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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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ich doch. Was macht dir Sorgen?«
    »Also, ich werde den Gedanken nicht los ... Sollten wir damit nicht gleich zur Polizei gehen? Ich meine, wir übernehmen uns da gewaltig. Vielleicht ist es klüger, wenn wir um Hilfe bitten.«
    »Abgelehnt«, entschied Ben. »Wenn ich das mache, kann ich meinem Job auf Wiedersehen sagen. Und wenn ich tatsächlich zur Polizei ginge, würde Rick das schon auf eine Meile Entfernung riechen.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Lisa.
    »Willst du dich über mich lustig machen? Den gesamten letzten Monat hat er jeden unserer Schritte überwacht. Außerdem ist es ja nicht so, daß wir irgend etwas Kompliziertes machen. Wir versuchen bloß, seine Stimme aufzunehmen. Wir haben ja nicht vor, in seinen verborgenen Schlupfwinkel auf einer Privatinsel einzudringen.«
    Lisa sah Ober an. »Mach dir keine Sorgen, Rick hat in Wirklichkeit gar keine Privatinsel. Das ist nur eine Redensart.«
    »Boah!« konterte Ober.
    »Nun mal ernsthaft, Leute«, sagte Ben. »Wenn die Sache gefährlich wird, können wir Hilfe anfordern. Aber bis dahin will ich probieren, wie weit wir allein kommen.«

SECHSTES KAPITEL
    Am folgenden Tag arbeiteten Ben und Lisa ohne Unterbrechung an vier verschiedenen Entscheidungen. Im Lauf ihrer dreimonatigen Zusammenarbeit hatten die beiden eine effiziente Methode entwickelt, ihre Voten zu verfassen. Ben, dem es leichter fiel, kreative Argumente auszubrüten, schrieb grundsätzlich den ersten Entwurf. Mit Hilfe kämpferischer Formulierungen und kompromißloser Beharrlichkeit stürmten seine Urteilsbegründungen immer geradlinig von der Einleitung zum Schluß. Lisa hingegen war die perfekte Analytikerin. Ben sprach von ihrem Röntgenblick: Sie war in der Lage, selbst in der einleuchtendsten Argumentation Schwachstellen zu finden. Wenn Ben also seinen Entwurf vollendet hatte, kam Lisas redaktionelle Begabung zum Zuge. Detailbesessen und mit überlegener Logik schrieb sie meist zwanzigseitige Kommentare zu Bens vierzig Seiten umfassendem Konzept. Wenn die beiden mit der Überarbeitung fertig waren, wurde der Schriftsatz Hollis vorgelegt.
    Um sechs Uhr abends schaltete Ben seinen Computer aus und holte sein Jackett aus dem Garderobenschrank.
    Lisa sah von ihrem Schreibtisch auf. »Wo willst du denn hin?«
    »Ich habe eine Verabredung zum Abendessen, die ich unmöglich absagen kann. Erics Tante und Onkel haben uns schon mehrfach eingeladen, seit ich aus Europa zurück bin.«
    »Aber ich hab' noch immer nichts von deinem Entwurf des Russell-Urteils gesehen.«
    »Der ist so gut wie fertig. Bis morgen mittag bekommst du das fertige Papier.«
    »Hoffentlich.«
    »Bestimmt. Ich versprech's dir.« Ben war schon an der Tür, als er sein Telefon läuten hörte. Darauf vorbereitet, daß Eric sich womöglich wieder einmal verspäten würde, lief er zu seinem Schreibtisch zurück und hob ab. »Ben am Apparat.«
    »Tag, Ben«, sagte Rick. »Wie geht's denn so?«
    »Was willst du denn, verdammt noch mal?« fragte Ben, der die Stimme sofort erkannt hatte.
    »Gar nichts. Ich wollte nur wissen, was du vorhast. Wie ich gehört hab', hast du heute eine wichtige Einladung.«
    »Wir treffen uns doch am Samstag, oder?« fragte Ben. »Weil-«
    Rick legte auf.
    Ben warf den Hörer auf die Gabel.
    »Was ist denn los? Wer war dran?«
    »Rick.« Ben hastete zur Tür.
    »Was hat er denn -« Bevor Lisa ihren Satz beenden konnte, war Ben schon fort.
    Ben eilte die vierundvierzig Stufen der Freitreppe hinunter und wartete ungeduldig auf die Ankunft seiner Freunde. Fünf nach sechs kamen Eric und Ober in Erics Auto angefahren. Schweigend stieg Ben in den hellgrauen Honda.
    »Heute hab' ich mir den besten Namen für ein mexikanisches Restaurant überlegt«, verkündete Ober aufgekratzt und drehte sich nach Ben um. »Ich werde es Tequila Mockingbird nennen.«
    Ben zeigte keine Regung.
    »'tschuldigung, daß ich zu spät gekommen bin«, sagte Eric. »Ich mußte -«
    »Wo ist Nathan?« unterbrach ihn Ben.
    »Wir holen ihn zu Hause ab. Ich hab' mir gedacht, ihr drei wollt euch vor dem Abendessen rasch umziehen. Bei Tante Katie muß man schließlich keinen Anzug tragen.« Im Rückspiegel sah Eric, daß Ben die Stirn runzelte. »Was ist denn los?«
    »Nichts«, sagte Ben. »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Bist du -«
    »Ich will nicht darüber sprechen«, wiederholte Ben.
    Eric warf Ober einen Blick zu, zuckte die Achseln und fuhr weiter.
    »Ihr kommt zu spät«, verkündete Nathan, sobald sich die Haustür

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