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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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etwas und
    willst es nicht einmal mir verraten. Du hast doch nicht vor, das Ende der Welt abzuwarten und es zu feiern?«
    WIR WERDEN REITEN.
    »Nein!«
    DU WIRST DEN FLÜSSEN NICHT SAGEN, NICHT ZU
    FLIESSEN. DU WIRST DER SONNE NICHT SAGEN, NICHT ZU
    190

    SCHEINEN. DU WIRST MIR NICHT SAGEN, WAS ICH TUN SOLL
    UND WAS NICHT.
    »Aber es ist so…« Susannes Gesichtsausdruck veränderte sich, und
    Tod zuckte zusammen. »Ich dachte, dir läge etwas an uns!«
    NIMM AUCH DIES.
    Ohne es zu wollen, nahm Susanne eine kleinere Lebensuhr von ihrem
    Großvater entgegen.
    VIELLEICHT SPRICHT SIE MIT DIR.
    »Und wer ist dies ?«
    DIE HEBAMME, sagte Tod. UND NUN… FINDE DEN SOHN.
    Er verschwand.
    Susanne blickte auf die Lebensuhren in ihren Händen. Er hat es schon wieder mit dir gemacht!, schrie sie sich selbst an. Du brauchst dich nicht darauf einzulassen. Du kannst die Stundengläser einfach beiseite stellen, ins Klassenzimmer zurückkehren und wieder normal sein, und du weißt, dass du das nicht tun wirst, und er weiß es auch…
    QUIEK?
    Der Rattentod saß zwischen Binkys Ohren, griff nach einer Locke der
    weißen Mähne und wirkte wie jemand, der möglichst schnell aufbrechen wollte. Susanne hob die Hand, um ihn einfach beiseite zu stoßen,
    überlegte es sich dann aber anders. Sie drückte dem Rattentod die
    schweren Lebensuhren in die Pfoten.
    »Mach dich nützlich«, sagte sie und griff nach den Zügeln. »Warum
    lasse ich mich nur darauf ein?«
    QUIEK.
    »Nein, ich habe kein freundliches Wesen!«

    Tick

    Es floss, was eigentlich nicht überraschte, ziemlich viel Blut. Der Kopf rollte in den Schnee, und der Körper neigte sich nach vorn.
    »Du hast ihn umgebracht…«, begann Lobsang.
    191

    »Warte eine Sekunde«, erwiderte Lu-Tze. »Gleich ist es soweit…«
    Der kopflose Körper verschwand. Der knieende Yeti wandte Lu-Tze
    seinen Kopf zu, blinzelte und sagte: »Daas brannte ein wenig.«
    »Tut mir Leid.«
    Lu-Tze wandte sich an Lobsang. »Halt die Erinnerung fest!«, befahl er.
    »Sie wird versuchen, sich aufzulösen, aber du bist ausgebildet. Du musst dich weiterhin daran erinnern, etwas gesehen zu haben, das nicht geschah, verstanden? Denk daran, dass die Zeit weitaus hartnäckiger ist, als die Leute glauben, vorausgesetzt, man bringt genug Entschlossenheit auf!
    Nur eine kleine Lektion. Sehen ist glauben!«
    »Wie hat er das angestellt?«
    »Gute Frage. Yetis können ihr Leben an einer gewissen Stelle speichern und dorthin zurückkehren, wenn sie getötet werden«, sagte Lu-Tze. »Wie sie das bewerkstelligen… Der Abt hat fast ein Jahrzehnt gebraucht, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Für alle anderen bleibt die Sache rätselhaft. Es hat eine Menge mit Quanten zu tun.« Er holte einen
    allgegenwärtigen Zigarettenstummel hervor. »Es muss eine gute Antwort sein, wenn sie sonst niemand versteht.«*

    * Die Yetis der Spitzhornberge, wo das magische Feld der Scheibenwelt so intensiv ist, dass es Teil der Landschaft wird, gehören zu den wenigen Geschöpfen, die die Kontrolle über ihre persönliche Zeit für genetische Vorteile nutzen. Das Resultat ist eine Art physische Vorahnung: Man findet heraus, was bald geschehen wird, indem man es geschehen lässt. Wenn ein Yeti mit Gefahren konfrontiert wird, die für ihn den Tod bedeuten könnten, speichert er sein Leben an der entsprechenden Stelle, lässt anschließend Vorsicht walten und kann gleichzeitig beruhigt sein, weil er weiß: Wenn irgendetwas schief gehen sol te, wacht er an der Stelle auf, an der er sein Leben gespeichert hat, mit – und das ist wichtig – der Erinnerung an die Ereignisse, die gerade geschehen sind, aber nicht noch einmal geschehen werden, weil er heim nächsten Mal nicht so dumm sein wird. Dies ist nicht annähernd so paradox, wie es zu sein scheint, denn nachdem die Ereignisse stattgefunden haben, finden sie nicht noch einmal statt. Es bleibt nur eine Erinnerung im Kopf des Yetis, die sich als erstaunlich genaue Vorahnung erweist.
    Die von diesem Vorgang erzeugten kleinen Wellen in der Zeit verlieren sich in der allgemeinen Unruhe, die alle anderen lebenden Geschöpfe in der Zeit verursachen.
    192

    »Wie es dem Aabt geht in diesen Taagen?«, fragte der Yeti, stand auf und hob seine beiden Passagiere hoch.
    »Er zahnt.«
    »Ah, die Reinkaarnaation immer ein Problem ist«, sagte der Yeti und
    lief mit langen Schritten los.
    »Die Zähne sind das Schlimmste, meint er. Dauernd wachsen sie oder
    fallen aus.«
    »Wie schnell sind wir?«,

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