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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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erläuterte Wasily, der bemerkt hatte, dass er etwas tun musste, um die plötzliche Anspannung zu zerstreuen. »Leider habe ich ihn seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen, und ich bin nicht sicher, wo er sich zur Zeit befinden könnte – geschweige denn wie er aussieht.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Ham.
    »Eine lange Geschichte«, sagte Wasily. »Ich kenne allerdings einen anderen Mann, der ihn leicht ausfindig machen könnte – aber der Ort, an dem der sich aufhält, ist ein wenig schwer zu finden.«
    »Das ist kein Problem«, sagte Ham. »Das heißt, wenn Fischmehl immer noch die Talente besitzt, über die er als Kind verfügte. Er kann alles finden.«
    »Da mag es ein grundsätzliches Problem geben«, sagte der Skalde. »Den Geschichten zufolge hat es diesen Ort etwa fünfhundert Jahre vor Christi Geburt gegeben«, erinnerte sich Wasily, »und vielleicht noch etwas länger. Andererseits bin ich nie persönlich dort gewesen – ob es ihn also wirklich gibt, ist eine nicht ganz unberechtigte Frage.«
    »Dann sind wir erledigt.«
    »Gar so hoffnungslos ist es nicht«, warf Fischmehl ein.
    »Was nützt es uns, wenn wir wissen, wer uns helfen könnte, wenn wir nicht wissen, wo wir ihn finden?«, entgegnete Hammurabi. »Deine Fähigkeiten könnten uns behilflich sein, wenn wir wüssten, wohin wir fliegen müssen. Wir bräuchten allerdings eine Landkarte, und wo finden wir eine Karte von einem Ort, der vielleicht nicht einmal existiert?«
    »Nichts leichter als das«, sagte Fischmehl lässig. »In der Tasche hinter deinem Sitz.«
     

     
    Fischmehl schlug das Exemplar der Geografika auf und machte innerhalb weniger Minuten die Koordinaten des Gebietes ausfindig, das Wasily beschrieben hatte. Die Beschriftung des Atlasses bezeichnete den Ort als ›Nekropolis von Pazyryk‹.
    »Das klingt bedrohlich«, sagte Fischmehl.
    »Hast du eine Ahnung«, sagte Wasily.
    »Wollen wir?«, fragte Ham.
    »Hast du etwas Besseres vor?«, fragte Wasily kichernd.
    »Zufälligerweise nicht.« Hammurabi steuerte das winzige Flugzeug in Richtung Osten. »Nächster Halt: Asien.«
     

     
    Geleitet von Wasilys Hinweisen, Eratosthenes Karten und Fischmehls unfehlbarem Orientierungssinn, fanden die Suchenden in dem kleinen Flugzeug bald ihr Reiseziel: eine trockene Ebene im südlichen Sibirien, im abgelegenen Grasland des Ukok-Hochplateaus. Hätten sie nicht über die Karten und einen menschlichen Kompass verfügt, wäre es dennoch möglich gewesen, das Hochplateau zu erkennen. Obwohl die Ebene an drei Seiten von schneebedeckten Bergen umgeben waren, und ungeachtet der plötzlichen Eiszeit, die den gesamten Planeten mit einer Decke aus Raureif und Frost überzogen hatte, war der Boden trocken und das Klima gemäßigt. Nicht ein Eiszapfen, nicht ein Häufchen Schnee lag auf der baumlosen Fläche.
    »Das ist gut, oder?«, fragte Hammurabi, während er das Flugzeug herumzog und die Geschwindigkeit drosselte. »Es muss ein gutes Zeichen sein, dass der Winter nicht bis hierher gelangt ist.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Wasily vorsichtig. »Der Grund, aus dem wir hier sind, kann ebenso der Grund dafür sein, dass die Ebene vom Winter verschont geblieben ist. Und das ist für uns nicht unbedingt ein gutes Zeichen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Fischmehl.
    »Der Name, den die Einheimischen diesem Ort gegeben haben – Ukok –, bedeutet: ›das Ende von allem‹. Sie glauben, dass dieses Land in die zweite Ebene des Himmels hinaufreicht und dass die Geister hier mit den Menschen Zwiesprache halten können. Es ist ein heiliger Ort und jene, die daran glauben, würden ihn bis auf den Tod verteidigen, sollten sie der Ansicht sein, dass ihn jemand entweihen möchte.«
    »Wir haben einige Erfahrung im Kämpfen«, sagte Ham stolz. »Du brauchst eine Auseinandersetzung nicht zu fürchten.«
    »Du verstehst mich nicht«, sagte Wasily. »Es wird keine Auseinandersetzung geben. Als ich sagte, dass es einige gibt, die diesen Ort bis auf den Tod verteidigen würden, habe ich nicht ihren Tod gemeint – sondern unseren. Eine Auseinandersetzung würde bedeuten, dass wir eine Möglichkeit hätten zu gewinnen, und das ist hier einfach nicht der Fall.«
    »Pah«, zischte Ham, während er das Flugzeug am Rande des Hochplateaus weich aufsetzen ließ. »Es gibt immer eine Möglichkeit zu gewinnen, selbst wenn die Chancen gegen uns stehen. Alles was lebt, kann getötet werden.«
    »Wohl wahr«, sagte Wasily. »Aber genau das ist das Problem: Die

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