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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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sagte die dünne, näselnde Stimme zum dritten Mal. »Wir wollen nichts kaufen. Und wenn ihr nichts verkauft, dann solltet ihr nicht an die Kurgane anderer Leute klopfen. Das ist äußerst unhöflich.«
    »Wir wollen nicht unhöflich sein«, sagte Hammurabi. »Wir sind wirklich nur hier, um ein paar Fragen zu stellen, und dann verschwinden wir wieder. Ich versichere Ihnen, wir haben ebenso wenig Interesse daran wie Sie, an Ihren Kurgan zu klopfen.«
    »Nun denn, du bist offenbar ein Mann von scharfem Verstand«, sagte die Stimme, »der diesem Charakterzug Ehre machen sollte, indem er verschwindet.«
    Fischmehl sprang zu seinem Bruder hinunter, was einen schrillen Schrei von unten zur Folge hatte.
    »Wollt ihr mich zerquetschen?«, jammerte die Stimme. »Seit dreitausend Jahren ruhe ich friedlich in meinem Kurgan und kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten, und nun kommen zwei Elefanten daher, um mich an meinem Ruheplatz zu zerquetschen. Sehr, sehr unhöflich.«
    »Eigentlich sind wir zu dritt«, sagte Fischmehl.
    »Drei!«, stöhnte die Stimme. »Das kann ich wirklich nicht hinnehmen. Ich werde dem König davon berichten müssen, wisst ihr. Das lässt sich jetzt nicht mehr vermeiden.«
    »Deswegen sind wir hierher gekommen«, sagte Wasily. »Wir suchen einen König, der ein Bekannter von mir ist - kennst du ihn vielleicht?«
    »Oh, ich kenne jeden«, klagte die Stimme. »Wenn man dreitausend Jahre an einem Ort verbringt, hat man ausreichend Gelegenheit, jeden in der Nachbarschaft kennen zu lernen.«
    »Dann kennst du ihn also?«, fragte Ham. »Kannst du uns sagen, wo er ist?«
    »Wer?«
    »Der König, du Milchgesicht. Kannst du uns sagen, wo wir den König finden?«
    »Natürlich kann ich das«, sagte die Stimme beleidigt. »Ich bin schon die ganze Zeit hier.«
    »Du bist ein König?«, spottete Ham. »Du willst uns an der Nase herumführen.«
    Dies löste eine weitere Folge schriller Schreie aus. »Was? Was? Ihr zweifelt an mir? Schaut euch doch nur mal die Größe meines Kurgans an. Nicht jeder besitzt einen solchen Kurgan, wisst ihr!«
    »Er ist sehr beeindruckend«, sagte Fisch.
    »Wenigstens einer von euch hat sein Taktgefühl nicht vergessen«, sagte die Stimme schniefend. »Er kann einen Augenblick bleiben und sich mit mir unterhalten, aber ihr anderen müsst gehen.«
    »Ich bin nur ein Kopf«, sagte Wasily, »und er trägt mich. Wenn er bleibt, bleibe auch ich.«
    »Natürlich«, seufzte die Stimme. »Das ist genau wie zu Lebzeiten. Jeder meint, Könige seien so mächtig, dass sie machen können, was sie wollen. Aber es gibt immer jemanden, der vorbeikommt und sagt: ›Lieber König, kann ich dies haben‹ und ›Großer König, ich möchte jenes‹ und mich tagein tagaus belästigt. Und wenn man sich um jeden gekümmert hat, fängt der nächste Tag an und die Plage beginnt von neuem. Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich nach meinem Tod endlich ein wenig Ruhe finden würde, aber nein – erst kamen die Grabräuber, dann die Archäologen und jetzt drei unhöfliche Elefanten. Unhöflich, unhöflich, unhöflich.«
    »Ja«, sagte Wasily, »aber haben sich die anderen je die Zeit genommen, mit dir zu reden? Immerhin haben wir erst einmal angeklopft.«
    »Das stimmt«, gab die Stimme skeptisch zu, »obwohl es mir schleierhaft ist, warum ihr euch die Mühe macht, an Kurgane zu klopfen. Wisst ihr denn nicht, dass in Kurganen nur Tote wohnen?«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Ham.
    »Ich will damit sagen«, erwiderte die Stimme, »dass Tote normalerweise nicht antworten, wenn man sie ruft.«
    »Du hast geantwortet«, sagte Fisch.
    »Siehst du?«, jammerte die Stimme. »Schon wirst du wieder unhöflich. Ich gebe mir alle Mühe euch entgegenzukommen, und seht, was es mir einbringt. Nun«, sagte er mit Nachdruck, »wenn die Sache so steht, werde ich einfach gar nicht mehr mit euch reden.«
    »Warte«, sagte Ham. »Es liegt nicht in unserer Absicht, unhöflich zu sein. Wir wollen doch nur wissen…« Er hielt verwirrt inne und blickte Wasily an. »Was wollen wir eigentlich wissen?«
    »Er hat gesagt, dass er ein König ist«, erwiderte Wasily. »Vielleicht kennt er denjenigen, den wir suchen. Frag ihn nach seinem Namen.«
    »In Ordnung.« Ham klopfte an die Holzbalken. »Ahm, König? Wir haben uns gefragt, wie dein Name lautet.«
    Der Hügel schwieg, und einen Augenblick lang fürchteten die Gefährten, ihr verärgerter Gesprächspartner sei für immer verstummt. Dann ertönte ein leises Flüstern.
    »Mein

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