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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Füfe berühren nicht den Boden, Herr«, sagte Igor.
    »Natürlich berühren sie den Boden«, erwiderte Jeremy. Mit dem Ärmel putzte er einen Teil des Apparats. »Sie wird in einer Minute und siebzehn Sekunden hier sein. Und bestimmt berühren ihre Füße den Boden.«
    »Oh, manchmal ift daf der Fall. Aber beobachte fie, wenn fie einen Schritt geht, Herr. Fie kriegt ef nicht richtig hin, Herr. Man kann den Schatten unter ihren Schuhen fehen.«
    »Fehen?«
    »Erkennen, Herr«, sagte Igor und seufzte. Manchmal verursachte das Lispeln gewisse Schwierigkeiten. Natürlich ließ sich dieses Problem leicht lösen, aber es war Teil der Igor-Natur. Ebenso gut hätte man auf das Humpeln verzichten können.
    »Halte dich an der Tür bereit«, sagte Jeremy. »Durch Schweben wird man nicht zu einer schlechten Person.«
    Igor zuckte mit den Schultern. Er dachte eher daran, dass man durch Schweben überhaupt nicht zu einer Person wurde, und außerdem nahm er beunruhigt zur Kenntnis, dass sich Jeremy an diesem Morgen mit mehr Sorgfalt gekleidet hatte.
    Er entschied sich dagegen, Jeremy darauf anzusprechen, auf welche Art und Weise er eingestellt worden war. Schon seit einer ganzen Weile dachte er darüber nach. Seine Einstellung war erfolgt, bevor Ihre Ladyschaft Jeremy beauftragte, die gläserne Uhr zu bauen. Das verriet Selbstbewusstsein. Aber sie hatte ihn in Bad Schüschein eingestellt, und Igor hatte sich noch am gleichen Tag mit der Kutsche auf den Weg gemacht. Und wie sich herausstellte, hatte Lady LeJean Jeremy am gleichen Tag besucht.
    Nur Magie konnte schneller sein als die Postkutsche zwischen Überwald und Ankh-Morpork – es sei denn, jemand hatte eine Möglichkeit gefunden, per Semaphor zu reisen. Und Lady LeJean sah nicht wie eine Hexe aus.
    Die Uhren im Laden wiesen mit lautem akustischen Durcheinander darauf hin, dass es sieben Uhr geworden war. Igor öffnete die Tür. Es brachte es immer, die Tür vor dem Klopfen zu öffnen. 10 Auch das gehörte zum Kodex der Igors.
    Er zog sie mit einem Ruck auf.
    »Zwei halbe Liter, der Herr, hübsch und frisch«, sagte Herr Soak und reichte Igor zwei Flaschen. »Und ein solcher Tag verlangt nach frischer Sahne.«
    Igor starrte ihn an, als er die Flaschen entgegennahm. »Ich mag fie lieber, wenn fie grün ift«, erwiderte er hochmütig. »Guten Tag, Herr Foak.«
    Er schloss die Tür.
    »Sie war es nicht?«, fragte Jeremy, als Igor die Werkstatt betrat.
    »Ef war der Milchmann, Herr.«
    »Sie ist fünfundzwanzig Sekunden zu spät dran!« Jeremy wirkte besorgt. »Glaubst du, ihr könnte etwas zugestoßen sein?«
    »Wahre Damen kommen manchmal mit Abficht fu fpät, Herr«, sagte Igor und stellte die Milchflaschen beiseite. Sie waren eiskalt.
    »Nun, ich bin sicher, Lady LeJean ist eine wahre Dame.«
    »Über folche Dinge weif ich nicht Bescheid«, sagte Igor, der in dieser Hinsicht erhebliche Zweifel hatte. Er kehrte in den Laden zurück, bezog neben der Tür Aufstellung und griff genau in dem Augenblick nach dem Knauf, als es klopfte.
    Lady LeJean rauschte an Igor vorbei. Die beiden Trolle schenkten ihm keine Beachtung und gingen im Laden in Position. Die Dienste solcher Wächter, wusste Igor, konnte man für zwei Dollar pro Tag plus Herumlaufgeld in Anspruch nehmen.
    Ihre Ladyschaft war beeindruckt.
    Die große Uhr näherte sich der Fertigstellung. Sie sah nicht wie das gedrungene, kastenförmige Ding aus, von dem Igors Großvater erzählt hatte. Jeremy hatte sich für ein beeindruckendes Erscheinungsbild entschieden, was Igor überraschte, denn nichts im Haus diente allein der Zierde.
    »Dein Großvater half dabei, die erste zu bauen«, hatte Jeremy gesagt. »Also konstruieren wir eine Großvateruhr.« Und dort stand sie: eine schmale Standuhr aus Kristall und gesponnenem Glas. Auf beunruhigende Weise reflektierte sie das Licht.
    Igor hatte ein Vermögen in der Straße Schlauer Kunsthandwerker ausgegeben. Mit genug Geld konnte man in Ankh-Morpork alles kaufen. Er hatte dafür gesorgt, dass die Kristallschneider und Glaser jeweils nur wenige Teile herstellten – um ihnen keine Hinweise auf das geplante Endprodukt zu geben. Aber eigentlich hätte sich Igor diese Mühe sparen können. Mit Geld konnte man viel Desinteresse kaufen. Und wer hielt es schon für möglich, dass sich die Zeit mit Hilfe von Kristallen messen ließ? Erst in der Werkstatt fanden die einzelnen Teile zusammen.
    Igor eilte geschäftig hin und her, putzte und lauschte aufmerksam, als Jeremy sein Werk

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