Der zehnte Richter
als Zeuge loswerden wollen, dann hätte er ihm gleich nach der Urteilsverkündung eine Kugel in den Kopf gejagt. Rick ist scharf auf weitere Informationen.« Er wusch sich die Hände, drehte das Wasser ab und sah auf. »Ober, hast du zu Lisa eigentlich Vertrauen?«
»Was meinst du damit?«
»Im Ernst.« Nathan trocknete sich am Geschirrhandtuch die Hände ab. »Hast du Vertrauen zu Lisa?«
»Natürlich hab' ich das.« Ober setzte sich an den Küchentisch. »Sie bringt mich zur Verzweiflung, aber Vertrauen in sie hab' ich auf jeden Fall. Warum? Was brütest du da aus?«
»Ich glaube, daß irgend jemand Rick einen Tip gegeben hat. Man kann doch nicht einfach aus lauter Dusel unseren ganzen Plan erraten. Selbst wenn er uns beide entdeckt hat, woher wußte er dann was von dem Mikrophon? Wie ich die Sache sehe, hat Rick uns entweder alle mit Wanzen gespickt, oder es gibt einen Insider, der ihm andauernd verrät, was wir vorhaben.«
»Das kann nicht sein. Vielleicht ist ihm einfach klargeworden, daß Ben ein gleichwertiger Gegner ist. In diesem Fall wäre er bloß vorsichtig gewesen.«
»Schon möglich«, gab Nathan zu.
»Wie kommst du überhaupt auf Lisa?« wollte Ober wissen.
»Weil mit Ausnahme von Ben selbst nur wir drei den Plan kannten. Wenn also jemand was ausgeplaudert hat, kommen bloß du, ich und Lisa in Frage.«
»Ich bin es jedenfalls nicht gewesen«, wehrte Ober ab.
»Das hab' ich ja auch nicht gesagt. Ich hab' von Lisa gesprochen.«
»Glaubst du, sie würde wirklich so was tun?«
»Woher soll ich das wissen?« fragte Nathan. »Aber findest du es nicht seltsam, daß sie nach Hause gehen wollte, statt hierherzukommen und mit uns zu warten?«
»Sie wollte sich duschen. Sie hat gestunken.«
»Duschen hätte sich auch hier können. Außerdem -was wissen wir eigentlich schon über sie?«
»Wir wissen, daß Ben seit vier Monaten mit ihr zusammenarbeitet und noch kein schlechtes Wort über sie gesagt hat.«
»Das liegt bloß daran, daß er scharf auf sie ist. Sex kommt dem rationalen Denken immer in die Quere. Immer.«
»Ich weiß nicht.« Ober schüttelte den Kopf. »Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß Lisa an der Sache beteiligt ist.«
Unvermittelt flog die Haustür auf, und Ben trat ins Wohnzimmer, wo er mit Fragen bombardiert wurde: »Was ist passiert?«
»Wo hat er dich hingebracht?«
»Ist alles in Ordnung?«
»Mir geht's gut«, erklärte Ben, die Hände fest aufeinander gelegt. »Ich brauche bloß mal meine Salzlösung.« Er ging zur Badezimmertür. »Der große Boß hat mich meine Kontaktlinsen rausnehmen lassen, damit ich sein Nummernschild nicht erkennen kann.«
»Das macht nichts. Wir haben nämlich alles«, erklärte Nathan, während Ben sich die Linsen wieder einsetzte. »Wir haben ein paar Fotos von der Limousine, und Lisa hat alles andere erwischt.«
»Wo ist sie überhaupt?« Ben blinzelte. Dicke Tropfen Salzlösung rannen über seine Wangen.
»Sie ist nach Hause gegangen, um zu duschen«, berichtete Ober.
»Hat sie Rick gesehen, als er das Fenster geöffnet hat?«
»Das hat sie jedenfalls behauptet. Sie hat einen ganzen Film verschossen.«
»Habt ihr ihn schon abgegeben? Sind wenigstens manche der Bilder auch wirklich scharf? Die können wir dann wahrscheinlich vergrößern.«
»Schon erledigt«, sagte Nathan. »Wir haben die beiden Filme zu dem Laden an der Ecke gebracht. Sie waren gerade am Schließen, deshalb werden die Bilder nicht vor morgen früh fertig. Sobald wir sie abgeholt haben, nehme ich sie mit ins Büro. Dann wissen wir im Handumdrehen, wer Rick wirklich ist.« »Und, was hat er gesagt?« drängte Ober. »Was ist passiert?«
»Das meiste habt ihr ja gesehen.« Ben kämpfte noch immer mit seinen Kontaktlinsen. »Wie wir erwartet hatten, wußte er so gut wie alles. Als ich am Tisch saß, ließ er mir einen Zettel zustecken: Ich sollte ihn draußen treffen, weil er nicht von euch beiden fotografiert werden wollte. Ich hab' mir beinah in die Hose gemacht vor Angst.«
»Dann hat er also gewußt, daß wir da waren«, stellte Nathan fest. »Hast du den Zettel aufgehoben? Vielleicht können wir ihn auf Fingerabdrücke untersuchen oder seine Handschrift analysieren lassen.«
»Vergiß es. Der Fahrer hat ihn mir weggenommen, bevor er mich nach dem Mikrophon gefilzt hat.«
»Ich hab' dir ja gesagt -« wollte Ober loslegen.
»Ich will's nicht hören«, erklärte Ben wütend.
»Setz dich doch«, schlug Nathan vor.
»Geht nicht.« Ben lehnte sich an den
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