Der zehnte Richter
mußt du nur noch wissen, daß Bachman schon bei den Anhörungen vor seiner Ernennung ein Desaster erlebt hat, und er hat furchtbare Angst davor, daß irgend etwas so aussehen könnte, als würde er einen Skandal vertuschen. Rick hat wirklich seine Hausaufgaben gemacht.«
»Wann hast du den Brief bekommen?« fragte Ben.
»Er war heute in der Post«, sagte Nathan anklagend. »Einer für mich, einer für Ober und einer für Eric.«
»Verdammt.« Ben drückte Nathan den Brief wieder in die Hand.
»Sobald ich den Brief gelesen hatte, hab' ich versucht, dich anzurufen«, sagte Ober und hielt sein Blatt in die Höhe. »Als ich gehört hab', daß du schon weg bist, habe ich Nathan und Eric angerufen und ihnen gesagt, sie sollen so schnell wie möglich nach Hause kommen.«
»Hat Rick sonst noch was geschickt?« fragte Ben, zutiefst erschrocken darüber, daß seine Freunde nicht nur tief in die Angelegenheit verstrickt, sondern in ernsten Schwierigkeiten waren.
»Nichts«, erwiderte Nathan. »Keine Anweisungen, keine Erklärung. Bloß die Briefe. Es ist nicht klar, ob er ihn Bachman schon geschickt hat oder nicht.«
»Was steht in deinem?« wollte Ben von Ober wissen. »Ich bin erledigt.« Ober gab Ben das Blatt Papier. »Meiner ist an meine Vorgesetzte gerichtet. Er teilt ihr mit, daß die an Senator Stevens adressierte Todesdrohung von mir selbst stammte. Und er erklärt, daß mein einziges Motiv war, mir eine Beförderung zu verschaffen.«
»Die hast du ja auch bekommen«, sagte Nathan aufgebracht. Er starrte Ben an. »Du solltest dringend etwas unternehmen, weil die Sache soeben außer Kontrolle geraten ist.«
»Was soll ich deiner Meinung nach denn tun?« fragte Ben. Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen. »Ich habe selbst einen Brief bekommen - mit einem Tonband und der Kopie eines Sparbuchs.« Er setzte sich auf das Sofa und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Immerhin gibt es keinen Grund zu der Annahme, daß sonst noch jemand Kopien der Briefe bekommen hat. Was steht eigentlich in Erics?«
»Erics Brief war an die New York Time? gerichtet«, berichtete Nathan, »aber ich bin sicher, daß Rick vorhat, ihn an alle wichtigen Zeitungen zu schicken.«
»Und was steht drin?« Ben stützte den Kopf in die Hände.
»Die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Es geht darum, wie du das CMI-Urteil verraten hast, und du wirst als Erics Informant für seinen ersten Artikel genannt. Soweit ich sagen kann, hat der Brief für Eric eigentlich keine allzu negativen Folgen -«
»Außer daß rauskommt, daß er seinen Chef über seinen wahren Kenntnisstand angelogen hat«, unterbrach Ben ihn. »Weiß Eric überhaupt schon davon?«
»Er war dienstlich unterwegs, als ich angerufen habe«, erklärte Ober. »Aber er wird bald auftauchen.«
Nathan ließ Ben eine Minute, um die Neuigkeiten zu verarbeiten, dann sagte er: »Das bedeutet wohl, daß du endlich zur Polizei gehen mußt, oder?«
»Was?« Ben sah seinen Freund an.
»Du wirst dich jetzt doch stellen?«
»Nein«, antwortete Ben kühl. »Das werde ich nicht.«
»Ben, sei mir nicht böse, aber was bleibt dir denn sonst noch übrig?«
»Wir können auf Ricks nächsten Schachzug warten. Ich bin sicher, daß er die Briefe noch nicht abgeschickt hat. Wenn er die Absicht hätte, uns allesamt um unseren Job zu bringen, hätte er das schon vor Monaten tun können.«
»Für wen hältst du dich eigentlich?« protestierte Nathan. »Jetzt spielst du nicht mehr nur mit deinem Leben, sondern auch mit meinem - und mit Obers und Erics.«
»Aber wenn ich zur Polizei gehe, kann Rick die Briefe trotzdem abschicken«, argumentierte Ben. »Und das bedeutet, daß ihr da drinsteckt, egal was ich tue.«
»Nicht, wenn du der Polizei erklärst, daß du allein verantwortlich bist. Wenn du dich kooperativ zeigst, haben wir eine größere Chance, unseren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
Bevor Ben etwas erwidern konnte, ging die Haustür auf und Eric kam herein. Erstaunt sah er sich um. »Was ist denn los? Ist jemand gestorben?«
»Wir haben heute Post bekommen«, sagte Nathan, während er und Ober Eric die Briefe überreichten.
Eric las alle drei Schreiben durch. »Und was sollen wir jetzt tun?«
» Wir müssen gar nichts tun«, erklärte Nathan. »Jetzt ist Ben an der Reihe.«
»Er meint, ich soll mich stellen und die gerechte Strafe auf mich nehmen«, sagte Ben.
»Auf keinen Fall«, erwiderte Eric. »Dann sitzt du sofort auf der Straße.«
»Das ist noch
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