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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Trennmechanifmuf.«
    »Du weißt ja, was ich glaube. Meiner Ansicht nach lag es an einer
    dimensionalen Instabilität!«
    » Ja, Herr.«
    »Warum siehst du mich so seltsam an, Igor?«
    Igor zuckte mit den Schultern. Was bedeutete, dass sich die eine
    Schulter für kurze Zeit auf einer Höhe mit der anderen befand. »Ef liegt an meinem Geficht, Herr.«
    »Warum sollte sie uns gut bezahlen und dann das Projekt sabotieren?
    Welchen Sinn hätte so etwas?«
    Igor zögerte. Er stand jetzt mit dem Rücken an der Kodexwand.
    »Ich frage mich noch immer, ob fie wirklich daf ift, waf fie fu fein scheint, Herr.«
    »Wie bitte? Das habe ich nicht ganz verstanden.«
    »Ich frage mich, ob wir ihr trauen können, Herr«, sagte Igor geduldig.
    »Ach, geh und kalibriere den Komplexitätsresonator.«
    Igor grummelte leise und kam der Aufforderung nach.
    Als Igor Ihrer Ladyschaft zum zweiten Mal gefolgt war, hatte sie ein Hotel aufgesucht. Am nächsten Tag begab sie sich zu einem ziemlich
    großen Haus in der Königsstraße, wo sie einen öligen Mann traf, der ihr mit viel Aufhebens einen Schlüssel reichte. Wenig später folgte Igor dem öligen Mann zu seinem Büro in einer nahen Straße, und weil es kaum
    Dinge gibt, die man jemandem mit Nähten im Gesicht zu verschweigen
    wagt, erfuhr er dies: Die Lady hatte die Miete für das Haus mit einem großen Barren Gold bezahlt.
    Anschließend griff Igor auf eine alte Tradition in Ankh-Morpork
    zurück und bezahlte jemanden, um Ihre Ladyschaft beschatten zu lassen.
    Es gab genug Gold in der Werkstatt, und der Herr interessierte sich
    überhaupt nicht dafür.
    Lady LeJean besuchte die Oper. Lady LeJean besuchte
    Kunstausstellungen. Lady LeJean kostete das Leben voll aus. Aber
    soweit Igor das feststellen konnte, hielt sie sich von Restaurants fern, 179

    und es wurden auch keine Speisen in das gemietete Haus geliefert.
    Lady LeJean plante etwas – das konnte Igor leicht erkennen. Lady
    LeJeans Name war weder in Twurps Adelsstände noch im Gotischen Almanach oder anderen Nachschlagwerken aufgeführt, die Igor überprüfte. Was bedeutete, dass sie etwas zu verbergen hatte. Natürlich war Igor in den Diensten von Herren gewesen, die eine Menge zu
    verbergen hatten, manchmal gegen Mitternacht in tiefen Löchern. Doch diese Situation wies in moralischer Hinsicht zwei Unterschiede auf.
    Erstens war Ihre Ladyschaft nicht seine Herrin; Igors Loyalität galt Jeremy. Und zweitens hatte Igor entschieden, in dieser Situation einen moralischen Unterschied zu sehen.
    Er näherte sich jetzt der gläsernen Uhr.
    Sie sah fast fertig aus. Jeremy hatte einen Mechanismus für die
    Rückseite des Zifferblatts entworfen, und die einzelnen Teile waren aus Glas hergestellt. Es gab überhaupt keine Verbindung mit dem anderen Mechanismus, der hinter dem Pendel schimmerte und flackerte und nach dem Zusammenbau beunruhigend wenig Platz beanspruchte. Ziemlich
    viele Teile befanden sich in anderen Dimensionen als der Rest. Aber die Uhr hatte ein Zifferblatt, und ein Zifferblatt brauchte Zeiger, und
    deshalb schwang das Glaspendel hin und her, und die gläsernen Zeiger bewegten sich, zeigten ganz normale Zeit an. Das Ticken zeichnete sich durch eine glockenartige Qualität aus, als stieße jemand mit dem
    Fingernagel an ein Weinglas.
    Igor blickte auf seine Hände hinab, die von seinem Großvater
    stammten. Jetzt, da die gläserne Uhr wie eine Uhr aussah, begannen sie immer dann zu zittern, wenn Igor sich ihr näherte.

    Tick

    Niemand bemerkte Susanne in der Bibliothek der Historiker. Ungestört blätterte sie dort in Büchern und machte sich gelegentlich Notizen.
    Sie wusste nicht, ob ihr anderes Talent von Tod stammte, aber den
    Kindern sagte sie immer, dass sie ein faules und ein fleißiges Auge
    hatten. Es gab zwei Möglichkeiten, die Welt zu sehen. Das faule Auge 180

    sah nur die Oberfläche. Das fleißige Auge blickte in die Realität darunter.
    Sie blätterte um.
    Mit dem fleißigen Auge betrachtet wirkte die Geschichte sehr
    sonderbar. Ganz deutlich waren die Narben zu erkennen. Zum Beispiel
    erwies sich die Geschichte des Landes Ephebe als sehr verwirrend.
    Entweder erfreuten sich die berühmten ephebianischen Philosophen
    eines besonders langen Lebens, oder sie hatten ihre Namen vererbt.
    Oder es waren zusätzliche Stücke in die historische Struktur genäht
    worden. Die Geschichte von Omnien erschien Susanne als einziges
    Durcheinander. Es sah aus, als seien zwei Jahrhunderte zu einem gefaltet worden, und so

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