Der zehnte Richter
falls Rick daraufkommt, dich abzutasten«, schlug Ober vor.
»Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist«, meinte Nathan. »Wenn du das tust, verlieren wir viel Übertragungsqualität.« Er schaltete den Empfänger aus. »Jetzt muß ich dir leider noch sagen, daß der Apparat nur eine Reichweite von ungefähr hundert Metern hat.«
»Das macht nichts.« Ben knöpfte sein Hemd zu. »Wir treffen uns im Two Quail, einem Edel-Restaurant in der Massachusetts Avenue. Ich bin heute zum Mittagessen hingegangen, um mir alles anzusehen. Es ist ein kleiner Laden mit nur einem Fenster zur Straße. Aber auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein thailändisches Lokal, in dem ihr Stellung beziehen könnt.«
»Ich weiß, welches du meinst«, sagte Nathan. »Das Bangkok Orchid.«
»Genau«, bestätigte Ben. »Ich denke, du und Ober, ihr solltet gegen sieben da aufkreuzen. Ich selbst treffe Rick um acht. Die beiden Lokale liegen sich direkt gegenüber, also sind wir bestimmt in Reichweite.«
»Ist es möglich, daß irgendwas den Empfang stören könnte?« fragte Lisa. »Kurzwellensender? Satellitenschüsseln? Irgend so was?«
»Soweit mein Kollege gesagt hat, müßte alles gut funktionieren«, erklärte Nathan. »Es ist zwar nicht die absolut beste Ausrüstung, aber sie ist zuverlässig.«
»Wißt ihr, was wir noch brauchen?« fragte Ober aufgeregt. »Wir sollten uns ein Kennwort ausdenken. Wenn doch irgendwas schiefläuft, wird das unser Signal sein, daß du Hilfe brauchst.«
»Keine schlechte Idee.« Ben setzte sich wieder aufs Sofa.
»Wie wäre es mit: Was ist denn passiert, Heather? «, schlug Ober vor.
»Quatsch«, sagte Ben. »Es muß etwas sein, was ich leicht ins Gespräch einflechten kann, und außerdem darf es nicht so aussehen, als ob ich in Panik gerate.«
»Wie wär's dann mit: Zerrbild der Gerechtigkeit ?«, fragte Nathan.
»Oder vielleicht mit: Käsefondue ?«, sekundierte Ober.
»Wie zum Teufel soll ich so was einflechten?« fragte Ben. »Leg mich bitte nicht um, sondern bring mir ein Käsefondue?«
Verbrechen gegen die Menschlichkeit «, sagte Nathan.
» Teufelshunde «, schlug Ober vor. »Wie wär's, wenn ich einfach brülle: Zu Hilfe, einfallslose Freunde! Zu Hilfe! «
»Warum benutzt du nicht einfach das Wort Bingo ?« schlug Lisa vor. »Das kann man leicht in einen Satz einbauen, und im Kino funktioniert es immer.«
»So ein Blödsinn«, protestierte Ober. »Sag mir einen Film, in dem Bingo als Kennwort vorkommt.«
»Da gibt's 'ne ganze Menge.«
»Dann sag doch einen«, beharrte Ober.
»Es ist ja ganz egal, ob es im Film funktioniert«, unterbrach Ben die beiden. »Bingo ist unser Kennwort. Wenn ich Bingo sage, kommt ihr angerannt.«
»Das wär's also, wenn er einen Bestechungsversuch macht«, sagte Lisa. »Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir ihn fotografieren, damit man ihn identifizieren kann.«
»Dafür hab' ich das hier mitgebracht.« Nathan zog ein Teleobjektiv aus seinem Matchsack. »Es paßt auf meine Kamera und sollte uns so viele Bilder liefern, wie wir von diesem Arschloch haben wollen.«
»Wir brauchen aber detaillierte Bilder«, sagte Lisa.
»Glaub mir, das Ding hier wird uns die Mitesser auf seiner Nase präsentieren. Es hat sogar einen eingebauten Infrarotfilter.« Zu Ben gewandt, fuhr er fort: »Ich muß bloß wissen, wen ich aufnehmen soll. Schließlich hab' ich Rick noch nie gesehen.«
»Darum hab' ich mich heute schon gekümmert«, erklärte Ben. »Im Two Quail gibt's einen Tisch, der direkt vor dem Fenster zur Straße steht. Rick und ich werden an eben diesem Tisch sitzen. Du mußt also lediglich den Typen fotografieren, mit dem ich zusammensitze.«
»Und wenn man euch da gar nicht hinsetzt?«
»Wird man schon. Ich habe dem Oberkellner einen Hunderter gegeben, um sicherzustellen, daß man uns genau diesen Tisch reserviert.«
»Du hast noch mal hundert Dollar auf den Kopf gehauen?« fragte Ober.
»Als ich hinkam, war schon ein Tisch auf meinen Namen reserviert«, erwiderte Ben. »Ich hatte ganz schön Angst.«
»Wird schon schiefgehen«, beruhigte Nathan ihn und packte die Apparatur wieder weg.
»Mir fällt gerade was ein«, sagte Lisa unvermittelt. »Was ist, wenn Rick gar keine weiteren Informationen haben will?«
Ben zuckte die Achseln. »Dann werden wir uns wohl einfach mit unseren Fotos zufrieden geben müssen. Wenn wir ihn dann erfolgreich identifizieren, können wir ihm auf die Zehen treten, wenn er beschließt, was gegen mich
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