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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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war immer pünktlich und sorgte dafür, dass die Milchflasche jeden Morgen um Punkt 7 vor der Tür stand. »Äh… auf Wiedersehen«, sagte er.
    Dann wandte er sich an Igor.
    »Woher wusstest du, dass ich einen Assistenten…«, begann er und unterbrach sich, als er feststellte, dass Igor das Haus betreten hatte. Der verzweifelte Jeremy fand ihn in der Werkstatt.
    »Oh, ja, fehr hübsch«, sagte Igor und sah sich wie ein Kenner um. »Daf ift eine Rollball-Mikrodrehbank vom Typ Mk3, nicht wahr? Ich hab fie im Katalog gefehen. Ja, wirklich fehr hübsch…«
    »Ich habe niemanden um einen Assistenten gebeten!«, stieß Jeremy hervor. »Wer hat dich geschickt?«
    »Wir find Igorf, Herr.«
    »Ja, darauf hast du schon hingewiesen! Hör mal, ich…«
    »Nein, Herr. ›Wir find Igorf‹, Herr. Daf Unternehmen, Herr.«
    »Was für ein Unternehmen?«
    »Für Vermittlungen, Herr. Weifft du, Herr, die Fache ift die… Ein Igor verliert manchmal feine Anftellung ohne eigenef Verschulden. Und andererfeitf…«
    »Du hast zwei Daumen«, hauchte Jeremy, der das gerade bemerkt hatte und sich nicht beherrschen konnte. »Zwei Daumen an jeder Hand!«
    »Oh, ja, Herr, find fehr nütflich«, bestätigte Igor. Er senkte nicht einmal den Blick. »Nun, andererfeitf gibt ef keinen Mangel an Leuten, die einen Igor brauchen. Defhalb leitet meine Tante Igorina unfere ekfklufive kleine Agentur.«
    »Für… viele Igors?«, fragte Jeremy.
    »Oh, ef gibt fiemlich viele von unf. Wir find eine grofe Familie.« Igor reichte Jeremy eine Karte.
    Die Aufschrift lautete:
     

     
    Jeremy starrte auf die Semaphor-Adresse hinab. Seine normale Unwissenheit in Dingen, die in keinem Zusammenhang mit Uhren standen, kam hier nicht zum Tragen. Er hatte sich sofort für die Technik der Nachrichtenübermittlung über den Kontinent interessiert, als er erfuhr, dass man dabei uhrwerkartige Mechanismen einsetzte, um den Nachrichtenfluss zu beschleunigen. Es genügte also eine Semaphor-Mitteilung, um einen Igor einzustellen? Das erklärte zumindest die Geschwindigkeit.
    »Rathaus«, sagte er. »Klingt nach einem Ort, wo der Stadtrat tagt.«
    »Normalerweife ift daf der Fall, Herr – normalerweife «, erwiderte Igor.
    »Hast du wirklich eine Semaphor-Adresse in Überwald?«
    »O ja. Wir find bereit, die Zukunft mit beiden Händen zu ergreifen.«
    »Und mit vier Daumen.«
    »Ja, Herr. Damit läfft ef fich befonderf gut greifen.«
    »Und du hast dich selbst mit einem Eilpaket hierher geschickt?«
    »Ja, Herr. Unbequemlichkeiten machen unf Igorf nichtf auf.« Jeremy blickte auf die Papiere hinab, die Igor ihm gereicht hatte, und ein Name fiel ihm auf.
    Das oberste Blatt war unterschrieben. In gewisser Weise zumindest. Mit der Hand geschriebene, aber wie gedruckt wirkende Großbuchstaben formten eine kurze Mitteilung, und darunter stand ein Name.
     

     
    Jeremy erinnerte sich. »Oh, Lady LeJean steckt dahinter. Sie hat dich zu mir geschickt?«
    »Ja, Herr.«
    Igor schien mehr von ihm zu erwarten, deshalb machte sich Jeremy die Mühe, die restlichen Referenzen zu lesen. Einige von ihnen waren mit etwas geschrieben, von dem er nur hoffen konnte, dass es sich um getrocknete braune Tinte handelte. Gelegentlich hatten auch Buntstifte Verwendung gefunden. Hier und dort zeigten sich Brandspuren an den Rändern. Das Lob erschien ihm in allen Fällen als zu überschwänglich, und nach einer Weile konnte er bei den Signaturen eine gewisse Tendenz ausmachen.
    »Hier hat jemand namens Wahnsinniger Doktor Schippe unterschrieben«, sagte Jeremy.
    »Oh, daf ›Wahnfinniger‹ gehörte nicht direkt fu feinem Namen. Ef war mehr ein Spitfname.«
    »War er wahnsinnig?«
    »Wer kann daf schon fagen, Herr?«, erwiderte Igor ruhig.
    »Und der Irre Baron Haha? Hier steht unter ›Gründe für die Aufgabe der Stellung‹, dass er von einer brennenden Windmühle zerdrückt wurde.«
    »Ef war eine Verwechfelung, Herr.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr. Die Leute hielten ihn für den Heulenden Doktor Berferk, Herr.«
    »Oh. Ah, ja.« Jeremy blickte auf die Referenzen. »Für den du ebenfalls gearbeitet hast, wie ich sehe.«
    »Ja, Herr.«
    »Und der an Blutvergiftung starb?«
    »Ja, Herr. Verurfacht von einer schmutfigen Heugabel.«
    »Und… Nipsie der Pfähler?«
    »Äh, würdeft du mir glauben, wenn ich dir fage, daff er ein Kebab-Lokal hatte, Herr?«
    »Hatte er eins?«
    »Ja, aber natürlich kein normalef, Herr.«
    »Soll das heißen, er war ebenfalls verrückt?«
    »Nun, er hatte die eine

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