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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Ozeans - im Gegensatz zur nächsten, überraschend einsetzenden Verwandlung, die das Schiff selbst betraf.
    Ohne Vorankündigung begannen die gewaltigen Motoren von einer pulsierenden Energie zu glühen, und die Wände schienen eine beständige Hitze auszustrahlen, die feucht war, wie vom Atem gewärmte Hände.
    Als die Hülle in einzelne Schuppen zu zerbrechen begann, nahm kaum jemand Notiz davon. Als die Fenster der oberen Decks sich mit einem Film überzogen, wurde dies dem Wetter zugeschrieben, und während sich die Frachträume in Organe von ungewöhnlicher Größe verwandelten, war die Aufmerksamkeit auf andere Angelegenheiten gerichtet. So war niemand ganz darauf vorbereitet, als sich die La Lechera auf unübersehbare Weise von einem leblosen Stahlkoloss in einen überaus lebendigen Kraken verwandelte. Als das riesige Tier seinen ersten gewaltigen Atemzug tat und mit einem Brüllen ausatmete, das den Himmel erschütterte, brach die Hölle los.
     

     
    Hermann, der Bassist von Blues Train, war der erste, der seiner Beunruhigung darüber Ausdruck verlieh, dass irgendetwas nicht stimmte. Schreiend umrundete er die Kabinen, in denen Mannschaft und Passagiere untergebracht waren und hatte innerhalb von Minuten alle in helle Aufregung versetzt. Die Band war die erste Gruppe, die das Schiff verließ, dicht gefolgt von Farnham und vier Deckshelfern und schließlich Pickering. Fischmehl, der sich die Zeit genommen hatte, seine Karten und Bücher zusammenzupacken, war mit Wasily im Korb der letzte.
    Sechzehn Männer befanden sich im kleineren Frachtraum, als sich dieser in einen Magen verwandelte – sie hatten Glück gehabt. Die fünf Männer, die im Kontrollraum eingeschlossen waren, der sich mit einer trüben, zähflüssigen, doch anscheinend atembaren Flüssigkeit füllte, mussten zusehen, wie ihre Mannschaftskameraden und Gefährten das Schiff verließen, während das Wesen unter die Oberfläche zu sinken begann. In den Augen eines Kraken kann einen niemand schreien hören – das hielt sie jedoch nicht davon ab, es zu versuchen.
    Von dem Dutzend, die es auf das Eis geschafft hatten, war nur Hermann in der Lage, das in Worte zu fassen, was alle fühlten, als sich der Krake mit einer gewaltigen Anstrengung schüttelte und vollständig unter der Schicht aus gefrorenem Meerwasser verschwand.
    »Verdammt!«, sagte Hermann, als sich das Eis knirschend um den Riss zu schließen begann – dort, wo das große Tier, das einmal die Milchkanne gewesen war, gelegen hatte. »Was für ein teuflisches Ding!«
    »Ich wusste nicht, dass du sprechen kannst«, sagte Fischmehl erstaunt.
    »Hatte nie etwas zu sagen«, entgegnete Hermann.
     

     
    In der Aufregung bemerkte nur Wasily, dass einer der Überlebenden sich von ihrer kleinen Gruppe entfernt hatte und im Nebel verschwunden war. Nach kurzer Überlegung beschloss er, den anderen nichts davon zu sagen. Ob der Abtrünnige nun zurückkehrte oder nicht, dachte er, ein paar Stunden ohne einen Minotaurus in ihrer Mitte konnten der Moral nicht schaden.
     

     
    Eine kurze Bestandsaufnahme der nach dem Verlust des Schiffes verbliebenen Nahrungsmittel trug wenig dazu bei, die Stimmung zu heben. Sie verfügten über die Vorräte auf Farnhams Schlitten, die von seiner unglückseligen Expedition übrig geblieben waren; die gefrorenen, aber essbaren Kadaver von vier Kühen; und die Reisekoffer der Band, komplett mit Instrumenten.
    »Warum hast du dieses ganze Zeug mitgenommen?«, fragte Fischmehl George. »Du hättest auf dem Schiff eingeschlossen werden können.«
    »Das musste ich«, erklärte der Bandmanager. »Wie es aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich sterben werde. Wenn man mich dazu auch noch gefeuert hätte, wäre meine Woche wirklich gelaufen.«
    »Du bist ziemlich seltsam«, sagte Fischmehl.
    »Hast du eine Ahnung!«, sagte Butch.
     

     
    Das Stroh und Holz, das sie von dem Schlitten geholt hatten, ergab ein kleines, aber brauchbares Feuer. Glücklicherweise war der Himmel bedeckt und die dicken grauen Wolken lieferten ein zusätzliches Maß an Wärme. Hermann und George schnitten mehrere dicke Steaks von einer der Kühe ab, und nach einem eher angespannten Abendessen beschlossen sie, ihre Lage besser bei Tageslicht zu besprechen und richteten sich auf eine lange Nacht ein.
    »Sag mal«, wandte sich Fischmehl nachdenklich an Butch, »wie kommt es, dass er niemals etwas singt?«
    »Wer, George?«, fragte Butch überrascht, während Ada und Bev

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