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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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wedelte mit ihrer gefesselten Hand. »Gib mir deinen anderen Fuß.«
    »Warum?«
    »Weil du sonst nach hinten fliegst, sobald du meinen Stuhl triffst.«
    Ben nickte und wartete, bis Lisa ihre Hand fest um seinen linken Knöchel gelegt hatte. Dann zog er sein rechtes Bein zurück, zählte bis drei und ließ seinen Fuß gegen die Strebe krachen.
    »Noch mal«, forderte Lisa ihn auf. »Mach weiter.« Wild trat Ben über ein Dutzend Male zu, bis er den hölzernen Stab splittern spürte. »Gleich hast du's geschafft«, feuerte Lisa ihn an. Beim nächsten Tritt brach die Strebe durch, und Lisa konnte die Handschelle abziehen. Einen Arm noch immer gefesselt, drehte sie ihren Stuhl um. »Jetzt die andere.«
    »Seid leise«, warnte Nathan, der die Tür zur angrenzenden Suite im Auge behielt.
    Als Ben die zweite Strebe durchgetreten hatte, war Lisa frei. Die Handschellen baumelten an ihren Handgelenken. Sofort stellte sie sich vor Bens Stuhl und hob den Fuß.
    »Vergiß den Stuhl«, sagte Ben. »Hau ab und hol Hilfe.«
    »Abgelehnt«, erklärte Lisa.
    »Hör auf zu streiten, geh einfach.« Ben zerrte an seinen Fesseln. »Wir können unmöglich alle drei freikommen, ohne daß sie was hören.«
    »Dich haben sie ja auch nicht gehört, oder? Außerdem, wenn ich jetzt abhaue und sie das merken, wer weiß, was sie dann mit euch anstellen?«
    »Uns wird schon nichts passieren«, beharrte Ben. »Geh endlich und hol Hilfe.«
    »Ich gehe nicht.« Lisa begann, auf eine der Streben einzutreten. »Schließlich will ich nicht euren Tod auf dem Gewissen haben.«
    »Sie werden uns schon nicht umbringen«, sagte Ben.
    Lisa hielt inne, um Ben in die Augen zu sehen. »Soll das ein Witz sein? Meinst du, sie schlagen uns, kidnappen uns und fesseln uns, aber umbringen würden sie uns nicht?«
    »Hol Hilfe«, wiederholte Ben.
    »Nathan?« fragte Lisa.
    »Mach weiter«, sagte Nathan. »Ich hab' ja selbst erlebt, wie sie einen behandeln. Rick hat es absolut genossen.«
    Auf einem Bein stehend, stieß Lisa ihren anderen Fuß gegen die Strebe. Sie bewegte sich nicht. »Verdammt.« »Verschwinde doch endlich«, bettelte Ben.
    »Halt den ... Mund«, erwiderte Lisa, während sie weitertrat. Einen Moment später begann die Strebe zu splittern, nach weiteren sechs Tritten zerbrach sie. Lisa hetzte auf die andere Seite des Stuhls.
    »Beeil dich«, sagte Ben.
    »Was meinst du wohl, was ich gerade tue?« Lisa begann, die zweite Strebe zu bearbeiten. Einer Minute später brach auch sie. Ben und Lisa eilten zu Nathans Stuhl, nahmen sich jeweils eine Seite vor und traten auf das antike Holz ein.
    Nathan zitterte vor Erregung. »Ihr schafft es«, sagte er. »Bestimmt schafft ihr es.«
    Erschöpft hielt Lisa inne, um Atem zu holen.
    »Mach weiter«, drängte Nathan. »Gleich hast du's.«
    Die Strebe auf Bens Seite zersplitterte, und Nathan konnte seinen Arm befreien. Als Ben auf die andere Seite stürzte, um Lisa zu helfen, hörte er ein leises Klicken.
    Alle drei sahen auf.
    »Scheiße«, sagte Nathan.
    »Warum macht ihr euch bloß so viel Mühe?« Rick stand in der Ecke des Zimmers und hatte einen Revolver auf die drei Freunde gerichtet. »Wir müssen sie trennen«, sagte er, während er und Claremont auf den großen Glastisch zugingen. Rick richtete den Lauf auf Lisa. »Stecken Sie sie ins Badezimmer. Die Handschellen kommen an die Rohre unter dem Waschbecken.«
    Als Claremont ihre linke Fessel packte, schwang Lisa die rechte durch die Luft und schlug sie gegen seine Schläfe. Claremont umklammerte ihre beiden Gelenke mit einer Hand und schlug ihr mit der anderen so heftig ins Gesicht, daß sie zu Boden stürzte.
    »Ich bring' dich um!« schrie Ben und ging auf Claremont los.
    Rick richtete seinen Revolver auf ihn. »Bleib stehen!«
    Gelähmt vor Angst starrte Ben auf den Lauf der Waffe.
    Im selben Moment flog krachend die Tür zur nächsten Suite auf. »Hände hoch! U.S. Marshai!« brüllte Carl Lungen, während er ins Zimmer stürzte und wild mit seinem Revolver fuchtelte. Bens sah ihn mit offenem Mund an. »Sie sind alle festgenommen!« schrie Lungen.
    »Wo warst du denn die ganze Zeit, verdammt noch mal?« fragte Rick, von Lungens Auftritt gänzlich ungerührt. »Du hättest doch schon lange hier sein sollen.«
    Lungen ließ seine Waffe sinken, sah Ben an und begann zu lachen. »Oh, Mann, Sie sollten Ihr Gesicht sehen«, sagte er. »Sie haben wirklich gedacht, ich würde Sie jetzt retten, was?«
    »Helfen Sie uns, sie wieder zu fesseln«, sagte Claremont.

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