Der zehnte Richter
betagtes Mitglied des Obersten Gerichtshofs.«
»Setzt Blake sich etwa endlich zur Ruhe?« fragte Eric.
»Von mir hast du kein Sterbenswörtchen gehört«, sagte Ben. »Ich meine bloß, daß du in dieser Richtung schnüffeln solltest, wenn du deinen Chefredakteur mit deiner Intuition beeindrucken willst.«
»Danke«, sagte Eric grinsend.
»Ist das illegal, was du ihm gerade erzählt hast?« Ober sah von seiner mittlerweile schmelzenden Eiskrem auf.
»Natürlich ist es nicht illegal«, erwiderte Ben. »Es ist bloß ein freundschaftlicher Rat.«
»Wenn es nämlich illegal war, wäre ich gezwungen, meiner Pflicht als Staatsbürger nachzukommen.« Als Ben den Kopf schüttelte, fügte Ober hinzu: »Das ist mein voller Ernst. Ich würde euch beide verhaften lassen.«
»Ober, wenn du mich ins Kittchen bringst, würde ich deine Chefin anrufen und ihr erzählen, daß du mir letzte Woche eine Fotokopie deines Penis gefaxt hast.«
»Na und?« meinte Ober.
»Und dann würde ich ihr sagen, daß du es warst, der im Juli bei der Grillparty eures Büros ihr Auto gestreift hat.« »Na und?«
»Und dann würde ich bei allen Kreditkartenfirmen
anrufen, die auf dein Geld warten, um ihnen deine
echte Adresse und deine Telefonnummer im Büro zu
geben.«
Ober schwieg einen Moment. »Na und?«
»Und dann würde ich Eric erzählen, daß du ständig
seine Münzen klaust, um deine Wäsche zu waschen.« »Was machst du?« fragte Eric. »Ach, dieser Kerl ist wirklich so ein -« »Da sind also alle meine Münzen geblieben!« »Gute Nacht.« Ben erhob sich von der Couch.
»Zeit, ins Bett zu gehen.«
Es war gerade halb sieben, als Ben am nächsten Morgen in die Küche kam, um zu frühstücken. »Morgen«, begrüßte er Nathan, der immer als erster aufstand.
Nathan schob seinen Teller mit Cornflakes beiseite, um die Zeitung auf dem Tisch zusammenzufalten. »Ich glaube, du solltest da mal einen Blick drauf werfen.«
»Was ist es denn?« Ben goß sich ein Glas Orangensaft ein. »Lies mal vor.«
»Ich glaube, du solltest es besser selbst lesen«, sagte Nathan.
Folgsam ergriff Ben die Zeitung. Unübersehbar verkündete die Schlagzeile: »Nach CMI-Urteil Untersuchung am Obersten Gerichtshof.« Hastig las Ben: »Nach Auskunft eines hochrangigen Mitarbeiters am Obersten Gerichtshof wurde eine offizielle Untersuchung eingeleitet, um Gerüchten entgegenzuwirken, bei dem kürzlich verkündeten Urteil in der Sache CMI sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Da Charles Maxwell im Hinblick auf die Gerichtsentscheidung Millionen aufs Spiel gesetzt hatte, spekulieren Kritiker von der Wall Street bis Washington über betrügerische Machenschaften. Als Folge hat am Gerichtshof eine dringliche und umfassende Untersuchung< begonnen. Wie zu erfahren war, wird jeder, der das Ergebnis im voraus kannte, sei es als Mitarbeiter der Druckerei oder als Assistent der Richter, einer eingehenden Befragung unterzogene«
Ben knirschte mit den Zähnen. »Das ist totaler Quatsch«, sagte er und warf die Zeitung auf den Tisch. »Es gibt gar keine Untersuchung. Die versuchen bloß, irgendwas anzuzetteln.«
»Hast du den Namen des Autors gesehen?«
Als Ben die Worte »Von Eric Stroman« las, wurde ihm flau im Magen. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Beruhige dich«, sagte Nathan und legte eine Hand auf Bens Schulter.
»Dieser Scheißkerl!« brüllte Ben und riß die Zeitung in Stücke. Dann lief er aus dem Zimmer und stürmte die Treppe hinauf. »Eric! Wach auf, du Arschloch!«
»Reiß dich doch zusammen«, rief Nathan und folgte seinem Freund.
Ben stieß die Tür von Erics Zimmer auf. Das Bett war leer, und Nathan atmete erleichtert auf. »Wo ist er denn, verdammt noch mal?« tobte Ben.
Ein weißer Umschlag mit Bens Namen lag mitten auf Erics ungemachtem Bett. Als Ben den Umschlag aufriß, stolperte Ober ins Zimmer, nackt bis auf seine Boxershorts. »Was ist denn hier los?« fragte er und rieb sich die Augen.
»Frag besser nicht«, warnte Nathan ihn.
»Ich sag' dir schon, was los ist«, verkündete Ben, ohne auf die Karte in seiner Hand zu achten. »Dieses Arschloch hat auf Seite fünf seiner Zeitung einen Artikel über mögliche Unregelmäßigkeiten am Gerichtshof untergebracht. Darin teilt er fälschlich mit, daß eine Untersuchung eingeleitet wurde und daß man Mitarbeiter verdächtigt, Charles Maxwell vor der Urteilsverkündung einen Tip gegeben zu haben. Anders gesagt, er hat mich hingehängt. Wenn es bisher keine Untersuchung gab, so wird
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