Der zehnte Richter
verlieren und wir alle im Gefängnis landen. Ich werde meine Zulassung als Anwalt verlieren, und alles, wofür wir gerackert haben, wird verloren sein. Wenn unser Plan nicht perfekt funktioniert, wird genau das passieren. Wie kannst du da von Unsinn reden?« »Es kann ja immer noch alles klappen.«
»Es ist im Grunde schon versaut. Indem er meine Freunde mit hineingezogen hat, ist das Ganze schon eine einzige Katastrophe.«
»Ich will mich jetzt nicht streiten. Es kann noch immer klappen. Also, was hat Rick sonst noch gesagt?«
Ben sah auf seine Uhr. »Er dürfte sich jeden Augenblick wieder melden. Dann muß ich ihm sagen, ob ich ihm das Urteil gebe oder nicht.«
»Will er es unbedingt noch heute Abend?«
»Hörte sich so an.«
»Versuch doch, ihn bis Sonntag hinzuhalten. Dann können wir Kontakt mit -« Es klopfte an der Tür.
»Herein«, rief Ben, und Nancy erschien im Zimmer.
»Na, wie geht's euch beiden heute?« Nancy trug einen kleinen Stapel Bücher und Papiere. »Du siehst vielleicht müde aus«, sagte sie zu Ben, während sie Lisa einen dünnen braunen Aktendeckel überreichte.
»Sind das die Korrekturen des Sondervotums zur Sprache in der Werbung?« Lisa wischte sich mit einer Serviette die Salatsoße von den Händen, bevor sie die Akte vom Tisch nahm.
»Erraten.« Nancy ging an den beiden Schreibtischen vorbei zur Rückwand des Büros, um das gerahmte Bild der Richter gerade zu rücken. Dann sah sie Ben an, der noch immer auf dem Sofa lag. »Hast du auch genug geschlafen?«
»Ach ja. Letzte Nacht war's eine ganze Stunde.« »Du solltest dir wirklich mal einen Tag frei nehmen«, sagte Nancy. »Jedes Jahr muß ich zusehen, wie die Mitarbeiter sich hier umbringen. Das ist die Sache einfach nicht wert.«
»Ich weiß schon ...« begann Ben, als sein Telefon zu läuten begann. Er sprang hoch und legte die Hand auf den Hörer.
»Vielen Dank für die Sachen. Ich gebe dir die neue Fassung noch vor Dienstschluß«, sagte Lisa zu Nancy.
»Laßt euch Zeit. Er braucht sie erst am Montag.« Nancy lehnte sich an Lisas Tisch. »Na, habt ihr am Wochenende irgendwas Interessantes vor, oder wollt ihr arbeiten?«
Überzeugt, daß Nancy das Büro nicht so bald verlassen würde, hob Ben zögernd den Hörer ab. »Hier ist das Amtszimmer von Richter Hollis«, sagte er, »Ben am Apparat.«
»Bist du bereit, mir zu geben, was ich will?« fragte Rick.
»Hey, wie geht's denn so?« Ben bemühte sich, so fröhlich wie möglich zu klingen.
»Das ist kein Spaß.«
»Mir geht's blendend.« Ben zwang sich zu einem Lachen. »Ich hab' gerade ein paar Kollegen bei mir.«
»Wie lautet deine Antwort?« fragte Rick.
Ben drehte Lisa und Nancy seinen Rücken zu. »Ich brauche mehr Zeit.«
»Das ist nicht mehr Grinnell. Und du brauchst nicht mehr Zeit.«
»Doch«, beharrte Ben. »Es ist noch nicht fertig.« »Hör auf, mich zu verarschen«, warnte Rick. »Ich weiß, daß das Urteil fertig ist.«
»Aber ich schwöre -« setzte Ben an.
Rick legte auf.
»Hallo? Bist du noch dran?« Ben drehte sich um und sah Lisa und Nancy ins Gesicht, die ihn anstarrten.
»Alles in Ordnung?« fragte Nancy.
»Ja, klar«, sagte Ben leichthin. »Wir sind unterbrochen worden.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Nancy. »Man wird dich schon zurückrufen.« Sie ging zur Tür. »Lisa, das stimmt schon mit den Korrekturen. Ich weiß ganz sicher, daß Hollis sie erst Montag ansehen wird.«
»Danke«, sagte Lisa, während Nancy das Zimmer verließ. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, sah sie Ben an. »Was hat er gesagt?«
»Der Scheißkerl hat einfach aufgelegt!« erwiderte Ben. »Er hat nach dem Urteil gefragt, ich hab' versucht, ihn hinzuhalten, und er hat aufgelegt. Nicht zu glauben.« Ben und Lisa warteten darauf, daß das Telefon noch einmal klingeln würde. Als eine ganze Minute verstrichen war, sagte Ben: »Er ruft nicht mehr zurück. Was ist nur los, verdammt noch mal?«
»Er versucht, dich einzuschüchtern.«
»Das funktioniert auch«, sagte Ben. »Was soll ich nur tun?«
»Beruhige dich. Er ruft bestimmt noch einmal an.« »Er ruft nicht mehr zurück. Was ist nur los, verdammt noch mal?
Er versucht, dich einzusch üchtern.
Das funktioniert auch. Was soll ich nur tun?
Beruhige dich. Er ruft bestimmt noch einmal an. «
Strahlend stolzierte Fisk durch Lungens Büro, ganz aufgeregt, daß das Mikrophon endlich funktionierte. »Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber es ist mehr als klar, daß dieser Knabe Dreck am Stecken
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