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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Licht des abnehmenden Mondes erkannte.
    »Nikos! Simon und ich, wir sind hier! Bitte hilf uns!«
    Eliadis war wenige Sekunden später bei ihr und bemerkte das Blut auf Karens Brust.
    »Bist du verletzt?« Er leuchtete auf die kleine dunkle Blutlache auf ihrem weißen T-Shirt.
    »Nein. Es ist nicht mein Blut, sondern seins.«
    »Ist er tot?«
    »Ich weiß nicht. Er hat sich seit einigen Stunden nicht mehr bewegt.« Angst schwang in ihrer Stimme mit. Der Gedanke, stundenlang mit einer Leiche zusammen gewesen zu sein, machte sie wahnsinnig.
    Eliadis fühlte nach Delvaux’ Halsschlagader. Sein grimmiges Gesicht veränderte sich um eine Nuance. »Er lebt. Keine Angst, wir kriegen dich da raus.«
    Er rief die anderen der Suchmannschaft mit dem Walkie-Talkie und begann schon mal mit blanken Händen das kleine Geröll neben Karens Armen herauszugraben.
    »Bitte sei vorsichtig«, flüsterte Karen.
    Eliadis hielt für einen Augenblick inne. Sie wussten beide, dass jede Veränderung den Felsen über Delvaux in Bewegung setzen konnte. Aber hatten sie eine andere Wahl?
    Er sah Karen an, und sie blickte hilflos zurück. »Wir holen dich da raus, das verspreche ich dir.«
    Karen merkte, dass er es ihr versprach, aber Simon nicht mit einbezog. Sie verstand ihn, denn alles andere wäre eine Lüge gewesen. Trotzdem betete sie zu Gott, dass sie beide heil aus dieser Situation herauskämen.
    Kurze Zeit später trafen die anderen ein. Mit vereinten Kräften schafften sie es, die kleineren Geröllsteine neben Karens Oberkörper herauszugraben und ihre Arme freizulegen, sodass sie sie vorsichtig Zentimeter für Zentimeter aus der Felsspalte ziehen konnten. Der Felsen über Delvaux bewegte sich mehrmals bedrohlich, und keiner wusste, wie tief er sich in seinen Körper gebohrt hatte, aber sie hatten keine andere Wahl. Mit einem vorsichtigen Zug holten sie Karen aus der Spalte, und Delvaux fiel wie eine reife Pflaume auf den Boden, während der Felsbrocken sich senkte, aber glücklicherweise auf halber Höhe hängen blieb. Die Helfer griffen rasch nach Simons Armen und zogen ihn heraus, ehe der große Felsbrocken in zwei Teile zersprang und krachend zu Boden fiel.
    Atemlos standen die Männer neben dem Eingang und starrten auf den zentnerschweren Stein, der nun die Spalte verschloss.
    »Die beiden haben ein Riesenglück gehabt«, flüsterte Sakis Eliadis ins Ohr, während sie beobachteten, wie Karen und Delvaux von herbeigerufenen Sanitätern versorgt und ins Krankenhaus nach Amphissa gefahren wurden.
    »Es scheint nicht nur Glück gewesen zu sein«, murmelte Eliadis, als er sich dem versperrten Höhlenausgang zuwandte und mit der Hand über den rauen Felsen strich.
    Sakis folgte ihm. »Das stimmt. Woher kannten die beiden eigentlich diesen Ausgang? Er ist doch viel zu gefährlich und voller Felsspalten. Kein Delpher hätte ihn je benutzt und schon gar nicht bei Erdbeben. Oder hast du ihn ihnen gezeigt?«
    Eliadis knirschte mit den Zähnen. »Nein, das habe ich nicht. Karen hat ihn selbst gefunden.«

40
    In New York brütete Thomas Davidson immer noch über den Akten der letzten Jahre und suchte nach einem Hinweis auf den mysteriösen Anrufer, doch er war bisher noch zu keinem Ergebnis gekommen. Winslow hatte ihn deswegen schon ein paarmal mürrisch angefaucht, aber Davidson konnte es nicht ändern.
    Erschöpft wollte er sich gerade einen Kaffee holen, als sein Telefon klingelte, aber diesmal war es nicht Karen, sondern seine Schwester Alicia.
    Mit einem mulmigen Gefühl hob er den Telefonhörer ab und meldete sich.
    »Ich bin’s.« Davidson bemerkte sofort den glücklichen Ton in ihrer Stimme. »Michael ist aufgewacht! Ist das nicht toll!«
    Davidson fiel ein Stein vom Herzen. »Gott sei Dank«, stieß er hervor. »Ist er ansprechbar?«
    »Ja, aber die Ärzte wollen ihm noch ein bisschen Ruhe gönnen.«
    »Ich komme sofort. Bis gleich.« Er legte den Hörer auf und begann zu jubeln. »Mike ist wieder aufgewacht, Leute!«
    Mehrere Kollegen kamen freudestrahlend auf ihn zu, schlugen ihm auf die Schulter und sagten, sie hätten es ja gewusst, dass Mike es schaffen würde, doch andere blieben verhalten und sagten nichts, da sie schon zu oft zu früh gejubelt hatten.
    »Kann man mit ihm reden?«, fragte Allan Portman mit ernster Miene, doch Davidson winkte ab und griff nach seiner Jacke.
    »Er ist ansprechbar, aber ich weiß noch nicht, ob er sich an alles erinnern kann. Wir werden sehen. Ich fahre auf jeden Fall erst mal ins

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