Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
nur sichergehen.«
    Der Besen stieg noch höher und flog über den Baumwipfeln mittwärts.
    Der Rabe plusterte sich auf und blinzelte.
    »Verdammt!«, sagte er, hüpfte über den Ast und näherte sich dem Rattentod.
    QUIEK?
    »Hör mal, wenn ich für dich spionieren soll, brauche ich ein Buch über Ornithologie«, sagte Sprach. »Komm. Wenn wir uns jetzt nicht beeilen, hängen sie uns ab.«
     
    Tick
     
    Tod fand Hunger in einem Fischrestaurant in Gennua. Er hatte eine Nische ganz für sich allein und aß Entenbraten mit Curryreis.
    »Oh«, sagte Hunger. »Du bist’s.«
    JA. WIR MÜSSEN REITEN. BESTIMMT HAST DU MEINE NACHRICHT BEKOMMEN.
    »Setz dich«, brummte Hunger. »Hier gibt es ausgezeichnete Alligatorwürstchen.«
    WIR MÜSSEN REITEN.
    »Warum?«
    Tod nahm Platz und erklärte es. Hunger hörte zu und aß.
    »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Danke, aber ich glaube, ich setze diesmal aus.«
    DU WILLST DIESMAL AUSSETZEN? ABER DU BIST EINER DER REITER!
    »Ja, natürlich. Aber worin bestünde in diesem Fall meine Aufgabe?«
    WIE BITTE?
    »Offenbar gibt es nirgends eine Hungersnot, oder? Wird die Nahrung knapp? An irgendeinem Ort?«
    NEIN. NICHT DASS ICH WÜSSTE. ABER:
    »Ich würde also nur erscheinen, um zu winken. Nein, herzlichen Dank.«
    DU BIST JEDESMAL MITGERITTEN, meinte Tod vorwurfsvoll.
    Hunger winkte mit einem Knochen. »Damals hatten wir richtige Apokalypsen«, sagte er und saugte an dem Knochen. »Man konnte regelrecht hineinbeißen.«
    WIE DEM AUCH SEI: DAS ENDE DER WELT STEHT BEVOR.
    Hunger schob den Teller beiseite und griff nach der Speisekarte. »Es gibt andere Welten«, erwiderte er. »Du bist zu sentimental, Tod. Das habe ich immer gesagt.«
    Tod stand auf. Auch Hunger war von den Menschen erschaffen worden. Es hatte immer Dürren und Heuschrecken gegeben, aber für eine richtig gute Hungersnot – dafür, dass sich fruchtbares Land durch Dummheit und Habgier in ein Trockengebiet verwandelte – brauchte man Menschen. Hunger war arrogant.
    ICH BEDAURE, DEINE ZEIT IN ANSPRUCH GENOMMEN ZU HABEN, sagte Tod.
    Er trat nach draußen und ging allein durch die überfüllten Straßen.
     
    Der Besen sank der Ebene entgegen und setzte den Flug etwa hundert Meter über dem Boden in horizontaler Richtung fort.
    »Jetzt sind wir auf dem Weg!«, rief Lu-Tze und deutete nach vorn.
    Lobsang bemerkte einen schmalen Holzturm mit komplex wirkenden Kästen. In der Ferne war ein weiterer zu erkennen, wie ein Zahnstocher im Dunst.
    »Nachrichtentürme!«, rief Lu-Tze. »Hast du sie jemals gesehen?«
    »Nur in der Stadt!« Lobsang rief ebenfalls, um das Rauschen des Fahrtwinds zu übertönen.
    »Es ist der Große Strang!«, rief der Kehrer. »Reicht schnurgerade zur Stadt! Wir brauchen ihm nur zu folgen!«
    Lobsang hielt sich fest. Unter ihnen gab es jetzt keinen Schnee mehr, und der Frühling war weit fortgeschritten. Umso unfairer erschien es ihm, dass die Luft hier oben eiskalt war – der Wind schien ihm frostige Nadeln in die Haut zu bohren.
    »Hier ist es ziemlich kalt!«
    »Ja! Habe ich dir von Frau Kosmopilits langen Unterhosen erzählt?«
    »Ja!«
    »In meinem Beutel ist eine zweite! Du kannst sie haben, wenn wir rasten!«
    »Deine persönliche lange Unterhose?«
    »Ja! Die zweitbeste, aber gut geflickt!«
    »Nein, danke!«
    »Sie ist gewaschen!«
    »Lu-Tze?«
    »Ja?«
    »Warum können wir nicht schneiden, während wir mit diesem Ding fliegen?«
    Der Turm lag ein ganzes Stück hinter ihnen, und der nächste erschien weiter vorn in der Größe eines Bleistifts. Die schwarzweißen Signalklappen glänzten im Sonnenschein.
    »Weißt du, was geschieht, wenn man die Zeit schneidet, während man mit einem magisch angetriebenen Transportmittel siebzig Meilen in der Stunde unterwegs ist?«
    »Nein!«
    »Ich auch nicht! Und ich möchte es nicht herausfinden!«
     
    Tick
     
    Igor öffnete die Tür vor dem zweiten Klopfen. Ein Igor mochte im Keller Särge mit Erde füllen oder auf dem Dach den Blitzableiter zurechtrücken, aber ein Besucher brauchte nie zweimal anzuklopfen.
    »Ladyschaft«, murmelte er und nickte kurz, bevor er einen erstaunten Blick auf die sechs Gestalten hinter ihr warf.
    »Wir sind hier, um die erzielten Fortschritte zu begutachten«, sagte Lady LeJean.
    »Und diefe Damen und Herren, Ladyschaft?«
    »Meine Assistenten«, sagte die Lady und hielt Igors Blick mühelos stand.
    »Bitte kommt herein. Ich fehe nach, ob der Herr fugegen ift.« Damit achtete Igor einen Brauch, wonach der Diener nie

Weitere Kostenlose Bücher