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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Architekten. Ben und Nathan öffneten die Flügel der schweren Glastür, betraten die Lobby und steuerten auf den Portier zu, der in dem ansonsten renovierten Ambiente an einem leicht verrosteten Blechtisch saß.
    »Sie wünschen?« fragte er.
    »Ich will meinen Bruder besuchen«, erklärte Ben. »Er heißt Rick Fagen und wohnt in Apartment 317.«
    Der Portier starrte die beiden Freunde ein paar Sekunden an. Schließlich sagte er: »Folgen Sie mir.« Ben und Nathan warfen sich einen Blick zu und zögerten kurz. Doch als Nathan Ben zustimmend zunickte, folgten sie dem Portier. Dieser führte sie über eine kleine Treppe und am einzigen Aufzug des Gebäudes vorbei, um dann in einen langen Flur zur Rechten einzubiegen. Vor einem Zimmer mit der Aufschrift »Privat« blieb er stehen, öffnete die Tür und führte sie hinein. »Setzen Sie sich.« Er zeigte auf zwei abgewetzte Ledersofas. Nathan und Ben gehorchten, und der Portier verschwand hinter einer anderen Tür, die zu einem Büro zu führen schien.
    »Meinst du, es klappt?« fragte Nathan.
    »Zumindest ist es den Versuch wert«, erwiderte Ben.
    Nathan ließ seinen Blick durch das leere, mit unechter Zirbelkiefer ausgekleidete Wartezimmer schweifen. »Hier stinkt es nur so nach Mafia«, flüsterte er.
    »Wie bitte?«
    »Ehrlich«, sagte Nathan. »Es riecht wie im Haus meines Cousins Lou. Wir sollten schnellstens verschwinden.«
    »Du kannst ja gehen«, flüsterte Ben. »Ich bleibe hier.«
    »Das war keine gute Idee«, sagte Nathan. »Womöglich ist Rick selbst in dem Büro da.«
    Bevor Ben etwas erwidert konnte, trat der Portier mit einem kurzgewachsenen Mann mit Schnurrbart aus dem Büro. »Ich bin der Hausverwalter«, sagte der. »Was wünschen Sie?«
    »Tag. Ich bin der Bruder von Rick Fagen«, erwiderte Ben und streckte ihm die Hand entgegen. »Er hat uns gesagt, wir sollten ihn hier treffen.«
    Ohne auf Bens ausgestreckte Hand zu achten, musterte der Verwalter Ben und Nathan. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und grinste. »Wenn Sie sein Bruder sind, wieso wissen Sie dann nicht, daß er vor zwei Wochen hier ausgezogen ist? Hören Sie, unsere Mieter achten sehr auf Diskretion. Wenn Sie meinen, Sie könnten uns verscheißern, sollten Sie sich was Besseres ausdenken, als zu behaupten, daß Sie sein Bruder sind. Also, wenn Sie keine Bullen sind, dann verschwinden Sie, aber schnellstens.«
    Der Portier öffnete die Tür und beförderte Ben und Nathan unsanft hinaus. »Das war doch ein schöner Erfolg«, sagte Nathan, als die Glastür sich hinter ihnen schloß. Sie standen unter dem Vordach, und Ben starrte schweigend in den prasselnden Regen. Nathan klappte seinen Schirm auf. »Na, wenigstens werden wir nicht -«
    »Ich bin erledigt.« Ben rannte blindlings durch den Regen auf das Auto zu.
    Während der Rückfahrt fiel kein Wort. »Komm schon, reiß dich zusammen«, sagte Nathan schließlich, als sie zu Hause ankamen.
    »Ich muß nachdenken.« Ben ging geradewegs in die Küche.
    »Du hast schon die ganze letzte Viertelstunde nachgedacht. Sag doch mal was.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach denn sagen?« Bens Stimme wurde lauter. »Man hat mich gerade eben übel reingelegt, und ich hab' meine gesamte Karriere in Gefahr gebracht. Menschenskind, was für ein toller Tag!«
    »Hör mal, laß das bloß nicht an mir aus«, warnte ihn Nathan, öffnete den Kühlschrank und goß sich ein Glas Eistee ein. »Ich bin für dich da, und ich tue mein Bestes, um dir zu helfen, aber dein Prügelknabe bin ich nicht.«
    »Tut mir leid.« Ben setzte sich an den kleinen Küchentisch. »Es ist bloß ... ich hab' bloß ... es ist eine echte Katastrophe.«
    Nathan reichte Ben den Eistee. »Ist schon in Ordnung. Aber irgendwas sollten wir doch tun. Konzentrier mal deine Energie. Wie wär's, wenn wir uns ausdenken, wie wir Rick um die Ecke bringen können?«
    »Das mache ich schon seit drei Stunden.« Ben umklammerte sein Glas. »Bis jetzt fällt mir nichts Besseres ein, als ihm die Augenlider abzuschneiden und ihn vor einen Spiegel zu setzen. Er wird von seinem eigenen Anblick verrückt werden, weil er die Augen nicht mehr schließen kann.«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    »Ich mache keine Witze.« Ben nahm einen Schluck Tee. »Ich muß diesen Kerl finden. Wenn bekannt wird, daß ich ein Gerichtsurteil ausgeplaudert habe, bin ich erledigt. Und ohne Rick kann ich ja meine Unschuld nicht beweisen. Wenn ich ihn habe, kann ich versuchen, seine Verbindung zu Maxwell

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