Der zehnte Richter
sagte Nathan. »Dann wird's nicht lange dauern, bis wir ihn identifiziert haben.«
»Ich weiß schon, wo ihr euch auf die Lauer legen könnt.« Bens Stimme überschlug sich vor Erregung. »Direkt gegenüber ist ein anderes Lokal.«
»Wir können ein extra lichtstarkes Objektiv für die Kamera kaufen.« Ober stand auf.
»Und wir können uns coole Verkleidungen zulegen: am besten Trenchcoats, Schlapphüte und falsche Schnurrbarte«, sagte Lisa sarkastisch. »Jetzt beruhigt euch mal alle. Das Ganze wird überhaupt nichts nützen. «
»Ach nein?« fragte Ben. »Natürlich wirst du uns jetzt auch erklären, warum.«
»Was bringt es denn, wenn ihr ein paar Fotos von ihm habt? Ihr seid in absolut derselben Lage wie vorher. Denn selbst wenn ihr Ricks echten Namen herausbekommt, könnt ihr ihn nicht anzeigen - falls Ben nicht auch ins Loch kommen soll.«
Betretenes Schweigen machte sich breit. Nathan bemerkte: »Die Frau spricht die Wahrheit.«
»Wir müssen ihn irgendwie dazu bringen, dir ein Angebot für einen neuen Verrat zu machen«, schlug Lisa vor. »Wenn er das tut, können wir ihn wegen Beamtenbestechung anzeigen.«
»Ben ist doch gar kein Beamter«, warf Ober ein.
»Er ist Bundesangestellter«, sagte Lisa. »Wenn Rick ihn bestechen will, versucht er damit, sich in die Geschäfte der amerikanischen Regierung einzumischen. Das ist eine Straftat nach Bundesrecht, was ihn für ein paar Jahre hinter Gitter bringen wird.«
»Moment, Moment«, unterbrach Nathan sie. »Was hält Rick denn dann von einem Kuhhandel mit dem Richter ab? Wie die Sache liegt, kann er Ben problemlos auf dem Silbertablett servieren. Er muß nur auf den CMI-Fall verweisen und behaupten, der ehrenwerte Assistent am Obersten Gericht stecke hinter der ganzen Sache. Dann kommt Rick unbeschadet davon, und Ben wird verurteilt - nur wegen unseres großartigen Plans.«
»Das würde Rick nie tun«, widersprach Lisa. »Das CMI-Urteil ist wahrscheinlich das Beste, was ihm je zugestoßen ist. Bestimmt hat er ein paar Millionen Dollar bei dem Deal verdient. Wenn er Ben anzeigt oder auch nur ansatzweise die Aufmerksamkeit auf CMI lenkt, hat Charles Maxwell sofort die Aufsichtsbehörden auf dem Hals, und zwar schärfer als jetzt schon. Meiner Meinung nach würde Rick ganz schnell begreifen, daß es besser für ihn wäre, wegen Bestechung in diesem zweiten Fall ein paar Jahre abzusitzen, als all sein Geld zu verlieren und gleichzeitig Maxwells Zorn zu riskieren. Schließlich geht's hier nicht um kleine Fische. Wenn's drauf ankommt, wird CMI ihn bei lebendigem Leib verschlingen.«
»Wirklich beeindruckend«, gab Nathan zu.
»Und du hast nicht geglaubt, wie clever sie ist.« Ben kreuzte die Arme und sah Ober an.
»Momentchen«, sagte Lisa. »Du hast mich nicht für clever gehalten?«
»Ich hab' ja nicht -« setzte Ober an.
»Du?« Lisa erhob sich drohend von ihrem Stuhl. »Als wir letzte Woche Scrabble gespielt haben, hast du versucht, das Wort Boah zu legen. Und du hältst mich für doof?«
» Boah ist ein Wort«, sagte Ober.
»Es ist kein Wort! Es ist ein Slangausdruck, den bestimmte Primaten im späten zwanzigsten Jahrhundert benutzen. Es ist Unsinn. Lärm. Blödheit. Aber es ist absolut kein Wort.«
»Es ist ein Wort«, beharrte Ober.
»Ihr könnt euch später streiten«, unterbrach Ben die beiden. »Jetzt will ich mich mit unserem Plan beschäftigen. Es sieht so aus, als sei es unsere größte Chance, ihn wegen Bestechung hinzuhängen. Das ist zwar nicht die perfekte Rache, aber es ist das beste, was wir hinbekommen. Also, wie kriegen wir ihn?«
»Du könntest ein Funkmikrophon tragen«, schlug Nathan vor. »Vielleicht kann ich von einem meiner Bekannten in der Sicherheitsabteilung eins bekommen. «
»Bestimmt?« fragte Ben.
»Wenn nicht, steckst du eben ein Diktiergerät ein«, sagte Lisa. »Hauptsache, wir haben ihn auf Band.«
»Ich glaube trotzdem, daß wir ein paar Bilder von ihm machen sollten«, meinte Ober.
»Du willst dich bloß verkleiden«, stichelte Lisa.
»Verkleiden will ich mich tatsächlich«, gab Ober zu. »Aber ich denke auch, daß es klug wäre, einen konkreten Beleg von Ricks Aussehen zu bekommen.«
»Das ist eigentlich keine schlechte Idee«, gab Ben zu. »Irgendwann wird ihn ja doch die Polizei schnappen müssen. Da können wir ihr wenigstens zeigen, wie er aussieht.« Ben sah, daß Lisa die Nase rümpfte. »Was ist denn?«
»Hm?« machte sie. »Nichts, nichts.«
»Nun sag schon«, drängte Ben. »Den Blick kenne
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