Der zehnte Richter
gesehen hätte, wo Ober und ich sind«, sagte Nathan, als die drei die Gasse hinuntergingen. »Und du bist sicher, daß du gute Aufnahmen von Rick hinbekommen hast?« Er hob die beiden Kameras.
»Absolut«, sagte Lisa. »Die Fenster waren getönt, aber Ben hat Rick dazu gebracht, seines herunterzulassen, bevor er eingestiegen ist.«
»Wenn wir schon davon sprechen«, hakte Nathan nach, »können wir uns eigentlich sicher sein, daß ihm nichts passiert? Sonst würde ich nämlich lieber die Polizei anrufen.«
»Das solltest du vorläufig noch nicht tun«, riet Lisa, während sie auf die Hauptstraße einbogen. »Bis jetzt können wir immer noch davon ausgehen, daß Rick nur hinter Informationen her ist.«
»Lange nicht gesehen«, sagte Ben. Er saß neben Rick auf dem Rücksitz der Limousine. »Wahrscheinlich warst du in letzter Zeit ziemlich beschäftigt.« »Das kannst du laut sagen.« Rick strich seinen beigen Kaschmirmantel auf seinen teuren braunen Tweedhosen glatt.
»Außerdem sieht es so aus, als wärst du auf der sozialen Leiter ein ganzes Stück höher geklettert. Ich bin wirklich beeindruckt. Eine ganze Limousine nur für mich.«
»Ja, wir dachten, du verdienst nur das Beste.«
»Weißt du, eigentlich sollte ich mich noch bei deinem Fahrer bedanken.« Ben klopfte an die Glasscheibe, die sie vom Vordersitz trennte. »Er hat mich wirklich kunstgerecht gefilzt, bevor ich eingestiegen bin.«
»Es war meine Idee, dich zu filzen«, gestand Rick. »Um ehrlich zu sein, war er der Überzeugung, daß du nie darauf kommen würdest, dir ein drahtloses Mikrophon zu besorgen.«
»Das hat er über mich gesagt?« Ben klopfte lauter an die Scheibe. Als der Fahrer über seine Schulter blickte, hob Ben den Mittelfinger. Dann wandte er sich wieder an Rick. »Tut mir leid. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Du bist ein bißchen nervöser, als ich dich in Erinnerung hatte.« Rick fuhr sich mit der Hand über sein perfekt gekämmtes blondes Haar.
»Ach, du weiß ja, was ein Job am Obersten Gerichtshof einem so antut«, sagte Ben. »Nein, jetzt hab' ich ganz vergessen, daß du da ja gar nicht gearbeitet hast. Entschuldigung.«
»Ben, mir ist durchaus bewußt, wie wütend du bist. Ich verstehe auch -« »Nein, tust du nicht. Falls dich nicht schon mal jemand, dem du vertraut hast, wegen ein paar schneller Dollars gnadenlos reingelegt hat.«
»Sei nicht so überheblich«, schnauzte Rick. »Du hast keine Ahnung von meinem Leben. Es tut mir leid, daß ich dir das antun mußte, aber zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann.«
»Also deshalb machen wir gerade diese kleine Spazierfahrt? Weil du mir jetzt vertrauen kannst?«
»Das hab' ich nicht gesagt. Ich war nur der Meinung, daß du eine Erklärung verdient hast.«
»Also, wie lautet deine Erklärung? Du bist mit der von mir erschlichenen Information zu Maxwell gegangen und hast damit ein paar Millionen Dollar verdient. Was gibt es da noch mehr zu sagen?«
»Bist du dir über das, was ich tue, tatsächlich so sicher?«
»Ziemlich«, erwiderte Ben. »Bei unserem letzten Treffen hast du vier Dollar fünfundneunzig in einer Discount-Pizzeria hingelegt. Jetzt fahren wir in einer Limousine durch die Gegend, und du bist ausstaffiert wie für eine Filmpremiere. Zieht man ferner in Betracht, daß Maxwell eine der risikoreichsten Wetten in der Börsengeschichte eingegangen ist, dürften wir wohl das ganze Bild vor uns haben. Oder hab' ich vielleicht unrecht?«
»Warum bist du so besessen von Recht und Unrecht?« fragte Rick. »Das ist nämlich dein Problem, weißt du. Wenn es nach dir geht, müßte die Antwort immer schwarz oder weiß sein. Das Leben besteht jedoch aus Grauschattierungen, mein Freund -«
Ben schnitt ihm das Wort ab. »Also, warum wolltest du dich mit mir treffen?«
»Erst einmal, um mit einem alten Freund zu plaudern. Ich weiß, daß du's in letzter Zeit nicht ganz leicht hattest, und wollte mich vergewissern, daß es dir trotzdem gut geht.«
»Was willst du damit sagen?« fragte Ben, um festzustellen, was Rick eigentlich wußte.
»Zum einen benutzt einer deiner Mitbewohner dich, um seine journalistische Karriere zu befördern, zum anderen wirst du von den Marshals befragt; und dann geht auch noch dein Plan baden, mich auf Tonband aufzunehmen. Alles in allem würde ich sagen, du hast eine ziemlich furchtbare Woche hinter dir. Oder hab' ich vielleicht unrecht?«
»Es war hektisch, aber zu handeln.«
»Na, das ist eine
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