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Der zerbrochene Kelch

Der zerbrochene Kelch

Titel: Der zerbrochene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Schmerzen in seinem Rücken brachten ihn fast um den Verstand.
    »Es war ein Fehler, heute in die Pythonhöhle zu gehen«, stellte er sarkastisch fest, während er mit einem lauten Schnarren ein- und ausatmete.
    Karen versuchte auf seinen lockeren Ton einzugehen. »Wieso? Die Aussicht … ist doch … ganz bezaubernd.«
    Delvaux drehte den Kopf und sah in ihre smaragdfarbenen Augen.
    »Stimmt«, seufzte er. »Das war es wert. Seit ich dich in Athen am Flughafen abgeholt habe, wollte ich bei dir landen.« Er lachte glucksend, aber das Lachen erstarb in einem leisen Stöhnen. Karen befürchtete das Schlimm ste.
    »Kannst du dich bewegen?«, fragte sie, um ihn abzulenken.
    Er machte einige Versuche. »Meine Beine kann ich bewegen, aber mein Oberkörper und meine Arme sind eingeklemmt.« Die letzten Worte erstarben in einem Krächzen.
    »Das macht nichts, ich kann meine Arme auch nicht bewegen.«
    »Und deine Beine?« In seiner Stimme klang Besorgnis. Offensichtlich hatte er Angst, sie eingeklemmt zu haben. »Kannst du sie bewegen?«
    »Ja, keine Sorge. Meinen Beinen geht es gut. Wir sind nur … Es hat uns beide in der Mitte erwischt.«
    Delvaux lachte zischend. »Ja, ich weiß. Eigentlich mag ich es ja, wenn die Frau unten liegt, aber normalerweise bevorzuge ich dann bequemere Umgebungen mit Kissen und Matratzen.«
    Sie lachten beide, doch genau in dem Augenblick kam ein weiteres kleineres Nachbeben, dass die Felsen um sie herum in Bewegung brachte. Delvaux’ Oberkörper krümmte sich blitzartig, als sich über ihm der Felsbrocken bewegte. Sein Körper spannte sich gequält, doch dann wurde der Schmerz übermächtig, und Delvaux gab ihm nach.
    »Es … es tut mir leid, Karen«, flüsterte er, ehe sein Kopf kraftlos auf ihre Brust sank.
    »Simon!«
    Doch er hörte sie nicht mehr.
    Karen fing an zu schluchzen. Das durfte alles nicht wahr sein. Ein einziger Albtraum! Wann würde man sie beide in dieser Höhle finden? Noch heute Nachmittag? Und wenn nicht? Würden sie eine Nacht in den Bergen überstehen? Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie an Michael dachte. Würde sie ihn jemals wiedersehen?
    Ihr wurde immer kälter.

35
    Im selben Moment spielten siebentausend Kilometer entfernt im St.-Raphael-Krankenhaus die Anzeigen von Mansfields Überwaschungsbildschirm verrückt. Ein pulsierender Alarmton ließ Alicia Davidson hochschrecken, die stundenlang neben Mansfield auf einem Stuhl ausgeharrt hatte und vor einigen Minuten kurz eingenickt war.
    Sofort eilten drei Krankenschwestern ins Zimmer und überprüften die medizinischen Geräte neben Mansfields Bett, die Infusionen und seine Lebensfunktionen, und wenige Sekunden später trat ein Arzt ins Zimmer.
    »Was ist hier los?«
    Eine der Krankenschwestern fixierte irritiert die Infusionsflaschen und prüfte die Einstellung der verabreichten Kochsalzlösung und der Medikamente, während eine andere den Alarmton abstellte und routiniert Mansfields Blutdruck maß.
    »Er hat einen rasant erhöhten Blutdruck, Dr. Cowler. Hundertachtzig zu hundertvierzig. Und sein Atmungsrhythmus ist zu schnell.«
    »Okay. Er scheint im Augenblick unter einer Stresssituation zu stehen. Hatte er das schon öfter, seit er eingeliefert wurde?« Der Arzt warf einen fragenden Blick in die Runde, doch die Krankenschwestern und auch Alicia verneinten dies.
    Dr. Cowler betrachtete den Überwachungsbildschirm mit Mansfields Lebensfunktionen, die teilweise wild nach oben und unten ausschlugen, doch die Durchschnittswerte unterhalb der Anzeigen nannten ihm schon wieder einige beruhigende Werte. Der Patient war nicht in akuter Lebensgefahr, und auch wenn die Durchschnittswerte oberhalb des normalen Status lagen, waren sie immer noch in einem Bereich, der den Arzt innerlich aufatmen ließ. Er hatte keine Lust, dem bekannten und nervigen Mansfield senior demnächst Rechenschaft über seine Behandlungsmethoden ablegen zu müssen.
    »Gut, das schaffen wir.«
    Er nannte einer der Krankenschwestern ein Medikament und die Dosierung und sagte, dass er später noch mal nach dem Patienten sehe und dass die Schwestern in nächster Zeit öfter mal bei Mr. Mansfield vorbeischauen sollten. Dann nickte er Alicia beim Hinausgehen einmal kurz zu und verschwand in den Flur, wo ein Assistenzarzt bereits auf ihn wartete.
    Zwei Krankenschwestern glätteten Mansfields Bettdecke, während die dritte ihm das verordnete Medikament in die Infusionskanüle spritzte. Schon nach einer Minute konnten sie auf dem

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