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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf die Organisation und nicht auf das Unternehmen. Ein zweiter Fehler besteht darin zu glauben, Ruhe sei immer etwas Gutes.
     
    Tick
     
    Mehrere Wecker standen auf Jeremys Nachtschränkchen. Er brauchte sie nicht, denn er erwachte immer zur gewünschten Zeit. Sie dienten allein Testzwecken. Er stellte sie auf sieben und wurde um 6.59 Uhr wach, um zu prüfen, ob sie pünktlich läuteten.
    An diesem Abend ging er früh zu Bett, mit einem Glas Wasser und den Grimmigen Märchen.
    Er war nie an Geschichten interessiert gewesen, ganz gleich in welchem Alter. Mit dem grundlegenden Konzept konnte er einfach nichts anfangen. Er hatte es nie fertig gebracht, irgendeine Erzählung bis zum Schluss zu lesen. Als Kind war er einmal sehr verärgert gewesen, als er in einem zerfledderten Märchenbuch das Bild einer Uhr sah, die überhaupt nicht in die Zeit passte.
    Er versuchte, die Grimmigen Märchen zu lesen. Sie enthielten Geschichten mit Titeln wie »Die alte Frau im Ofen« und »Wie die böse Königin in rot glühenden Schuhen tanzte«. Nirgends wurden Uhren erwähnt. Die Autoren schienen Uhren ganz bewusst gemieden zu haben.
    Allerdings… In »Die gläserne Uhr von Bad Schüschein« ging es um eine Uhr. In gewisser Weise. Und… sie war seltsam. Ein böser Mann – der Leser wusste sofort, dass es sich um einen bösen Mann handelte, denn es stand gleich auf der ersten Seite – baute eine Uhr aus Glas, in der er die Zeit einfing. Aber etwas ging schief, denn eine Komponente der Uhr, eine Feder, konnte er nicht aus Glas bauen, und sie zerbrach unter der Belastung. Die Zeit wurde freigesetzt, und der Mann alterte in einer Sekunde um zehntausend Jahre. Er zerfiel zu Staub und war nie wieder gesehen, was Jeremy kaum überraschte. Die Geschichte endete mit einer Moral: »Große Dinge hängen von kleinen Details ab.« Für Jeremy hätte es genauso gut heißen können: »Es ist falsch, nicht existierende Frauen in Uhren einzufangen« oder »Mit einer gläsernen Feder hätte es geklappt«.
    Aber selbst für Jeremys unerfahrenes Auge stimmte mit der Geschichte etwas nicht. Der Autor schien etwas zu beschreiben, das er gesehen oder von dem er gehört hatte, ohne es ganz zu verstehen. Und – ha! – obwohl die Geschichte vor mehreren hundert Jahren spielte, als es selbst in Überwald nur natürliche Kuckucksuhren gegeben hatte, zeigte die Illustration eine große Standuhr von einer Art, wie es sie erst seit wenigen Jahren gab. Die Dummheit der Leute! Man hätte darüber lachen können, wenn es nicht so tragisch wäre!
    Jeremy legte das Buch beiseite und verbrachte den Rest des Abends mit Entwurfsarbeiten für die Gilde. Sie bezahlte ihn gut dafür, unter der Voraussetzung, dass er nie persönlich erschien.
    Schließlich legte er die Entwürfe auf das Nachtschränkchen, blies die Kerze aus und schlief ein. Er träumte.
    Die gläserne Uhr tickte. Sie stand mitten in der Werkstatt auf dem hölzernen Boden und erstrahlte silbern. Jeremy ging um sie herum. Oder vielleicht drehte sie sich langsam.
    Sie war größer als ein Mann. Im Inneren des transparenten Gebäudes funkelten rote und blaue Lichter wie Sterne. Ein beißender Geruch lag in der Luft.
    Jeremys Perspektive verschob sich. Er gewann den Eindruck, in die gläserne Uhr hineinzufallen, durch Schichten aus Glas und Quarz zu stürzen. Sie stiegen neben ihm auf und wurden zu glatten Wänden, die Hunderte von Meilen emporragten. Und er fiel noch immer, umgeben von Platten, die rau und körnig wurden…
    … und die viele Löcher hatten. Hier befanden sich auch die roten und blauen Lichter, strömten an ihm vorbei.
    Und erst jetzt erklangen Geräusche. Sie kamen aus der Dunkelheit vor ihm, ein langsames, dumpfes Pochen, das lächerlich vertraut klang, wie ein millionenfach verstärkter Herzschlag…
    Bumm… Bumm…
    … jeder Schlag langsamer als Berge und größer als Welten, dunkel und blutrot. Jeremy hörte einige Schläge, und dann fiel er langsamer, hielt schließlich ganz an. Unmittelbar darauf kehrte sich sein Bewegungsmoment um, und er stieg auf, durch den Lichterregen, bis die Helligkeit weit oben zu einem Zimmer wurde.
    Er musste all dies im Gedächtnis behalten! Es war so klar, sobald man es einmal gesehen hatte! So einfach! So leicht! Er sah alle Teile, auch ihre Wechselwirkungen, und er wusste, wie man sie baute.
    Und dann begann alles zu verblassen.
    Natürlich war es nur ein Traum. Er wies sich selbst darauf hin und fand Trost in dieser Erkenntnis. Aber in diesem Fall

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