Der zehnte Richter
Haustür aufzutauchen? Deine drei Millionen Dollar werden auf ein Konto gehen, das niemand außer uns beiden je finden wird.«
»Natürlich - das berühmte Schweizer Nummernkonto. Wie dumm von mir.« »Ben, das ist kein Spiel. Es ist die pure Wirklichkeit. Wenn du deine Existenz auf die entfernte Möglichkeit der Unfähigkeit der Presse verwetten willst, kannst du das von mir aus gern tun. Aber ich weiß, daß du pragmatischer veranlagt bist. Wenn du das Geld nicht nimmst, riskierst du, alles zu verlieren. Ich hoffe, du wählst eine bessere Zukunft als diese.«
»Wenn ich dir helfe, woher weiß ich dann, daß du mich nicht erpressen wirst?«
Rick warf einen kühlen Blick auf seinen Gast. »Du weißt es nicht. Aber Erpressung löst keines unserer Probleme. Sollte ich deine Beteiligung an dieser Sache aufdecken, würde ich mich selbst in Gefahr bringen. Du weißt ja: Wenn die Wahrheit herauskommt, richtet sich das dickste Vergrößerungsglas der Welt auf uns beide. Es ist zwar leicht, einen einzelnen Mitarbeiter am Obersten Gerichtshof hereinzulegen, aber der Aufsichtsbehörde und den gnadenlos attackierenden Medien etwas vorzumachen dürfte schon weniger leicht sein.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann werde ich jemand anderen finden, der ja sagt. Du kannst mir glauben, daß das nicht so schwer ist.«
»Hast du eine bestimmte Entscheidung im Hinterkopf?«
»Grinnell gegen New York wäre eine Möglichkeit. Aber es gibt auch andere.«
»Und wann willst du die Information haben?«
»Spiel sie mir mindestens drei Wochen vor dem Tag zu, an dem das Urteil verkündet wird. Je früher, desto besser.«
Ben zupfte an einem Loch im Lederpolster. »Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man weiß, daß man zur Hölle fahren wird?«
»Halt mir bloß keine Moralpredigt«, sagte Rick. »Es ist leicht, ehrlich zu sein, wenn man oben sitzt. Versuch doch mal, das Rennen von hinten anzugehen.«
»Du brichst mir das Herz.«
»Das meine ich ernst. An deiner Stelle würde ich mich weniger mit Ethik befassen und mir stattdessen mehr Sorgen über meine Zukunft machen. Der Bedarf an arbeitslosen juristischen Genies ist nicht gerade überwältigend.«
»Eine letzte Frage«, sagte Ben. »Wie hast du die ganzen Informationen über mich bekommen?«
»Berufsgeheimnis. Du weißt doch - kein Zauberer verrät gern seine Tricks.«
»Das ist wirklich gut. Du bist unheimlich originell. Also, worüber müssen wir noch reden?«
»Ich glaube, das war's.«
»Eins solltest du noch wissen«, sagte Ben. »Seit sie meinen Sicherheitsstatus herabgestuft haben, haben die Marshals ein ziemlich wachsames Auge auf mich.«
»Ich glaube nicht, daß das irgendwelche Folgen für uns haben muß«, erwiderte Rick. »Falls du mich zukünftig erreichen willst, kannst du das über unser Postfach tun.« »Übrigens, die Sache mit dem Postfach war ein ziemlich guter Einfall. Ich war beeindruckt.«
»War nicht so schwierig«, erwiderte Rick sarkastisch. Er drückte den Sprechknopf an der Tür und sagte zum Fahrer: »Sobald Sie irgendwo anhalten können, würde ich unseren Gast gern absetzen.«
»Noch etwas«, sagte Rick, als der Fahrer an den Straßenrand lenkte. »Nimm doch bitte deine Kontaktlinsen heraus.«
»Was?«
»Du hast mich schon verstanden. Nimm deine Kontaktlinsen heraus. Es ist mir lieber, wenn du dich nicht an unser Nummernschild erinnerst.«
»Die Dinger kosten hundert Dollar«, protestierte Ben, während er seine linke Linse entfernte.
»Ich will sie ja nicht behalten«, sagte Rick. »Du sollst sie bloß nicht in den Augen haben.«
Als er sah, daß Ben beide Linsen in der Hand hielt, öffnete Rick die Tür, um ihn hinauszulassen. »Danke fürs Abendessen«, sagte Ben sarkastisch. Rick zog die Tür zu, und die Limousine entfernte sich mit hoher Geschwindigkeit. Ben kniff die Augen zusammen und versuchte vergeblich, das Nummernschild zu lesen. »Arschloch.«
»Wo bleibt er nur, verdammt noch mal?« fragte Nathan.
»Er ist bestimmt nicht in Gefahr.« Ober beugte sich vor, um in den Kühlschrank zu sehen. »Er und Rick fahren einfach ein wenig spazieren.« »Wie kannst du bloß so ruhig sein?«
»Bin ich gar nicht.« Ober nahm sich eine Dose Limonade. »Aber was soll ich deiner Meinung nach tun? Er kommt, wenn er kommt.« Er riß den Verschluß auf. »Du glaubst doch nicht, daß Rick ihn gekidnappt und von einer Mole geworfen hat, oder?«
»Natürlich nicht.« Nathan ging zum Spülbecken. »Rick ist kein kleiner Ganove. Hätte er Ben
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