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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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rechte Handfläche verlief.
    »Und?«, fragte Wasily.
    »Noch nichts«, sagte Fisch. »Es ist nur… Warte«, sagte er und hielt inne. Ein leichtes Kribbeln hatte eingesetzt, ein Jucken, tief im Inneren seiner Hand. Es wurde stärker, je weiter es an die Oberfläche stieg. Unvermittelt flackerte um die Narbe ein weißer Blitz auf und brachte einen heftigen, intensiven Schmerz mit sich.
    »Au!«, schrie Fisch auf. »Das brennt!«
    »Damit ist die Hälfte der Schlacht schon gewonnen«, sagte Wasily zufrieden. »Jetzt müssen wir nur noch abwarten, ob deine Theorie wasserdicht ist und dein Freund herausfindet, wo wir sind.«
    »Ein Drittel der Schlacht«, berichtigte ihn Butch. »Selbst wenn sein Freund weiß, wo er uns findet, bleibt da immer noch die Frage, wie er zu uns gelangt. Wenn alle Technologie im gleichen Zustand ist wie die unsere, dann sind wir aufgeschmissen.«
    »Uns bleibt immer noch Hoffnung«, sagte Wasily. »Warum bist du so pessimistisch?«
    »Ich bin Bluesmusiker«, sagte Butch. »Das gehört zu meinem Beruf. Warum bist du so optimistisch?«
    »Hey«, sagte Wasily. »Ich bin enthauptet worden – meine Zeit ist schon abgelaufen. Es kann nur noch besser werden.«
    »Weißt du«, sagte George, »für eine Wühlmaus bist du ziemlich cool.«
    »Danke«, sagte Wasily.
     

     
    Den Rest des Tages hindurch, bis in die Nacht hinein streute George pünktlich jede Stunde ein wenig Pulver auf Fischmehls Narbe. In den ersten acht Stunden war die Reaktion stets die gleiche. Dann, bei der neunten Anwendung, trat eine Veränderung ein.
    »Autsch!«, sagte Fischmehl. »Das hat wirklich weh getan.«
    »Anders als beim letzten Mal?«, fragte George.
    »Ja. Es hat sofort weh getan – ohne das Juckgefühl am Anfang.«
    »Und?«, fragte Wasily. »Kommt es dir vor, als würde das Echo näher kommen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Fischmehl und ging langsam auf und ab. »Vielleicht ist es… Warte. Ja, ja, ich spüre etwas.«
    »Was ist es?«, fragte George.
    »Eine Art… Ziehen. Beinahe wie magnetische Anziehungskraft«, sagte Fisch. »Und es kommt von Osten.«
    »Ist es das, worauf du gewartet hattest?«
    »Ja«, sagte Fisch und wandte sich von den anderen ab. »Von Osten oder gar nicht.«
    Niemand fragte ihn, was er damit meinte. Niemand wollte es wissen. Die Temperatur fiel stetig und ihre Frischwasser-Reserven gingen zur Neige. Sollte Fischmehls geheimnisvoller Retter nicht erscheinen, wären sie verloren.
     

     
    Nach siebzehn Stunden durchwachter Nacht schreckte Fischmehl in seinem provisorischen Bett plötzlich kerzengerade hoch. Der Skalde ruhte auf seinem erhöhten Platz und blätterte mit dem Spatel in einem Buch. »Was ist? Was hast du, Junge?«
    »Ich spüre ihn«, flüsterte Fischmehl mit zitternder Stimme. »Er kommt. Er kommt hierher.«
     

     
    Weitere zwei Stunden vergingen, bis ein Mitglied der Mannschaft das kleine Flugzeug durch das Schiffsfernrohr sehen konnte, und noch einmal zwanzig Minuten, bis sie das Brummen der Beechcraft hörten. Als der Pilot schließlich das Feuer und das Lager unter sich entdeckte, zog er eine langsame Schleife, bis er sich ihnen von Süden näherte. Dann ging er tiefer um zu landen. Das Flugzeug setzte holpernd auf dem Eis auf und schlitterte an dem Lager vorbei. Dann wendete es und rollte auf die überraschten und erschöpften, aber dankbaren Gefährten zu. Die Band winkte und Fischmehl seufzte erleichtert. Wasily jubelte und Farnham lief direkt in die noch immer wirbelnden Propellerflügel.
    »Ich habe gewonnen«, sagte George.
    »Was hast du ihm gesagt?«, fragte Butch und reichte dem Bandmanager zehn Dollar.
    »Ich habe ihm gesagt, dass bei diesen Flugzeugen der Propeller von Hand angehalten werden muss«, sagte George. »Ich habe nicht gedacht, dass er so dumm sein würde, das zu glauben.«
    Der Pilot, ein großer, dunkelhäutiger Mann mit einem mehrere Tage alten Bart, sprang aus dem Flugzeug und lief zu dem immer noch vibrierenden blutroten Propeller. »Allah beschütze uns«, rief er aus. »Ich bin an eine Gesellschaft von Verrückten geraten.«
    »Da kann ich dir nicht widersprechen«, sagte Wasily, »aber er war der einzige Idiot unter uns – wir anderen sind lediglich verrückt.«
    Der Pilot starrte mit offenem Mund zu ihnen herüber - doch es war nicht der Kopf des Skalden, der das Blut aus seinem Gesicht hatte weichen lassen. »Fischmehl«, hauchte er. »Fischmehl, bist du es wirklich?«
    Der Skalde verdrehte ein Auge nach oben. »Du kennst diesen

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