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Der zehnte Richter

Der zehnte Richter

Titel: Der zehnte Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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kein Geld damit verdienen können, haben sie fünfzig Millionen Dollar in eine unverkäufliche Briefmarkensammlung gesteckt.«
    »Was ist da schlecht dran?« fragte Lisa. »Wir können doch nicht einfach unsere ganze Geschichte mit dem Bulldozer platt machen, um noch mehr Einkaufszentren hinzuklotzen.«
    »Hör mal, ich will hier nicht wie Onkel Dagobert klingen, aber unsere Geschichte zahlt schließlich keine Rechnungen. Grinnells Konsortium hat Dutzende Millionen Dollar investiert, weil es sich auf den städtischen Bebauungsplan verlassen hat. Wenn die Stadt ihre Meinung ändert, so sollte sie auch denjenigen entschädigen, den sie damit aufs Kreuz legt. Punkt.«
    »Ben, willst du damit vielleicht sagen, daß wir -«
    »Gut, gut, wir haben schon verstanden«, unterbrach Nathan Lisa. »Mir ist schon klar, daß ihr die ganze Nacht weitermachen könntet, aber einige von uns müssen morgen ins Büro.«
    »Außerdem entscheiden wir ohnehin nichts«, sagte Ben. »Hollis und seine Kollegen werden uns sagen, was wir schreiben sollen, und das ist's dann schon.«
    »Genau.« Nathan zog den Reißverschluß seines Matchsacks zu. »Dann wollen wir mal Schluß machen. Müssen wir noch über irgend etwas reden?«
    »Ich glaube, das wär's so ungefähr«, meinte Ben. »Hoffen wir, daß morgen alles gutgeht.«
    »Und wenn nicht, dann hoffe ich nur, daß du nicht durchdrehst und dich in die kranke und verzerrte Abart deiner selbst verwandelst«, erklärte Ober.
    »Was soll denn das wieder heißen?« wollte Lisa wissen.
    »Ach Gott«, stöhnte Ben, »bloß nicht die Batman-Theorie.«
    »Was?« fragte Lisa. »Ich weiß nicht, ob dich die Erklärung nicht zu stark erschüttert würde«, sagte Ober.
    »Ich lasse es mal darauf ankommen.«
    Ober klatschte begeistert in die Hände. »Diese Theorie basiert auf der Vorstellung, daß dein ganzes Leben an einem einzigen schlechten Tag auseinanderfallen kann.«
    »Und was hat das mit Batman zu tun?« fragte Lisa skeptisch.
    »Erinnere dich mal, warum Bruce Wayne zu Batman wurde: Man hat vor seinen Augen seine Eltern erschossen. An diesem Tag ging sein ganzes Leben in die Brüche, und er mußte sich verwandeln, um nicht wahnsinnig zu werden. Mit Robin ist es dasselbe -seine Eltern sind auf dem Trapez ums Leben gekommen. Und dann die Schurken: Der Joker ist in ein Säurefaß gefallen und wurde von den Leuten im Stich gelassen, denen er vertraute. Two-Face wurde von einer Säureampulle getroffen. Und was die Filme betrifft, so hat man Catwoman aus einem Fenster gestoßen, während der Riddler seinen Job verloren hat. Es bedarf also nur eines einzigen schlechten Tags, um ins Reich zwanghafter Wahnvorstellungen zu stolpern.«
    »Das ist eine wunderbare Theorie, die aber einen Fehler hat«, bemerkte Ben.
    »Und der wäre?«
    »Daß es diese Leute gar nicht gibt! Es sind Comic-Figuren!« brüllte Ben so laut, daß Nathan und Lisa einen Lachanfall bekamen. »Ja und?« meinte Ober.
    »Und deshalb mache ich mir keine Sorgen, daß ich mir bald ein Batmobil besorgen oder der neueste Schurke von Gotham City werden muß. Aus irgendeinem komischen Grund glaube ich nicht, daß deine Theorie aufs wirkliche Leben anwendbar ist.«
    »Das sagst du heute«, erwiderte Ober, »aber du hast keine Ahnung, was dich morgen erwartet.«
    »Mag sein«, sagte Ben. »Das weiß ich vielleicht nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, daß es kein schwarzer Umhang mit Fledermausohren sein wird.«
    Als Ben, Nathan und Ober nach Hause kamen, saß Eric am Eßzimmertisch und schrieb. »Wo wart ihr eigentlich?« fragte er und legte seinen Stift zur Seite. »Ich hab' mir schon Sorgen gemacht.«
    »Wir waren -«
    »Nirgends«, warf Ben ein.
    »Kannst du das bitte lassen, Ben?« bat Eric.
    »Nein. Ich kann es nicht lassen«, sagte Ben und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. »Du hast die ganze Sache angezettelt, und jetzt mußt du damit umgehen.«
    »Ich hab' mich doch entschuldigt. Was verlangst du denn noch von mir, verdammt noch mal?«
    »Was ich verlange?« Ben ließ sich ein Glas kaltes Wasser einlaufen. »Na ja: Ich verlange Vertrauen. Ich verlange Respekt ...«
    »Vergiß es«, meinte Nathan und setzte sich neben Eric. »Zeit, ins Bett zu gehen.« »Ach, und Ober«, sagte Ben, »es paßt mir nicht, daß du meiner Mutter von der Sache zwischen Eric und mir erzählt hast. Das geht sie nichts an.«
    Ober hatte sich aufs Sofa gesetzt und blätterte in einer Zeitschrift. »Ich hab' ja nur gesagt, es sei eine kleine

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