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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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geschehen war … da hatte es wieder Klick gemacht, wie jedes Mal, wenn sich der vernünftige, kritische Teil meines Verstandes von dem abspaltete, was meine Hände taten . Dann öffnete sich in meinem Bewusstsein sozusagen ein zusätzliches Paar Augen, und ich malte das, was diese Augen sahen. Das wusste ich, weil es schon öfter vorgekommen war: bei Miss Stefancyzk, bei Tante Jean und jetzt auch bei Lucy.
    Scheiße, ich musste echt besser aufpassen!
    + + +
    Am Abend, als Onkel Hank dachte, ich würde schlafen, übermalte ich die Tür auf meiner Wand. Ich würde auf gar keinen Fall hindurchgehen – oder das hereinlassen, was dahinter lauerte.
    Danach ging ich ins Bett und machte mich auf den nächsten Alptraum, die nächste Zeitreise oder den nächsten Körpertausch gefasst.
    Aber es passierte nichts.
    Ein Glück.

XII
    Zu meinem ersten Therapietermin kam ich fünf Minuten zu früh. Das Wartezimmer war leer. Die geschlossene Tür gegenüber der Eingangstür führte vermutlich ins Sprechzimmer. In Filmen hatte ich gesehen, dass Psychologen und Psychiater ein Lämpchen, eine Klingel oder so was haben, das ihnen anzeigt, dass ein Klient gekommen ist, und drei Sekunden später öffnet der Psychiater die Sprechzimmertür. Deswegen setzte ich mich gar nicht erst hin. Aber die Tür blieb zu – sie ging erst auf, als ich mir schon albern vorkam.
    »Hallo, Christian.« Heute trug sie eine weiße Bluse, deren oberste Knöpfe offen standen, Jeans und braune Cowboystiefel. Aber sie war es. »Ich bin Doktor Helen Rainier. Komm doch rein.«
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. » Sie sind das? Ich dachte, Sie sind Ärztin!«
    »Alle Psychiater haben Medizin studiert. Ich bin auch Ärztin für Neurologie und Geriatrie.«
    »Warum haben Sie dann nichts gesagt?«
    »Was hätte ich denn sagen sollen? Und hättest du gewollt, dass wir uns im Büro von Mrs Krauss kennenlernen?«
    Hm. »Auch wieder wahr.«
    »Eben. In Espenwald nennen mich alle nur Frau Doktor.Ich hatte keine Idee, wie ich mich dir unauffällig hätte vorstellen können, außerdem wollte ich dich nicht in Verlegenheit bringen. Winter ist eine Kleinstadt. Die meisten meiner Klienten legen großen Wert auf Diskretion. Du und ich konnten uns noch nicht über diesen Punkt verständigen.«
    »Stimmt. Und was passiert jetzt?«
    Sie trat zur Seite. »Am besten kommst du erst mal rein.«
    Und ich war mit der Überzeugung hergekommen, dass meine Psychiaterin bestimmt ganz grässlich war.
    + + +
    Es gab drei Räume: links das Spielzimmer mit Spielzeug und einer Staffelei, rechts das Sprechzimmer für die erwachsenen Klienten und in der Mitte noch eine Tür. »Was ist da drin?«, fragte ich.
    »Nichts Besonderes.« Sie deutete mit dem Kinn auf die rechte Tür. »Willst du dich nicht setzen?«
    »Für wen ist das Zimmer mit den Spielsachen?« Und mit der Staffelei …
    »Hauptsächlich für kleinere Kinder, mit denen man sich nicht die ganze Zeit nur unterhalten kann. Wollen wir lieber dort reingehen?«
    Ich entdeckte einen Karton mit Wachsmalstiften, Buntstiften und Wasserfarben. Eine Tafel. »Äh … nächstes Mal vielleicht.«
    Das Sprechzimmer war groß. Ein deckenhohes Bücherregal nahm eine ganze Wand ein. Die Fenster gingen auf den See hinaus, davor stand der Schreibtisch mit dem Computer.Ein paar liegestuhlähnliche Sessel waren zu einer Gruppe zusammengestellt. Sie zeigte auf einen und ließ sich in den gegenüberstehenden fallen. »Ich möchte erst mal kurz über den Unterschied zwischen meiner Praxis und Espenwald sprechen. In Espenwald arbeiten wir zusammen, erledigen das, was anfällt, und wahrscheinlich laufen wir uns gar nicht so oft über den Weg. In meiner Praxis arbeiten wir auch zusammen, aber …«
    »… hier bestimmen Sie, wo’s langgeht.«
    Sie lächelte flüchtig. »Das trifft es nicht ganz. Was wir hier besprechen, muss von beiden Seiten ausgehen. Es kann natürlich auch mal vorkommen, dass wir uns in der Stadt begegnen. Üblicherweise überlasse ich es meinen Klienten, ob sie mich grüßen wollen. Wenn wir uns also begegnen, werde ich dich nicht ansprechen, es sei denn, du grüßt mich zuerst. Auf diese Weise kannst du bestimmen, wie wir damit umgehen.«
    Das gefiel mir. »Wie soll ich Sie denn anreden?«
    »Was wäre dir am liebsten?«
    Ich überlegte. »Dr. Rainier, wenn das okay ist.«
    »Kein Problem.« Sie blätterte in einem Hefter. »Hier habe ich das Protokoll vom Gericht, den Bericht des Sheriffs und deine Testergebnisse. Außerdem ein paar

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