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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    gelenkt, und die meisten von ihnen waren intelligent gewesen. Er beschloss, noch etwas mehr Ansporn zu geben.
    »Feuer«, sagte er. »Davor fürchten sich die Städter. Das ist eine neue Sorge. Der primitive Dorfbewohner dachte, Feuer sei etwas Gutes. Es
    hielt die Wölfe fern. Und wenn die Hütte niederbrannte… Baumstämme
    und Torf waren billig zu haben. Aber jetzt wohnt er in einer Straße mit überfüllten Holzhäusern, und alle kochen daheim…«
    In Ronnies Augen blitzte es.
    »Feuer? Feuer ? Nur ein Halbgott! Irgendein kleiner Narr stibitzt den Göttern eine Flamme und wird dadurch unsterblich. Was ist mit
    Ausbildung und Erfahrung?« Ein Funke löste sich von Ronnies
    Zeigefinger und zündete Lu-Tzes Zigarette an. »Was die Götter
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    betrifft…«
    »Emporkömmlinge, sie alle«, warf Lu-Tze ein.
    »Genau! Die Leute verehrten sie, weil sie Angst vor mir hatten«, sagte Ronnie. »Wusstest du das?«
    »Im Ernst?«, fragte Lu-Tze unschuldig.
    Ronnie ließ die Schultern hängen. »Nun, das war damals. Heute ist alles anders. Ich bin nicht mehr das, was ich einmal war.«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, sagte Lu-Tze in tröstendem Tonfall.
    »Aber es kommt darauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.
    Angenommen, ein Mann… besser gesagt eine…«
    »Anthropomorphe Personifizierung«, sagte Ronnie Soak. »Ich habe
    immer den Begriff ›Avatara‹ vorgezogen.«
    Lu-Tze runzelte die Stirn. »Ich schätze, das hat nichts mit einem
    Aviarium zu tun, oder?«
    »Vögel spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle.«
    »Tschuldigung. Nun, angenommen, ein Avatara – herzlichen Dank –,
    der seiner Zeit vielleicht um einige tausend Jahre voraus ist…
    Angenommen, er sieht sich aufmerksam um… Er müsste zu dem
    Schluss gelangen, dass die Welt wieder für ihn bereit ist.«
    Lu-Tze legte eine kurze Pause ein. »Mein Abt hält dich für einsame
    Spitze«, sagte er, um der Sache ein wenig Nachdruck zu verleihen.
    »Dein Abt hält mich für… spitz?«, fragte Ronnie Soak argwöhnisch.
    »Er findet dich toll, klasse, super«, erläuterte Lu-Tze. »Hat viele
    Schriftrollen über dich verfasst. Er meint, du bist sehr wichtig, wenn man verstehen will, wie das Universum funktioniert.«
    »Ja, aber… Er ist nur einer«, sagte Ronnie Soak mit dem verdrießlichen Widerstreben eines Mannes, der sich nur ungern von seinem
    Selbstmitleid trennt.
    »Rein mathematisch gesehen ja«, entgegnete Lu-Tze. »Aber er ist ein
    Abt. Und gescheit. Er denkt so große Gedanken, dass er ein zweites
    Leben braucht, um sie zu beenden! Viele Bauern fürchten den Hunger,
    aber jemand wie du sollte auf Qualität aus sein. Und sieh dir nur die Städte von heute an. Früher gab es nur Ansammlungen von Lehmziegeln
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    mit Namen wie Ur, Uh und Ugg. Heutzutage leben Millionen in Städten.
    Städte sind sehr kompliziert. Stell dir vor, was die Leute wirklich fürchten.
    Und Furcht… Nun, Furcht ist Glaube. Hmm?«
    Es folgte eine längere Pause.
    »Nun, ja, aber…«, begann Ronnie.
    »Natürlich leben die Leute nicht mehr lange in Städten, denn die
    grauen Burschen nehmen alles auseinander, um zu sehen, wie es
    funktioniert. Und das bedeutet: Bald gibt es keinen Glauben mehr.«
    »Meine Kunden verlassen sich auf mich…«, murmelte Ronnie Soak.
    »Welche Kunden?«, erwiderte Lu-Tze. »Da spricht Soak. Es ist nicht
    die Stimme von Kaos.«
    »Ha!«, sagte Kaos bitter. »Du hast mir noch nicht verraten, wie du
    dahinter gekommen bist.«
    Ich bin dahinter gekommen, weil ich mehr als nur drei Gehirnzellen
    habe, und weil du eitel bist, und weil du deinen Namen rückwärts
    buchstabiert auf die Seite des Wagens gemalt hast, ob’s dir klar ist oder nicht, und weil ein dunkles Fenster wie ein Spiegel wirkt, und weil ein K
    und ein S auch spiegelverkehrt erkennbar sind, dachte Lu-Tze. Aber
    diese Antwort war nicht geeignet.
    »Es war offensichtlich«, sagte er. »Du scheinst durch, sozusagen.
    Genauso gut könnte man ein Tuch über einen Elefanten legen. Man
    sieht den Elefanten nicht, aber man weiß trotzdem, dass er unter dem Tuch steckt.«
    Kaos wirkte alles andere als glücklich. »Ich weiß nicht. Nach all der Zeit…«
    »Ach? Und ich habe dich noch immer für die Nummer Eins gehalten.«
    Lu-Tze beschloss, seine Taktik zu wechseln. »Tut mir Leid! Nun, ich
    schätze, es ist nicht deine Schuld, wenn du im Lauf der Jahrhunderte die eine oder andere Fähigkeit verloren hast…«
    »Fähigkeiten verloren?«, stieß Kaos hervor

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