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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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daran schuld ist, dass sie noch nicht wieder hier sind. Simon kennt sich gut in den Felsen aus. Er wäre schon längst wieder hier, wenn ihm nichts zugestoßen wäre. Und Kyria Alexander genauso. Seht her, ich habe einen Klumpfuß, aber trotzdem werde ich dort hochgehen und sie suchen. Wenn ihr mehr Angst habt als ein Krüppel, dann bleibt hier.«
    Er wandte sich um, griff nach einer Taschenlampe und schlug den Weg zum antiken Stadion ein, während die Hilfsarbeiter und Dorfbewohner sich verlegen ansahen.
    »Sei vernünftig, Nikos. Es … es ist einfach zu gefährlich. Es wird Simon und Kyria Alexander nichts nützen, wenn wir unser Leben aufs Spiel setzen. Sieh es doch ein, wir müssen bis morgen früh warten. Dann werden wir alle das gesamte Gebiet bis zum Hochplateau durchsuchen.«
    »Nein!«, schrie Eliadis. »Morgen früh ist es zu spät. Wenn die Felsen sie nicht umgebracht haben, wird es die Nachtkälte tun. Also macht, was ihr wollt, ich werde jedenfalls nach ihnen suchen.« Er drehte sich um und ging weiter.
    »Die Felsen werden dich töten!«, rief ihm einer nach.
    »Das ist mir egal!«, entgegnete er.
    Die anderen murrten. Einige gingen nach Hause, aber neun Delpher nahmen Taschenlampen und Walkie-Talkies und folgten Eliadis. Einer holte ihn ein und reichte ihm eines der Geräte. Er nahm es mit ernster Miene entgegen, dann erhellte sich sein Gesicht für ein kurzes Lächeln, ehe er sich wieder abwandte und weiterging.
    »Efstathios und du, ihr geht am besten zum Stadion«, warf er ihm und den anderen über die Schulter zu.
    »In Ordnung. Petros und Sakis schicke ich nach Westen. Die anderen werden die Mitte und den Osten absuchen. Und du? Wo gehst du hin? Du solltest nicht alleine gehen.«
    »Es gibt da einige Höhlen, die Simon immer besonders interessiert haben. Ich werde es dort versuchen. Wenn sie dort sind, werde ich euch sofort informieren.«
    Er hielt das mobile Funkspruchgerät in die Luft. Er hatte zwar auch sein Handy dabei, aber in den Bergen war das empfindliche Funknetz meistens nicht erreichbar. Das Walkie-Talkie war sicherer.
    »Sollten wir dann nicht lieber erst diese Höhlen absuchen, bevor wir das gesamte Gebiet durchkämmen?«
    »Nein, vielleicht täusche ich mich ja auch und Simon hat ihr die alten Schriftzeichen in der großen westlichen Höhle gezeigt. Es ist besser, wenn wir uns trennen. Es wird so schon schwer genug werden, sie zu finden.«
    Eliadis fuhr sich durch das schwarze Haar, als er an die hundert Höhlen dachte, die ihre Vorfahren und die Natur in die Felsen getrieben hatten. »Wir müssen die Kräfte verteilen, sonst brauchen wir drei Tage, um alle Höhlen zu durchsuchen.«
    »Mit zehn Mann brauchen wir sowieso einige Tage«, grummelte Sakis, da ihm diese Suchaktion in jeder Sekunde verwegener und aussichtsloser erschien. Aber Eliadis hatte dafür kein Verständnis.
    »Geh zurück ins Dorf, wenn du willst, oder halt den Mund und such weiter.«
    Sakis war diese Schroffheit von dem sonst so zurückhaltenden Eliadis nicht gewohnt. Auch seine Befehle und das entschlossene Auftreten kannte er nicht von dem ruhigen und bescheidenen Mann. Verblüfft blieb er stehen und sah ihm nach, als er den Weg hinaufhumpelte.
    Er schüttelte den Kopf. »Merkwürdiger Kerl«, grummelte er und gab zwei Männern Handzeichen, ihm nach Westen zu folgen, während Eliadis den Weg nach Osten ging.

38
    Selena trat abends mit zerzaustem Haar in das Haus ihrer Mutter, die sofort auf sie zukam.
    »Was ist dort unten los? Warum laufen so viele Menschen mit Taschenlampen herum?«
    Selena war vom Laufen etwas außer Atem, als sie ihrer Mutter berichtete. »Es ist wegen Simon. Er und eine Frau sind seit einigen Stunden verschwunden.«
    »Und was ist daran so ungewöhnlich?« Theophora zuckte mit den Schultern und ging wieder zum Fenster. Die kleinen weißen Lichter folgten alle der Straße zum Stadion hinauf. »Seit wann geraten die Leute in Aufruhr, wenn Simon sich mit einer Frau vergnügt?«
    »Weil er vor drei Stunden einen Termin beim Professor hatte und nicht gekommen ist, was nicht seine Art ist. Selbst wenn er sich mit der Alexander vergnügen wollte, wäre er trotzdem rechtzeitig beim Professor erschienen.«
    Theophora wirbelte herum. »Er ist mit der Alexander unterwegs?«
    »Ja. Warum? Ist das schlimm?«
    »Ich denke nicht«, sagte sie geheimnisvoll. »Er ist mit ihr in den Bergen?«
    »Er wollte ihr anscheinend einige Höhlen zeigen, aber sie sind vom Ausflug nicht zurückgekommen. Und dann das

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