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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Yetis
    heimgesuchten Tälern unweit der Scheibenweltmitte nach Erleuchtung
    sucht, so stehen die ersten Worte, die der Betreffende liest, in Das Leben des ewig überraschten Wen.
    Und die erste Frage des Lesers lautet: »Warum war er ewig
    überrascht?«
    Und dann erfährt er: »Wen dachte über die Natur der Zeit nach und
    begriff, dass das Universum von Augenblick zu Augenblick neu
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    erschaffen wird. Deshalb, so wurde ihm klar, gibt es in Wahrheit gar keine Vergangenheit, nur die Erinnerung daran. Man zwinkert, und die Welt, die man danach sieht, existierte noch nicht, als die Augen
    geschlossen waren. Deshalb, so schlussfolgerte Wen, kann es für das
    Bewusstsein nur einen angemessenen Zustand geben: Überraschung.
    Und der einzige angemessene Zustand für das Herz ist Freude. Den
    Himmel, den man jetzt sieht, hat man noch nie zuvor gesehen. Der
    perfekte Moment ist jetzt. Freu dich darüber.«
    Die ersten Worte, die der junge Lu-Tze las, als er in der dunklen,
    hektischen und regennassen Stadt Ankh-Morpork nach Verblüffung
    suchte, lauteten: »Zimmer zu vermieten, bequem und billig.« Er freute sich darüber.

    Tick

    Wo sich das Land für Getreide eignet, werden die Bewohner Bauern. Sie kennen den Geschmack von gutem Boden und bauen Getreide an.
    Wo sich das Land für Stahl eignet, lassen Hochöfen den Himmel des
    Nachts so rot glühen wie beim Sonnenuntergang. Die Hämmer ruhen
    nie. Sie stellen Stahl her.
    Es gibt Kohleland, Rindfleischland und Grasland. Die Welt ist voller Land, in dem Dinge dem Land selbst und seinen Bewohnern Gestalt
    geben. Und hier oben in den hohen Tälern bei der Mitte, wo der Schnee nie sehr weit entfernt ist, erstreckt sich Erleuchtungsland.
    Hier wohnen Leute, die wissen, dass es gar keinen Stahl gibt, nur die Vorstellung davon.* Sie benennen neue Dinge, und auch Dinge, die gar nicht da sind. Sie suchen nach der Essenz des Seins und der Natur der Seele. Sie schaffen Weisheit.
    Tempel stehen in allen Gletschertälern, in denen der Wind selbst im
    Hochsommer Eiskristalle mit sich trägt.

    * Trotzdem verwenden sie Gabeln oder zumindest die Vorstellung von Gabeln.
    Vielleicht haben die Philosophen Recht, wenn sie sagen, dass keine Löffel existieren, aber das führt zu der Frage, warum es die Vorstellung von Suppe gibt.
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    Hier leben die Lauschenden Mönche, die im Lärm der Welt nach den
    schwachen Echos der Geräusche horchen, die das Universum in
    Bewegung setzten.
    Hier leben die Brüder von Kühl, eine sehr zurückhaltende und
    verschlossene Sekte, die glaubt, dass man das Universum nur mit kühler Kaltschnäuzigkeit verstehen kann. Außerdem sind die Brüder davon
    überzeugt, dass Schwarz zu allem passt und Chrom nie ganz aus der
    Mode gerät.
    In ihrem Schwindel erregend hohen und von Seilen durchzogenen
    Tempel prüfen die Balancierenden Mönche die Spannung der Welt und
    unternehmen lange, gefährliche Reisen, um ihr Gleichgewicht
    wiederherzustellen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen sieht man auf
    hohen Bergen und fernen Inseln in Form von kleinen Messinggewichten, keins von ihnen größer als eine Faust. Sie funktionieren. Es besteht gar kein Zweifel daran, dass sie funktionieren, denn bisher ist die Welt noch nicht umgekippt.
    Und im höchsten, grünsten und luftigsten Tal von allen, wo Aprikosen angebaut werden und selbst an den wärmsten Tagen Eis auf den Bächen
    treibt, steht das Kloster Oi Dong mit den kämpfenden Mönchen des
    Ordens von Wen. Die anderen Sekten nennen sie die
    Geschichtsmönche. Über ihre Aktivitäten weiß man kaum etwas.
    Allerdings hat man sich gelegentlich darüber gewundert, dass es in ihrem kleinen Tal immer ein wundervoller sonniger Frühlingstag ist und die Kirschbäume ständig blühen.
    Gerüchten zufolge sorgen die Geschichtsmönche dafür, dass das
    Morgen auf der Grundlage eines mystischen Plans geschieht, der von
    einem immerzu überraschten Mann ausgearbeitet wurde.
    Seit einiger Zeit – es wäre unmöglich und lächerlich zu sagen, seit
    wann – ist die Wahrheit weitaus seltsamer und gefährlicher.
    Die Aufgabe der Geschichtsmönche besteht darin, sicherzustellen, dass es überhaupt ein Morgen gibt.
    Der Novizenmeister traf sich mit Rinpo, dem Chefakolythen des Abts.
    Derzeit war das Amt des Chefakolythen sehr wichtig. In seinem
    gegenwärtigen Zustand brauchte der Abt Hilfe bei vielen Dingen, und
    seine Aufmerksamkeit währte nie sehr lange. Unter solchen Umständen
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    ist immer jemand bereit, die Bürde zu tragen. Rinpos

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