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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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für mich getan?«
    »Ich hab's getan, weil ich Mitleid mit dir habe«, sagte Lisa lächelnd.
    »Das ist keine schlechte Entschuldigung.« »Komm schon, deshalb kannst du doch nicht wütend auf mich sein.«
    »Diesmal hast du noch Glück gehabt.« Ben streckte Lisa drohend den Zeigefinger entgegen. »Aber wenn du das nächste Mal versuchst, nett zu mir zu sein, steig' ich dir wirklich aufs Dach.«
    Um halb acht packte Ben seine Aktentasche und verließ das Büro. Während er die Treppe hinunterging, dachte er an die bevorstehende Auseinandersetzung mit Eric. Wenn er mir keine Erklärung bietet, kann er sich begraben lassen, dachte Ben, als er seinen Ausweis durch das Lesegerät im Erdgeschoß zog. Nein, selbst wenn er eine Erklärung hat, kann er sich begraben lassen. Als er an den Marmorskulpturen der Großen Halle vorüberging, hörte er den Wachmann am Haupteingang etwas in sein Funkgerät murmeln. Dann stand der Mann auf, und Ben überlegte, was das bedeuten könnte. Langsam näherte er sich dem Ausgang. Der Wachmann sah auf seine Liste. Im letzten Augenblick beschloß Ben, umzukehren. Er ging den gleichen Weg zurück, öffnete mit seinem Ausweis die soeben passierte Tür und gelangte wieder in den Nordflügel des Gerichtsgebäudes. Seine Schritte wurden schneller, als er auf den unbewachten Seiteneingang des Flügels zuging. Er war nicht mehr weit von der Tür entfernt, als er Schritte hinter sich hallen hörte. Nur wer sich schuldig fühlt, läuft davon, kam ihm ein Spruch seines Kriminologieprofessors in den Sinn. Während er sich dem Ausgang näherte, holte er wie- der seine Ausweiskarte hervor. Er zog sie durch das Gerät, das ihm den Ausgang öffnen sollte, und stellte überrascht fest, daß das übliche Klicken nicht zu hören war. Noch einmal versuchte er die Karte. Nichts.
    »Ben, können wir Sie einen Augenblick sprechen?«
    Er fuhr zusammen, wandte sich um und sah einen Mann in einem grauen Anzug auf sich zukommen.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?« fragte der Mann.
    »Äh, ist irgend etwas nicht in Ordnung?« stotterte Ben.
    »Wenn Sie mir bitte einfach folgen würden.« Ben begleitete den Mann zurück zum Haupteingang. Während sie durch die Große Halle gingen, lockerte er seine Krawatte. Vorn angelangt, fuhren sie mit dem Aufzug ins Untergeschoß. Von den Angestellten als Disneyland bezeichnet, waren dort ein Imbiß, eine Cafeteria, ein Kino, ein Andenkenladen und eine Ausstellung zur Geschichte des Obersten Gerichtshofs untergebracht.
    Als Ben an der monumentalen Statue von John Marshall vorbeikam, biß er die Zähne zusammen und versuchte sein Möglichstes, ruhig zu bleiben. Auf der Westseite des Gebäudes waren die einzigen Büros in diesem Geschoß, und dort saßen die Marshals, die für alle Sicherheitsbelange des Gerichtshofs zuständig waren. Hinter dem Haupteingang des Bereichs gelangten sie durch ein Labyrinth winziger, durch Trennwände abgeteilter Büros zur Tür eines ganz links hinten liegenden, großen Zimmers. Ben blieb hinter seinem Führer stehen. Vor ihm saß ein massiger Mann im blauen Nadelstreifenanzug an einem nachgemachten antiken Schreibtisch.
    »Kommen Sie rein«, sagte der Mann. Sein rundes Gesicht wurde beherrscht von einer dicken, pockennarbigen Nase und einem graugescheckten Bart. Der Geruch des Büros ließ eine Vorliebe des Inhabers für Zigarren erkennen; als Dekoration des Schreibtischs diente eine umfangreiche Sammlung von Batterien. »Sei doch so nett und mach die Tür zu«, sagte der Mann und nickte Bens Begleiter zu. Die Tür schlug zu, worauf der Mann sich in seinen Ledersessel zurücklehnte. »Sie sind also Ben Addison«, begann er. »Setzen Sie sich bitte.«
    »Was ist denn los?« fragte Ben nervös, während er sich auf einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch setzte. Bewußt atmete er langsam und gleichmäßig, um möglichst gleichgültig auszusehen.
    »Genau das versuchen wir, herauszufinden«, sagte der Mann, während Bens Begleiter sich auf dem anderen Stuhl niederließ. »Falls Sie mich noch nicht kennen sollten, ich bin Carl Lungen, der Chief Marshai hier am Gerichtshof. Ich bin für die gesamte Sicherheit zuständig. Das ist Dennis Fisk, unser Deputy Marshai.« Er zeigte auf den Mann im grauen Anzug. »Wir haben Sie heute hierhergebeten, weil wir einige Fragen haben, auf die wir von Ihnen eine Antwort erhoffen. Es geht um einen Artikel in der heutigen Ausgabe des Washington Herald. Falls Sie ihn nicht kennen sollten: Darin wird die

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