachte er, und nahm den Hörer wieder ab. Nein, bisher ist noch nichts geschehen. Der Plan mußte immer noch funktionieren. Er legte wieder auf. Wahrscheinlich wird Rick alles genau so tun, wie wir erwartet haben. Aufgewühlt, aber wachsam ging Ben zurück zur Theke. Aber wenn noch irgend etwas schiefläuft, sagte er sich, dann schlage ich endgültig Alarm.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Ich halt's

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