Der Zeitdieb
Weiß. »Wenn du nicht… lax gewesen wärst, hätten wir diese Sache längst zu Ende gebracht!«
»Ich empfehle weitere Untersuchungen!«
»Unnötig!«
»Stimmt was nicht?«, fragte Jeremy mit seiner anderen Stimme, die er bei Gesprächen einsetzte, in denen es nicht um Uhren ging.
»Die Uhr sollte noch nicht in Betrieb genommen werden!«, stieß Lady LeJean hervor, ohne die anderen Revisoren aus den Augen zu lassen.
»Aber du hast mich aufgefordert… Wir sind… Es ist alles vorbereitet!«
»Es könnten sich… Probleme ergeben! Ich meine, wir sollten noch eine Woche warten und weitere Tests durchführen!«
Aber sie wusste, dass es keine Probleme gab. Jeremy hatte die Gläserne Uhr so gebaut, als hätte er bereits ein Dutzend andere fertig gestellt. Es war Lady LeJean sehr schwer gefallen, die Dinge so weit in die Länge zu ziehen, denn Igor hatte sie die ganze Zeit über aufmerksam im Auge behalten.
»Wie lautet dein ›Name‹, junge Person?«, wandte sich Herr Weiß an Jeremy.
Der Uhrmacher wich zurück. »Jeremy«, sagte er. »Und ich… ich verstehe nicht, Herr, äh, Weiß. Eine Uhr zeigt die Zeit an. Eine Uhr ist nicht gefährlich. Wie kann eine Uhr ein Problem sein? Es ist eine perfekte Uhr!«
»Dann setz sie in Gang!«
»Aber Ihre Ladyschaft…«
Es klopfte laut an der Tür.
»Igor?«, fragte Jeremy.
»Ja, Herr?«, erklang Igors Stimme aus dem Flur.
»Wie ist die Diener-Person so schnell dorthin gekommen?«, fragte Herr Weiß. Sein Blick blieb auf die Lady gerichtet.
»Das ist ein Trick, den die Igors beherrschen«, antwortete Jeremy. »Ich bin, ich bin sicher, es ist nur…«
»Ef ift Doktor Hopkinf«, sagte Igor und kehrte in die Werkstatt zurück. »Ich habe ihn darauf hingewiefen, daff du fu tun haft, aber…«
Aber Dr. Hopkins, der manchmal so sanft wie ein Lamm wirkte, war auch offizieller Gildenrepräsentant und hatte als solcher mehrere Jahre überlebt. Sich unter Igors Arm hinwegzuducken, war überhaupt kein Problem für jemanden, der eine Versammlung von Uhrmachern leiten konnte, bei der keine zwei Personen auf die gleiche Weise tickten wie der Rest der Menschheit.
»Ich hatte zufällig in diesem Teil der Stadt zu tun«, begann er und lächelte fröhlich. »Es machte überhaupt keine Mühe, bei der Apotheke vorbeizuschauen und… Oh, du hast Besuch?«
Igor schnitt eine Grimasse, aber er musste den Kodex beachten.
»Foll ich Tee kochen, Herr?«, fragte er.
»Tee?«, wiederholte Herr Weiß. »Was ist das?«
»Es ist Protokoll!«, entfuhr es Lady LeJean.
Herr Weiß zögerte. Das Protokoll war wichtig.
»Äh, äh, ja«, sagte Jeremy. »Ja, bitte koch Tee, Igor.«
»Meine Güte, wie ich sehe, hast du die Uhr fertig!«, staunte Dr. Hopkins, ohne die Atmosphäre zu bemerken, in der Eisen schwimmen konnte. »Ausgezeichnete Arbeit!«
Die Revisoren wechselten verwirrte Blicke, als der Doktor an ihnen vorbeiging und das gläserne Zifferblatt betrachtete.
»Ja, hier hast du wirklich gute Arbeit geleistet, Jeremy!«, sagte er, nahm die Brille ab und putzte sie voller Enthusiasmus. »Und was hat es mit diesem hübschen blauen Glanz auf sich?«
»Das ist der, äh, Kristallring«, erklärte Jeremy. »Er, äh…«
»Er dreht Licht«, sagte Lady LeJean. »Und dann entsteht ein Loch im Universum.«
»Tatsächlich?« Dr. Hopkins setzte die Brille wieder auf. »Was für eine ausgefallene Idee! Kommt ein Kuckuck heraus?«
Tick
Es gibt einige schlimme Worte, die man von jemandem hören kann, der sich hoch in der Luft befindet. Der Ausdruck »Oh-oh« gehört zu den schlimmsten und vereint ein Maximum an nacktem Entsetzen mit einem Minimum an Atemaufwand.
Als Lu-Tze die beiden Silben aussprach, brauchte Lobsang keine Übersetzung. Schon seit einer ganzen Weile beobachtete er die Wolken. Sie wurden immer dichter und dunkler.
»Der Besenstiel prickelt!«, rief Lu-Tze.
»Weil sich direkt über uns ein Gewitter zusammenbraut!«, erwiderte Lobsang.
»Vor einigen Minuten war der Himmel noch völlig klar!«
Die Entfernung zur Stadt schrumpfte immer mehr. Lobsang konnte bereits einige der größeren Gebäude erkennen und sah, wie sich der Fluss durch die Ebene schlängelte. Das Gewitter schien es auf Ankh-Morpork abgesehen zu haben.
»Ich muss mit diesem Ding landen, solange es noch geht«, sagte Lu-Tze. »Halt dich fest…«
Der Besen sank, bis er dicht über den Kohlfeldern flog. Etwa zwanzig Zentimeter unter Lobsangs Sandalen bildeten die Pflanzen grüne Schemen.
Der Junge
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