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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wie Lu-Tze zwinkerte. »Denk immer an Regel Nummer Eins.«
    Der Kehrer klopfte auf den Arm des verdutzten Jungen. »Du machst deine Sache ganz gut«, sagte er. »Ich schlage vor, wir legen jetzt eine Pause ein und kochen uns Tee.« Er deutete auf einige Felsen, die zumindest Schutz vor dem Wind boten. Schneewehen hatten sich dort gebildet.
    »Lu-Tze?«
    »Ja, Junge?«
    »Ich habe eine Frage. Kannst du mir eine klare Antwort darauf geben?«
    »Ich werd’s natürlich versuchen.«
    »Was passiert hier eigentlich?«
    Lu-Tze strich ein wenig Schnee von einem Felsblock.
    »Oh«, erwiderte er. »Eine der schweren Fragen.«
     
    Igor musste es zugeben: Wenn es darum ging, sonderbare Dinge zu bewerkstelligen, errang die Rationalität selbst mit gefesselten Händen den Sieg über den Wahnsinn.
    Er hatte für Herren gearbeitet, die zwar wundervolle Handstände am Rand der geistigen Katastrophenkurve vollführten, ihre eigene Hose aber nur mit einer Bedienungsanleitung anziehen konnten. Wie alle Igors hatte er gelernt, damit zurechtzukommen. Eigentlich war es kein schwieriger Job (auch wenn man manchmal nachts und auf Friedhöfen arbeiten musste), und sobald man dem jeweiligen Herrn zu einer gewissen Routine verholfen hatte, konnte man sich mit eigenen Dingen befassen, ohne Einmischungen befürchten zu müssen – bis es erforderlich wurde, den Blitzableiter aufs Dach zu bringen.
    Bei Jeremy lag der Fall ganz anders. Er war im wahrsten Sinne des Wortes jemand, nach dem man die Uhr stellen konnte. Nie zuvor hatte Igor ein so gut organisiertes Leben gesehen, in dem alles nach Plan lief, zeitlich bestens aufeinander abgestimmt. In Gedanken nannte er seinen neuen Herrn den Ticktack-Mann.
    Einer von Igors früheren Herren hatte einen Ticktack-Mann gebaut, ausgestattet mit Hebeln, Zahnrädern, Kurbeln und Uhrwerk. Ein langer Papierstreifen mit Löchern ersetzte das Gehirn, und eine große Feder bildete das Herz. Wenn in der Küche alles genau am richtigen Platz war, konnte der Apparat den Boden fegen und eine passable Tasse Tee kochen. Wenn die Dinge nicht am richtigen Platz waren oder wenn das tickende, klickende Ding gegen ein unerwartetes Hindernis stieß, so riss es den Putz von den Wänden und kochte eine Tasse Katze.
    Dann war der Herr auf die Idee gekommen, dem Apparat Leben einzuhauchen, damit er selbst Löcher in Papierstreifen stanzen und die Feder von ganz allein aufziehen konnte. Igor wusste, wenn es angesagt war, Anweisungen ganz genau zu befolgen. Er hatte die klassische Gekippter-Tisch-mit-Blitzableiter-Apparatur während eines besonders guten Gewitters eingesetzt. Er wusste nicht genau, was anschließend passiert war, denn er weilte nicht am Ort des Geschehens, als der Blitz das Uhrwerk traf. Zu jenem Zeitpunkt hatte Igor den Hügel bereits verlassen und die Hälfte des Weges zum Dorf zurückgelegt, mit allen seinen Habseligkeiten in der Reisetasche. Trotzdem raste ein weiß glühendes Zahnrad über ihn hinweg und bohrte sich in einen Baumstamm.
    Die Loyalität dem Herrn gegenüber war sehr wichtig, aber sie kam erst hinter der Loyalität, die der Igorheit galt. Wenn die Welt voller hinkender Diener sein sollte, so gehörte es sich, dass sie den Namen Igor trugen.
    Dieser Igor fand: Wenn man einem Ticktack-Mann Leben einhauchen konnte, so würde er wie Jeremy sein. Und Jeremy tickte immer schneller, je näher die Fertigstellung der Uhr rückte.
    Die Uhr gefiel Igor nicht sonderlich. Er war eher auf Leute fixiert, auf Dinge, die bluteten. Und während die neue Uhr wuchs, mit ihren schimmernden Kristallteilen, die nicht ganz hier zu sein schienen, ging Jeremy immer mehr in der Arbeit auf. Igors Unruhe nahm zu – irgendetwas Neues geschah hier. Zwar waren Igors bestrebt, Neues zu lernen, aber es gab Grenzen. Igors glaubten nicht an »verbotenes Wissen« und »Dinge, die der Mensch nicht kennen sollte«. Aber zweifellos existierten Dinge, die ein Mensch nicht wissen sollte. Zum Beispiel sollte er nicht wissen, wie es sich anfühlte, wenn jede einzelne Partikel des Körpers in ein kleines Loch gesaugt wurde. Und genau das schien eine der Möglichkeiten zu sein, die die nahe Zukunft bot.
    Und dann war da noch Lady LeJean. Sie war Igor unheimlich, ein Empfinden, das Igors normalerweise bei anderen Leuten hervorriefen. Sie roch nicht nach einem Zombie, auch nicht nach einem Vampir. Sie roch wie nichts, was Igors Erfahrungen widersprach: Jeder roch nach irgendetwas.
    Und dann gab es da noch eine andere Angelegenheit.
    »Ihre

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