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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erschien.
    Schließlich legte er die Entwürfe auf das Nachtschränkchen, blies die Kerze aus und schlief ein. Er träumte.
    Die gläserne Uhr tickte. Sie stand mitten in der Werkstatt auf dem hölzernen Boden und erstrahlte silbern. Jeremy ging um sie herum. Oder vielleicht drehte sie sich langsam.
    Sie war größer als ein Mann. Im Inneren des transparenten Gebäudes funkelten rote und blaue Lichter wie Sterne. Ein beißender Geruch lag in der Luft.
    Jeremys Perspektive verschob sich. Er gewann den Eindruck, in die gläserne Uhr hineinzufallen, durch Schichten aus Glas und Quarz zu stürzen. Sie stiegen neben ihm auf und wurden zu glatten Wänden, die Hunderte von Meilen emporragten. Und er fiel noch immer, umgeben von Platten, die rau und körnig wurden…
    … und die viele Löcher hatten. Hier befanden sich auch die roten und blauen Lichter, strömten an ihm vorbei.
    Und erst jetzt erklangen Geräusche. Sie kamen aus der Dunkelheit vor ihm, ein 37

    langsames, dumpfes Pochen, das lächerlich vertraut klang, wie ein millionenfach verstärkter Herzschlag…
    Bumm… Bumm…
    … jeder Schlag langsamer als Berge und größer als Welten, dunkel und blutrot.
    Jeremy hörte einige Schläge, und dann fiel er langsamer, hielt schließlich ganz an.
    Unmittelbar darauf kehrte sich sein Bewegungsmoment um, und er stieg auf, durch den Lichterregen, bis die Helligkeit weit oben zu einem Zimmer wurde.
    Er musste all dies im Gedächtnis behalten! Es war so klar, sobald man es einmal gesehen hatte! So einfach! So leicht! Er sah alle Teile, auch ihre Wechselwirkungen, und er wusste, wie man sie baute.
    Und dann begann alles zu verblassen.
    Natürlich war es nur ein Traum. Er wies sich selbst darauf hin und fand Trost in dieser Erkenntnis. Aber in diesem Fall hatte er sich bei den Einzelheiten erstaunlich große Mühe gegeben. So stand ein dampfender Teebecher auf der Werkbank, und Stimmen ertönten hinter der Tür…
    Jemand klopfte an die Tür. Jeremy fragte sich, ob der Traum endete,
    wenn er die Tür öffnete, und dann verschwand die Tür, ohne dass das
    Klopfen aufhörte. Es kam von unten.
    6.47 Uhr. Jeremy sah zu den Weckern, um sich zu vergewissern, dass
    mit ihnen alles in Ordnung war. Dann streifte er den Bademantel über, eilte nach unten und öffnete die Vordertür einen Spalt. Es war niemand da.
    »Nee, hier unten.«
    Jeremy senkte den Blick und sah einen Zwerg.
    »Lautet dein Name Uhrsohn?«, fragte er.
    »Ja?«
    Ein Klemmbrett wurde durch die Öffnung geschoben.
    »Unterschreib da. Danke. Also los, Jungs…«
    Hinter ihm kippten zwei Trolle einen Handwagen. Eine große
    Holzkiste prallte aufs Kopfsteinpflaster.
    »Was ist das?«, fragte Jeremy.
    »Ein Eilpaket«, sagte der Zwerg und nahm das Klemmbrett zurück.
    »Kommt den ganzen weiten Weg aus Überwald. Hat bestimmt einen
    38

    Haufen Geld gekostet. Sieh dir nur die vielen Siegel und Aufkleber an.«
    »Könnt ihr es herein…?«, begann Jeremy, aber der Karren rollte bereits weiter, mit dem fröhlichen Klimpern und Klappern zerbrechlicher
    Gegenstände.
    Es begann zu regnen. Jeremy sah auf die Adresse. Dort stand
    tatsächlich sein Name, in klarer, präziser Handschrift, und darüber
    erkannte er ein Siegel mit der doppelköpfigen Fledermaus von Überwald.
    Andere Kennzeichnungen waren nicht vorhanden, abgesehen von zwei
    Worten ganz unten:

    Plötzlich fluchte die Kiste. Die Stimme klang dumpf und benutzte eine andere Sprache, aber Fluchen ist international.
    »Äh… hallo?«, fragte Jeremy.
    Die Kiste wackelte und kippte auf eine lange Seite, was weitere Flüche zur Folge hatte. In ihrem Innern pochte es, untermalt von lauteren Flüchen. Sie kippte erneut und stand wieder aufrecht, diesmal mit der richtigen Seite nach oben.
    Ein Brett löste sich, und ein Brecheisen fiel mit metallenem Klappern aufs Pflaster. Die Stimme, die zuvor geflucht hatte, sagte nun »Wenn du bitte so freundlich wärft…«
    Jeremy schob das Brecheisen in einen viel versprechend wirkenden
    Spalt und bewegte es wie einen Hebel.
    Die Kiste platzte auf. Jeremy ließ das Brecheisen fallen, als er ein…
    Geschöpf sah.
    »Ich weiff nicht«, sagte es und schüttelte Packpapier ab. »Acht
    verdammte Tage ohne Probleme, aber die Idioten ftellen die Kifte vor der Tür def Empfängerf falsch herum ab.« Das Wesen nickte Jeremy zu.
    »Guten Morgen, Herr. Du bift Herr Jeremy?«
    »Ja, aber…«
    »Ich bin Igor, Herr. Hier find meine Referenfen, Herr.«
    Eine Hand – sie sah aus wie ein von

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