Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
Vom Netzwerk:
gleichzeitig aufstöhnten und Hermann die Augen verdrehte. »Er ist ein guter Roadmanager, aber sein Musikgeschmack lässt eine Kartoffel aus der Schale fahren.«
    »So schlimm?«
    »Na los, George«, sagte Butch und setzte ein teuflisches Grinsen auf. »Sing ihnen ein Lied.«
    »Wirklich?«, fragte George und sprang auf die Füße. »Cool! Ada, gib mir ein ›C‹!«
    Ada zuckte mit den Achseln und spielte ihm einen Ton vor, den er aufnahm, leicht veränderte und in einer Weise wiedergab, die keinerlei Ähnlichkeit mit dem Original besaß. George holte Luft und begann zu singen:
     
    Eine Mademoiselle aus Perpignan
    Wurd’ nicht mehr geküsst seit vierzig Jahr’n,
    Hinky, dinky, parle-vu,
    Hinky, dinky, hej.
     
    Sie fraß und fraß, wie’s ihr gefällt,
    Jetzt trägt sie ’ne Bluse wie ’n Zirkuszelt,
    Hinky, dinky, parle-vu,
    Hinky, dinky, hej.
     
    Hat sich ’nen Doktor zum Mann auserkor’n,
    Mit dem Messer an der Kehle hat er’s Jawort geschwor’n,
    Hinky, dinky, parle-vu,
    Hinky, dinky, hej.
     
    »Und?«, fragte George. »Was meint ihr?«
    »Ich meine, es ist gut, dass er eine Karriere als Manager hat, auf die er zurückgreifen kann«, sagte Fischmehl blinzelnd.
    »Allerdings«, warf Wasily ein, »ist es seine Schuld, dass die Band an Bord gekommen ist.«
    »Hey, das stimmt«, sagte Butch. »Du bist gefeuert, George.«
    »Bingo«, sagte George.
    »Mit wem sprichst du da?«, fragte Bev und warf Fischmehl und seinem Korb einen argwöhnischen Blick zu.
    »Wasily. Er ist ein Skalde.«
    »Ja«, sagte George. »Das ist der Name, den er seiner Wühlmaus gegeben hat.«
    »Verzeihung bitte«, sagte Wasily gereizt. »Aber ich bin kein Nagetier. Können wir das ein für allemal klarstellen?«
    Fischmehl hob den Deckel des Weidenkorbs an und die kleine Gruppe Flüchtlinge schaute hinein. Wasily zwinkerte ihnen zu und grinste. »Seid gegrüßt.«
    »Also, das ist vielleicht ein teuflisches Ding«, sagte Hermann.
    »Wie geht’s?«, fragte Butch.
    »Was ist ein Skalde?«, fragte George.
    »Hallo!«, sagte Bev.
    »Du bist aber furchtbar klein geraten«, sagte Ada.
    »Wenn er nur ein Kopf ist, müssen wir dann das Essen mit ihm teilen?«, fragte Farnham.
    »Halt die Klappe, Trottel«, sagte Butch.
    »Hey«, sagte Wasily und ließ seinen Blick über die kleine Gruppe schweifen, »was ist mit den anderen vier Kerlen passiert?«
     

     
    Die Entdeckung der ersten skelettierten, noch dampfenden Leiche in über fünfzig Meter Entfernung im Nebel bestätigte die erste ihrer Befürchtungen. Das deutliche Bellen eines Tieres irgendwo draußen in der Nacht bestätigte die zweite.
    »Das ist Pickering«, sagte Farnham. »Er ist da draußen, und ich glaube, er will uns fressen.«
    »Wenn das keine Ironie ist«, sagte George, »wenn man bedenkt, dass er sich in einen Stier verwandelt hat und wir Kühe gegessen haben.«
    »Wir sollten nicht in Panik geraten«, sagte Wasily.
    »Du hast gut reden«, murrte Farnham. »In seinen Augen ähnelst du mehr einem knorpeligen Ball, als einem saftigen Braten.«
     

     
    Mit Fackeln und Relingteilen bewaffnet, begannen Hermann und Butch langsam ihren Rundgang um das winzige Lager, während die anderen vergeblich versuchten zu schlafen oder über ihr weiteres Vorgehen nachgrübelten. Wasily blätterte mit Ada und Bev in Fischs Büchern, während Fisch am äußersten Rand des Feuerscheins Stellung bezogen hatte. Nach einer Weile schien er zu einem Entschluss gelangt zu sein. Er wandte sich um und ging zu Wasily hinüber.
    »Mir ist etwas eingefallen«, sagte Fischmehl. »Wie steht es mit dieser Methode, die du dazu benutzt hast, das Längenmaß zu bestimmen? Könnte die uns nicht weiterhelfen?«
    »Was, das Pulver des Mitgefühls?«, fragte Wasily. »Was sollte uns das nützen?«
    »Nun«, begann der junge Kartograf, »du hast gesagt, es wurde dazu benutzt, die Beschaffenheit von Wunden zu bestimmen, die man sich im Kampf zugezogen hatte, indem man es auf den Verletzten streute und dann auf die in der Schlacht verwendeten Waffen.«
    »Ja, wenn ein Soldat aufschrie, wussten wir, dass wir die Waffe gefunden hatten, mit der er verletzt wurde.«
    »Also gut. Aber man lässt eine Waffe nicht fallen, nachdem man einen einzigen Schlag mit ihr geführt hat – sicherlich gab manchmal mehr als ein Überlebender einen Schrei von sich?«
    »Häufig.«
    »Nun«, fuhr Fisch fort, »wenn es eine Verbindung zwischen der Wunde eines Mannes und dem Messer gibt, das ihm diese zugefügt hat, dann ist es nur

Weitere Kostenlose Bücher