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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Möglichkeit angedeutet, daß das kürzlich verkündete Urteil in der Sache CMI vorab an Mr. Charles Maxwell gelangt ist. Können Sie mir soweit folgen?«
    »Der Artikel ist mir bekannt«, sagte Ben, verärgert über Lungens herablassenden Tonfall.
    »Gut«, sagte sein Gegenüber und ergriff eine Energizer-Batterie Jahrgang 1980. »Nun ist es so, Ben, daß diese Story auf Sicherheitsmängel an diesem unserem Gerichtshof anspielt. Wie Sie sich vorstellen können, gerät unsere Abteilung dadurch in ein schlechtes Licht. Glücklicherweise haben wir einen sehr guten Freund beim Herald, und nach einem Anruf bei diesem Freund haben wir erfahren, daß der Verfasser des Artikels ein neuer Mitarbeiter ist. Man hat mir ferner mitgeteilt, daß eben dieser Journalist mit einem unserer wissenschaftlichen Mitarbeiter zusammenwohnt. Dieser Mitarbeiter sind Sie. Sie können sich also mein Bedürfnis vorstellen, Sie einmal persönlich kennenzulernen.«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, erwiderte Ben, »aber ich habe mit diesem Artikel nichts zu tun.«
    »Sie wollen mir also sagen, daß Sie niemanden kennen, der gerichtsinterne Informationen weitergibt?«
    »Niemand.«
    »Warum hat Ihr Freund dann diesen Artikel geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist sogar so, daß ich das gerade eben klären wollte, als Sie mich hier runtergeschleppt haben. Ich hab' von dieser Sache heute morgen um sieben zum ersten Mal gehört. Als ich meinen Mitbewohner daraufhin zur Rede stellen wollte, was er schon fort.«
    »Ben, ich möchte meine Frage wiederholen. Kennen Sie jemanden, der interne Informationen dieses Gerichtshofs weitergibt?«
    »Nein, tu' ich nicht. Ich schwöre, daß ich so etwas von niemandem weiß.«
    Lungen stellte die Batterie wieder an ihren Platz, den Blick auf Ben geheftet.
    »Ich kann mir bloß vorstellen, daß Eric in seiner Redaktion Eindruck schinden wollte«, versuchte Ben schließlich eine Erklärung. »Er weiß ja, daß uns die Entscheidungen im voraus bekannt sind. Auf dieser Basis kann er schreiben, was er will. Sie kennen ja den Herald, der druckt einfach alles.« Seine Stimme gewann an Festigkeit. »Glauben Sie wirklich, man hätte die Story auf der fünften Seite gebracht, wenn Eric auch nur ein schlüssiges Indiz gehabt hätte? Das Ganze ist reine Vermutung. Sie haben's ja gelesen; es geht nur um die Möglichkeit, daß eine Indiskretion für Maxwells Glückstreffer verantwortlich sein könnte. Der Artikel hätte genausogut auf der Meinungsseite stehen können.«
    »Ben, ist Ihnen bewußt, was passiert, wenn wir herausbekommen, daß Sie lügen?« Lungen legte seine Handflächen auf den Tisch. »Selbstverständlich würden Sie Ihre Stelle verlieren. Und wenn das geschieht, würde ich meinen, daß die Presse sich sofort darauf stürzt. Ob Sie dann verantwortlich waren oder nicht, man wird genau Sie für den Insider halten, der Maxwell die Sache gesteckt hat. Danach dürfte Ihre Karriere beendet sein, und Ihre einzige Berufsperspektive wäre die des Beraters der Fernsehproduktion, die der Welt Ihre Geschichte erzählt.«
    »Warum arbeiten Sie denn nicht einfach mit uns zusammen?« warf Fisk mit ruhiger, besänftigender Stimme ein. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge wurden von einer ungesunden Färbung der Haut akzentuiert, seine knorrige Gestalt von dem schlecht sitzenden Anzug. »Wir können Ihnen helfen, wenn Sie's uns nur erlauben, wissen Sie?«
    »Hören Sie, auf das Spielchen mit dem guten und dem bösen Bullen kann ich gern verzichten«, erwiderte Ben. Ein plötzlicher Adrenalinstoß hinderte seine Stimme daran, überzuschnappen. »Wenn ich Eric die Story gesteckt hätte, wäre ich doch ein totaler Idiot. Ich will Sie beide ja nicht beleidigen, aber man muß kein Genie sein, um herauszukriegen, daß Eric und ich zusammenwohnen. Ergibt es irgendeinen Sinn, daß ich meinen Mitbewohner auffordere, einen Artikel zu schreiben, der nicht nur meine gesamte Karriere gefährdet, sondern auch noch die Aufmerksamkeit auf mich lenkt?« Ben ließ die Logik des Arguments wirken, dann fügte er hinzu: »Der Artikel ist purer Blödsinn. Wahrscheinlich wollte Eric auf sich aufmerksam machen und -«
    »Wir haben ja nicht behauptet, Sie hätten Eric aufgefordert, den Artikel zu schreiben«, unterbrach ihn Fisk. »Wir halten Sie bloß für denjenigen, der ihm die entsprechenden Informationen gegeben hat.« »Ich hab' ihm kein Sterbenswörtchen gesagt. Glauben Sie mir, ich bin extrem vorsichtig mit allem, was ich vor

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