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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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hatte, war der, daß ich einer von mir selbst verfaßten Todesdrohung nachgegangen bin. Wenn das nicht gewesen wäre, würde ich immer noch am Telefon sitzen.« Er holte Atem und sah Ben in die Augen. »Warum mußte das bloß passieren?«
    Überrascht von Obers emotionalem Zusammenbruch, erkannte Ben seinen Freund kaum mehr wieder. Doch als Ober immer verzweifelter wurde, reagierte Ben ganz instinktiv. »Es war alles mein Fehler«, sagte er und umarmte ihn.
    »Ich will ja nur, daß es wieder so wird wie damals, als wir hier eingezogen sind.« Ober verbarg sein Gesicht an Bens Schulter. »Bloß wir vier. Kein Streit. Keine Meinungsverschiedenheiten.«
    »Es wird auch wieder so«, sagte Ben. »Das verspreche ich dir.«
    »Nein, es wird nicht wieder so«, erwiderte Ober. »Nie wieder. Es ist vorbei. Wir sind am Ende.«
    »Das stimmt doch gar nicht. Wir sind noch immer Freunde. Wir werden das schon überstehen.«
    »Nein, das werden wir nicht!« schluchzte Ober. »Nathan und du, ihr redet kaum noch miteinander. Eric und Nathan reden nie miteinander. Heute ist der schlimmste Tag meines Lebens, und die beiden sind viel zu sehr mit ihrer verdammten Arbeit beschäftigt, um zu mir nach Haus zu kommen. Das ist doch keine Freundschaft. Das ist ein Witz.«
    »Wir sind nicht am Ende«, beharrte Ben. »Rick wird es schon nicht -«
    »Jetzt ist es doch egal, was Rick tut«, heulte Ober. »Es ist passiert. Nathan wird dir nie verzeihen, daß ich wegen dir rausgeflogen bin. Und solange Nathan wütend auf dich ist, wird Eric wütend auf ihn sein. Das kannst du auch nicht ändern.«
    Schweigend starrte Ben seinen Freund an. Er wußte, daß Ober recht hatte. »Und was ist mir dir?« fragte er schließlich. »Wirst du mir verzeihen?«
    Ober wischte sich die Augen. »Ich weiß nicht.«
    »Aber -«
    »Bitte sag nichts mehr«, unterbrach Ober ihn. »Ich will nichts mehr hören.«
    Bevor Ben etwas erwidern konnte, läutete das Telefon. Ben warf einen Blick darauf, dann sah er wieder Ober an.
    »Nimm ab«, sagte Ober. »Ich weiß doch, daß du abnehmen willst.«
    »Darum geht es gar nicht. Es ist bloß -«
    »Nimm ab«, beharrte Ober.
    Ben griff nach dem Hörer. »Hallo.«
    »Na, haben Sie noch Interesse an Wayne and Portnoy?« fragte Alcott gutgelaunt. »Adrian?« sagte Ben ärgerlich.
    »Natürlich. Sie haben mir doch gesagt, ich soll Sie wegen unserer Verabredung zum Mittagessen anrufen. Und da hab' ich mir gedacht -«
    »Adrian, warum rufen Sie mich zu Hause an?« Ben stand vom Sofa auf. Das Telefon fiel krachend auf den Boden.
    »Tut mir leid«, sagte Alcott. »Die Sekretärin am Gericht hat gesagt, Sie seien schon ins Wochenende entschwunden, und ich wollte was für Montag vereinbaren.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen.« Bens Hand krampfte sich um den Hörer. »Rufen Sie mich nie mehr zu Hause an. Wenn ich nicht im Büro bin, will ich von Ihnen nicht belästigt werden. Das heißt, im Grunde will ich von Ihnen auch im Büro nicht mehr belästigt werden. Ich weiß alles über Ihre Kanzlei, und ein weiteres Mittagessen wird mich auch nicht überzeugen.«
    »Es tut -« stotterte Alcott.
    »Ich will's nicht hören«, unterbrach Ben ihn. »Wenn ich mit Ihnen zu Mittag essen will, hören Sie von mir. Ansonsten lassen Sie mich in Ruhe. Ich hab' zu tun.« Ohne auf Alcotts Reaktion zu warten, warf Ben den Hörer auf die Gabel.
    »Wer war das?« fragte Ober.
    »Niemand«, sagte Ben. »Es war ein -« Wieder läutete das Telefon. Ben hob ab. »Adrian, ich weiß schon, daß es Ihnen leid tut, aber ich will jetzt einfach nichts mehr hören.« »Hier spricht nicht Adrian, und leid tut's mir bestimmt auch nicht.«
    »Rick?« fragte Ben, obwohl er die Stimme schon erkannt hatte.
    »Sieht ganz so aus, als hättest du einen turbulenten Abend«, sagte Rick. »Ober wird gefeuert; er ist am Rande eines Nervenzusammenbruchs; du brüllst den einzigen Menschen zusammen, der dich noch einstellen will. Ganz ehrlich - wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich niemanden anschreien, der mir einen Job anbietet.«
    Ben sah Ober an. »Rick hat die ganze Zeit schon zugehört. Hier sind überall Wanzen.« Er wandte sich wieder dem Telefon zu. »Was willst du, Rick?«
    »Du weißt schon, was ich will. Die einzige Frage ist, ob du es mir auch lieferst.«
    Ben setzte sich aufs kleine Sofa. »Was denkst du dir eigentlich?«
    »Ich denke, daß Ober dir das Herz bricht. Also schätze ich, du denkst darüber nach, zur Polizei zu gehen. Und ich will dich wissen lassen, daß du

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