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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pferde betraten
    keine Bibliotheken.
    Susanne stieg auf. Sie hatte sich oft gewünscht, durch und durch
    menschlich und ganz und gar normal zu sein. Sie wäre bereit gewesen, alles aufzugeben…
    … abgesehen von Binky.
    Einen Augenblick später glühten vier Hufabdrücke wie Plasma in der
    Luft über der Bibliothek und verschwanden dann.

    Tick

    Man hörte nur das Knirschen der großen Yeti-Füße im Schnee und ein
    Flüstern, das vom ewigen Wind in den Bergen stammte.
    Schließlich fragte Lobsang. »Als du gesagt hast ›Und dann kannst du
    ihm den Kopf abschlagen‹… Du hast doch nicht gemeint…?«
    185

    »Ich habe gemeint, den Kopf vom Körper zu trennen«, sagte Lu-Tze.
    »Und er hat nichts dagegen?« Lobsang sprach noch immer im Tonfall
    einer Person, die vorsichtig jeden Aspekt der gespenstischen Höhle
    erforscht.
    »Nuun, es ein wenig läästig ist«, sagte der Yeti. »Eine Aart Kunststück.
    Aaber es nichts dagegen einzuwenden gibt, wenn es hilft. Der Kehrer
    uuns immer ein guter Freund gewesen ist. Wir in seiner Schuuld stehen.«
    »Ich habe versucht, ihnen den Weg zu zeigen«, sagte Lu-Tze stolz.
    »Jaa«, bestätigte der Yeti. »Seehr nützlich. ›Wenn maan beobachtet
    einen Topf, das Waaser nie kocht.‹«
    Hinter Lobsangs Stirn rang Neugier mit Ärger und gewann.
    »Habe ich irgendetwas übersehen?«, fragte er. »Du stirbst nicht?«
    »Ich nicht sterbe?«, erwiderte der Yeti. »Mit aabgeschlagenem Kopf?
    Sehr lustig! Ho. Ho. Naatürlich ich sterbe. Aber daas nicht weiter
    schlimm ist.«
    »Wir brauchten Jahre, um herauszufinden, was es mit den Yetis auf sich hat«, sagte Lu-Tze. »Das Mandala konnte mit ihren Schleifen überhaupt nichts anfangen, bis der Abt eine Möglichkeit fand, sie ebenfalls zu berücksichtigen. Sie sind schon dreimal ausgestorben.«
    »Dreimal?«, wiederholte Lobsang. »Das ist eine erstaunliche Leistung.
    Ich meine, die meisten Spezies schaffen das nur einmal.«
    Der Yeti erreichte jetzt einen Wald mit höheren Bäumen. Kiefern
    ragten auf.
    »Dies scheint ein geeigneter Ort zu sein«, sagte Lu-Tze. »Bitte, setz uns ab.«
    »Und dann enthaupten wir dich«, fügte Lobsang hinzu. »Meine Güte,
    was sage ich da? Ich schlage niemandem den Kopf ab!«
    »Du hast doch gehört, dass er nichts dagegen hat«, meinte Lu-Tze, als der Yeti sie vorsichtig absetzte.
    »Darum geht es nicht!«, entgegnete Lobsang mit Nachdruck.
    »Es ist sein Kopf«, betonte Lu-Tze.
    »Ja, aber ich möchte ihn nicht abschlagen!«
    186

    »Nun, in dem Fall…« Lu-Tze überlegte kurz. »Steht nicht geschrieben
    ›Wenn du etwas richtig erledigt haben möchtest, so übernimm die Sache selbst‹?«
    »Jaa, das geschrieben steht«, brummte der Yeti.
    Lu-Tze nahm das Schwert aus Lobsangs Hand. Er hielt es vorsichtig,
    wie jemand, der nicht an Waffen gewöhnt ist. Der Yeti war so
    freundlich, sich niederzuknien.
    »Bist du vorbereitet?«, fragte Lu-Tze.
    »Jaa.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du wirklich vorhast, ihm den Kopf
    abzuschlagen!«, sagte Lobsang.
    »Interessant«, erwiderte Lu-Tze. »Frau Kosmopilit verkündet: ›Sehen
    ist glauben.‹ Und erstaunlicherweise sprach auch der Große Wen: ›Ich habe gesehen, und ich glaube!‹«
    Er holte aus und schlug dem Yeti den Kopf ab.

    Tick

    Es hörte sich an wie ein Kohlkopf, den jemand durchschnitt, dann fiel ein Schädel in den Korb, was das Publikum mit Rufen wie »Oh, na so
    was!«, und »Bravo!«, kommentierte. Die Stadt Quirm war ein hübscher, friedlicher und gesetzestreuer Ort. Der Stadtrat sorgte dafür, dass es so blieb, und zwar mit einem Strafrecht, das ein Maximum an
    Abschreckung mit einem Minimum an Rückfälligkeit vereinte.
    GREIFER ›DER SCHLÄCHTER‹ SCHMUDDEL?
    Der hingerichtete Greifer tastete nach seinem Hals.
    »Ich verlange ein Berufungsverfahren!«, sagte er.
    DIES IST VIELLEICHT NICHT DER RICHTIGE ZEITPUNKT,
    erwiderte Tod.
    »Es kann gar kein Mord gewesen sein, weil…« Greifer Schmuddels
    Seele suchte in geisterhaften Taschen nach einem Zettel, entfaltete ihn und fuhr mit der Stimme von jemandem fort, für den das geschriebene
    Wort ein steiler Weg nach oben ist: »Weil ich… zum betreffenden
    187

    Zeitpunkt… un-zu-rechnungs-fähig war.«
    NA SO WAS, kommentierte Tod. Er gab kürzlich Verstorbenen immer
    Gelegenheit, das eine oder andere loszuwerden.
    »Ja, weil ich ihn nämlich wirklich umbringen wollte. Und das kann
    doch nicht normal sein. Außerdem war er ein Zwerg. Da kann man
    eigentlich gar nicht von einem

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